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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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-Verpackungen, aber überwiegend mit dickem Staub bedeckt - Jugendliche
hatten heutzutage bessere Treffpunkte und genug Geld, um reinzukommen -, und
hübscherweise rundeten benutzte Kondome die Mischung ab. Zu meiner Zeit waren
die Dinger illegal. Wer überhaupt mal das Glück hatte, in eine Situation zu
geraten, wo ein Kondom angebracht war, ging das Risiko ein und hatte die
nächsten paar Wochen das große Flattern. Hoch oben in allen Ecken hingen dicke Spinnweben,
und durch die Ritzen um die Schiebefenster pfiff ein dünner, kalter Wind.
Demnächst würden die Fenster verschwinden, an irgendeinen Flachwichser verkauft
werden, dessen Frau sich einen malerischen Touch Urtümlichkeit wünschte. Ich
sagte - und unwillkürlich sprach ich hier leise: »In diesem Zimmer hab ich
meine Unschuld verloren.«
    Ich
spürte, wie Kevin mich anblickte, eine Frage auf der Zunge hatte, aber er
bremste sich. Er sagte: »Mir würden für eine Nummer eine ganze Reihe bequemere
Plätze einfallen.«
    »Wir
hatten eine Decke. Und Bequemlichkeit ist nicht alles. Ich hätte diese Bude
nicht mal gegen das schickste Penthouse eingetauscht.«
    Nach einem
Moment fröstelte Kevin. »Gott, ist das hier deprimierend.«
    »Sieh's
als Atmosphäre. Als eine Erinnerung an schöne alte Zeiten.«
    »Von wegen
schöne alten Zeiten. Hast du die Dalys gehört? Wie gottverdammt öde die
Sonntage in den Achtzigern waren? Kirche, und dann das beschissene
Sonntagsessen - um wie viel wetten wir, dass es geräucherten Speck gab mit
Bratkartoffeln und Kohl?«
    »Vergiss
den Nachtisch nicht.« Ich ließ die Taschenlampe über die Dielenbretter gleiten:
ein paar kleinere Löcher, das Holz an manchen Enden zersplittert, nirgendwo
ausgebessert — und hier drin wäre einem jede ausgebesserte Stelle sofort
aufgefallen. »Pudding aus der Tüte, jedes Mal. Schmeckte wie Kreide mit
Erdbeeraroma, aber wenn du das Zeug nicht gegessen hast, musste deinetwegen
ein schwarzes Baby hungern.«
    »Gott, ja.
Und dann den ganzen Tag lang nichts zu tun als an der Ecke in der Kälte
rumhängen, es sei denn, man konnte ins Kino abhauen oder wollte sich Ma und Dad
antun. Nichts in der Glotze außer Father Soundso, der in seiner Predigt droht,
von Verhütung wird man blind, und selbst dafür musste man stundenlang mit der
bescheuerten Zimmerantenne durch die Gegend rennen, um einen halbwegs anständigen
Empfang zu kriegen ... An manchen Sonntagen war ich irgendwann so gelangweilt,
dass ich mich richtig auf die Schule gefreut hab.«
    Nichts, wo
der Kamin gewesen war oder im Abzugsrohr. Bloß ganz oben ein Vogelnest, und an
den Seiten weiße Streifen Vogeldreck, die sich über Jahre hinweg gesammelt
hatten. Das Abzugsrohr war kaum breit genug für den Koffer. Die Leiche einer
erwachsenen Frau hätte niemand da hineinschieben können, nicht mal
vorübergehend. Ich sagte: »Glaub mir, Kleiner, du hättest herkommen sollen.
Hier ging echt was ab. Sex, Drugs and Rock&Roll.«
    »Als ich
alt genug war, wo richtig was abgehen konnte, ist keine Sau mehr hergekommen.
Hier gab's Ratten.«
    »Die gab's
schon immer. Haben zusätzlich Atmosphäre verbreitet. Komm.« Ich ging in den
nächsten Raum.
    Kevin
folgte mir. »Die haben Bazillen verbreitet.
Du warst da schon weg, aber irgendwer hat hier mal Gift oder so ausgelegt -
ich glaub, es war Mad Johnny, der hatte doch die totale Krise wegen Ratten,
eine Art Schützengrabentrauma oder was weiß ich. Jedenfalls, ein paar von den
Ratten sind in die Wände gekrochen und da verendet, und Mann, ich schwör dir,
das hat vielleicht gestunken. Schlimmer als auf einer Müllkippe. Wir hätten an
Typhus sterben können.«
    »Ich
finde, es riecht ganz passabel hier.« Ich leuchtete wieder alles mit der
Taschenlampe ab. Allmählich fragte ich mich, ob ich mit der Suche hier nicht
völlig auf dem falschen Dampfer war. Einmal übernachten bei meiner Familie, und
schon färbte der ganze Irrsinn auf mich ab.
    »Nach
einer Weile ist der Gestank auch wieder verflogen, klar. Aber da hatten wir
alle uns schon was Neues zum Rumhängen gesucht, das leere Grundstück oben an
der Ecke Copper Lane, kennst du das? Das war eigentlich auch ganz schön
beschissen - im Winter hat man sich den Arsch abgefroren, und alles war voll
mit Brennnesseln und Stacheldraht -, aber da trafen sich auch die Jugendlichen
von der Copper Lane und der Smith's Road, deswegen hatte man bessere Chancen,
ein Bier zu schnorren oder wen zum Knutschen zu finden oder was auch immer.
Deshalb sind wir nie

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