Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
Vom Netzwerk:
unter
Kontrolle zu bringen. Der Verdächtige steigerte sich mehr und mehr in seinen
Erregungszustand hinein. Inzwischen tigerte er auf und ab, murmelte vor sich
hin und schlug mit geballter Faust auf die Wände und seinen Kopf ein.
Schließlich ergriff der Verdächtige ... Mal sehen, wir wollen dir doch
irgendwas geben, das ernstzunehmender ist als eine Flasche; es soll dir
schließlich keiner nachsagen, du warst ein Weichei. Was hätten wir denn da?«
Ich sah mich im Zimmer um: Werkzeugkasten, natürlich, ordentlich unter einer
Kommode verstaut. »Ich wette, da ist ein schöner dicker Schraubenschlüssel
drin, oder? Der Verdächtige ergriff einen langen Schraubenschlüssel aus einem
offenen Werkzeugkasten, siehe beiliegende Fotos, und wiederholte seine
Drohung, mich zu töten. Ich befahl ihm, die Waffe fallen zu lassen, und wich
zurück. Er rückte unaufhaltsam nach und versuchte, mich mit der Waffe am Kopf
zu treffen. Ich wich dem Schlag aus und feuerte einen Warnschuss über die Schulter
des Verdächtigen ab - keine Sorge, ich pass auf, dass die guten Möbel nichts
abkriegen. Dann warnte ich ihn, dass mir im Falle eines erneuten Angriffs keine
andere Wahl bliebe, als auf ihn zu schießen —«
    »Das
machst du nicht. Willst du Holly etwa erzählen, du hast ihren Onkel Shay
abgeknallt?«
    »Ich werde
Holly einen Scheißdreck erzählen. Das Einzige, was sie wissen muss, ist, dass
sie nie wieder auch nur in die Nähe dieser gottverdammten beschissenen Familie
kommt. Wenn sie irgendwann erwachsen ist und sich kaum noch daran erinnert, wer
du warst, werde ich ihr erklären, dass du ein dreckiger Mörder warst und genau
das gekriegt hast, was du verdient hattest.« Von der Platzwunde an meiner
Schläfe troff Blut auf ihn runter, fette Tropfen, die in seinen Pullover
sickerten und sein Gesicht bespritzten. Keiner von uns scherte sich drum. »Der
Verdächtige versuchte erneut, mich mit dem Schraubenschlüssel zu treffen,
diesmal erfolgreich, siehe ärztliches Gutachten und beiliegendes Foto von
Kopfwunde, denn darauf kannst du dich verlassen, mein Lieber, es wird eine ganz
prächtige Kopfwunde geben. Als mich der Schraubenschlüssel traf, betätigte ich
reflexartig den Abzug meiner Dienstpistole. Ich glaube, wenn ich durch den
Schlag nicht halb benommen gewesen wäre, hätte ich einen nicht tödlichen Schuss
abgeben können, der den Verdächtigen nur außer Gefecht gesetzt hätte.
Allerdings glaube ich auch, dass ich unter den gegebenen Umständen keine andere
Möglichkeit hatte, als meine Dienstpistole abzufeuern, und dass mein Leben
ernsthaft gefährdet gewesen wäre, wenn ich noch einige Sekunden länger
gezögert hätte. Gezeichnet, Detective Sergeant Francis Mackey. Und da ja keiner
mehr da sein wird, um meiner hübschen, wasserdichten offiziellen Version zu
widersprechen, was meinst du wohl, was die glauben werden?«
    In Shays
Augen war kein Funke Vernunft oder Vorsicht mehr zu erkennen. »Ich könnte
kotzen«, sagte er. »Du verräterisches Dreckschwein.« Und er spuckte mir Blut
ins Gesicht.
    Licht
zersplitterte in meinen Augen wie Sonnenlicht auf geborstenem Glas, blendete
mich, machte mich schwerelos. Ich wusste, dass ich
abgedrückt hatte. Die Stille war gewaltig, breitete sich weiter und weiter
aus, bis sie die ganze Welt umhüllte und kein Laut mehr blieb, bis auf das
rhythmische Rasseln meines Atems. Sie schuf eine unermessliche Freiheit, als
würde ich fliegen, in wilde reine Höhen, von denen mir fast das Herz verging,
nichts in meinem Leben hatte je an diesen Moment herangereicht.
    Dann
verdunkelte sich das Licht, und die kühle Stille flackerte und zerbrach, wurde
von konturlosen Formen und Lauten gefüllt. Shays Gesicht materialisierte sich
wie ein Polaroidfoto aus dem Weiß: übel zugerichtet, mit weit aufgerissenen
Augen, blutbesudelt, aber noch immer da. Ich hatte nicht geschossen.
    Er stieß
einen grässlichen Laut aus, der ein Lachen hätte sein können. »Ich hab's dir
gesagt«, krächzte er. »Ich hab's dir doch gesagt.« Als seine Hand anfing,
wieder nach der Flasche zu tasten, drehte ich die Pistole um und schlug ihm mit
dem Griff gegen den Kopf.
    Er gab ein
ekeliges würgendes Geräusch von sich und erschlaffte. Ich zog seine Hände vor
den Körper, legte ihm schön fest die Handschellen an, überprüfte seine Atmung
und lehnte ihn mit dem Rücken gegen die Sofakante, damit er nicht an seinem
eigenen Blut erstickte. Dann steckte ich meine Pistole weg und holte mein Handy
hervor. Das Wählen

Weitere Kostenlose Bücher