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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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frischen Luft sitzen. Wo brauchst du denn Hilfe?« Ihre Lippen formten einen Strich, der je nach Betrachtung als Lächeln oder als unbeteiligte Grimasse gewertet werden durfte. Sie sah die Bosnierin auf dem Stuhl und trat zu ihr. Heustapel ging zur Seite.
    »Ich nehm die Frau fest. Es gibt ein Motiv, das mit dem Massa ker von Srebrenica zusammenhängt. Unser Toter ist der Schwager des Generals, der die Erschießungen durchführen ließ. Sie hat dabei ihren Sohn und ihren Mann verloren.« Er deutete auf die Sitzende und machte trotz des renitenten Verhaltens, das sie gera de gezeigt hatte, ein mitfühlendes Gesicht. »Sie will sich nicht dazu vernehmen lassen und einfach gehen.« In diesem Moment gewann Heustapel einen neuen Eindruck von der osteuropäischen Haushilfe. Plötzlich wirkte ihr Blick auf ihn verschlagen, ja lauernd. Immer noch hatte sie die Hände in den Kitteltaschen. »Wir sollten sie mal gerade durchsuchen. Wenigstens oberflächlich. Machst du das?«
    Elke verzog den Mund. »Das hab ich immer gehasst. Zum Frauendurchsuchen sind die Kolleginnen gut genug, den Rest machen die Kollegen dann gerne selbst. Fand ich schon schlimm, als ich noch in Uniform streifte.« Trotzdem machte sie Saliha ein Zeichen aufzustehen.
    »Na, ich darf’s ja wohl nicht«, entschuldigte Heustapel sich grin send. »Das Geschrei möchte ich hören, wenn die männlichen Poli zisten Frauen abtasten würden.« Er stellte sich leicht versetzt hin ter die Festgenommene, um jederzeit auf sie einwirken zu können. Er wollte gewappnet sein.
    Elkes Hände glitten bei der Beschuldigten vom Kopf über die Arme und den Rumpf nach unten. In Höhe der Kitteltaschen, Sa liha stand mit ausgebreiteten Armen da, fühlte sie etwas Flaches, Rechteckiges und griff hinein. Sie reichte ihrem Kollegen zwei Fotos, eins davon war stark zerknüllt und wieder glatt gestrichen worden. Heustapel pfiff durch die Zähne und konnte es kaum erwarten, bis sie ihre Durchsuchung abgeschlossen hatte.
    »Keine Gegenstände, außer den Bildern. Sie ist unbewaffnet und hat nichts dabei, um uns gefährlich zu werden«, meldete Elke pflichtbewusst. So hatte sie es gelernt und trotz Büroroutine beibehalten. Der Berchtesgadener Ermittler schlug lässig mit den Fingern gegen die Fotos. Saliha musste sich wieder setzen.
    »Genau solche hatte Wiesbeil in der Hütte. Wo haben Sie die also her? Na?« Er wurde laut und schob sein Gesicht nah an ihres heran.
    Die Bosnierin zog die Schultern hoch und machte sich klein.
    »Wann waren Sie dort ?« Er wies in Richtung Almrauscher-Hütte.
    Die Beschuldigte schüttelte den Kopf.
    »Warum leugnen Sie, wenn Sie nichts mit dem Tod dieses Mannes zu tun haben?« Auf dem zerknickten Foto war General Bojan Draskovic im Halbprofil zu sehen, im Hintergrund junge, strahlende Soldaten. Das andere Bild zeigte Wiesbeil mit seiner Frau, beide lachten. Ihr Glück war zu spüren. »Wieso der Schwager, frage ich mich. Hat er Ihre Familie getötet?«
    Saliha schüttelte den Kopf. »Ich nix totmachen«, rief sie erregt.
    »Na, na, wer wird denn laut werden?« Die Stimme kam von der Stubentür. Dort wedelte, immer noch im weißen Overall, ein Mann vom Erkennungsdienst mit einem Schnellhefter.
    »Wir haben Fingerabdrücke der Dame in der Almrauscher-Hütte gesichert. Kein Zweifel, sie war drin.« Er legte den dünnen Hefter vor seinen Kollegen auf den Tisch, blätterte und deutete auf ein Ak tenblatt. Dort war aufgeführt, was sie alles angefasst hatte. Die Ka mera, die Brieftasche, Fotos und sogar die Schokolade, überall wa ren ihre Abdrücke gefunden worden. Heustapel nickte dankend und tippte etwas in seinen Laptop. »Tja, ich denke, wir sollten noch mal das Zimmer der Verdächtigen durchsuchen. Seid so gut«, er sprach zu Elke und dem Kollegen vom Erkennungsdienst, »achtet auf sie. Ich werde schnell mal telefonieren.«
    Die Polizistin ging zu dem Stuhl, auf dem Heustapel gesessen hatte. Seine Jacke hing über der Lehne. Als Saliha plötzlich ihre Hände vor das Gesicht hielt und schluchzte, nutzte die Kölnerin den Moment allgemeiner Ablenkung und steckte etwas in die Innentasche.

    Heustapel bat Johannes in der Küche um das Satellitentelefon. »Der Bayerische Staat wird selbstverständlich die Kosten übernehmen«, beruhigte er ihn ungefragt. »Aber ich muss schnell die Staatsanwaltschaft und den Richter sprechen. Schließlich will Jus­ titia wissen, was in ihrem Namen geschieht.« Er wählte zuerst die Nummer des Anklägers. Immerhin gab es

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