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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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können. Auch die Fachdienststellen waren völlig ausgebucht. Elke konnte sofort reagieren, als die Hand gefunden wurde, von der wir mit gutem Grund annehmen können, dass sie zum zerstückelten Heinz-Gerd Wiesbeil aus Berchtesgaden gehört, dem Gastronomie-Kritiker mit zweifelhaftem Ruf.«
    »Das war aber nicht seine einzige Profession«, rief Elke dazwischen. Die Männer sahen sie an.
    »Vielleicht können wir erst mal alles an Fakten zusammentragen, was die örtlich Zuständigen ermittelt haben?«, fragte der sichtlich irritierte Traunsteiner. Er legte eine Mappe auf den Tisch und blätterte in den handschriftlichen Unterlagen. Polaroidfotos vom gefundenen Torso rutschten heraus. Die Kölnerin sah sich die Bilder interessiert an, auch wenn sich ihr Magen zusammenzog. Tote Menschen gehörten normalerweise überhaupt nicht zu ihrem Arbeitsfeld.
    »Die Tat geschah unweit des Fundortes. Zum Ablageort führte eine Schleifspur. Zeigst du mal gerade die Funde«, bat er einen seiner Erkennungsdienstler, und der legte drei Pergamenttüten auf den Tisch. Sie enthielten ein Bonbonpapier, eine zertretene Hornbrille und eine aufgebrochene Tafel Schokolade. »Diese Bril le«, der Traunsteiner hielt die milchig-durchsichtige Hülle hoch, »lag am Tatort. Und dieses Papier hier«, er zeigte die an dere Tüte, »lag unweit davon in einem Blaubeerstrauch.« Der äl tere Ermittler aus Berchtesgaden sah auf das Horngestell und zog seine in der Almrauscher-Hütte sichergestellten Bilder hervor. Wortlos legte er sie auf den Tisch. Auf den ersten Blick bestand kein Zweifel, so eine Brille hatte der Tote wohl getragen. »Und die Tafel da«, er tippte auf die eingetütete Schokolade, »entspricht der Marke, die wir in der Hütte gefunden haben.«
    Elke starrte auf das Bonbonpapier und kräuselte die Stirn.
    Heustapel deutete auf die Fotos aus der Unterkunft des Kritikers. »Das ist doch kein Zufall. Wir finden in den Unterlagen des Toten Bilder von Personen, die auch in einer bosnischen Zeit schrift abgelichtet sind. Und die liegt oben bei der Haushilfe Saliha Osmanagic. Da gibt’s bestimmt eine Verbindung.«
    Sein älterer Kollege zog die Brieftasche des Toten hervor und entnahm ihr den Belgrader Universitätsausweis. »Wiesbeil war, so wie es scheint, bis 2008 an der Uni Belgrad. Was er da gemacht hat, könnte man ermitteln lassen Das sieht nach einer Spur in den Osten aus.« Er reichte das Ledermäppchen an Heustapel weiter, der die Asservate entgegennahm.
    »Man müsste halt seine Frau fragen.« Er zeigte auf die Dame auf den Bildern. »Ich nehm mal an, sie heißt Danica? Jetzt, wo wir ei ne Ahnung haben, wer der Zerstückelte ist, können wir die Familie befragen, wenn wir im Tal sind.« Er sah auf die Uhr. »Der große Ansturm auf das Mittagessen ist wohl vorbei. Wir müssen auch schaun, dass wir weiterkommen. Was meint ihr? Vergleichsab drücke bei der Wirtin und der Haushilfe Osmanagic?« Den letz ten Satz hatte Heustapel zu den jetzt personell verstärkten Kollegen des Erkennungsdienstes gesprochen, die schon nickend aufstanden und ihre Koffer nahmen.
    »Schafft ihr das, die Abdrücke nach alter Schule ohne Computer mit denen aus der Hütte zu vergleichen?« Schartauer sprach gern von alter Schule, rechnete er sich doch selbst dazu. »Wir müssen uns hier oben ja einschränken. Na, ich denke, gelernt ist gelernt. Währenddessen kann der Alois noch mal die Bosnierin vernehmen und vielleicht«, er knabberte Brotkrümel, die er mit einem angefeuchteten Finger von der Tischplatte aufgesammelt hatte, »den Bruder der Wirtin. Ich werd mir die Chefin vorknöpfen und die Moni Riedeneiner. Dann sind wir schneller durch.« Die Männer standen auf. Es war kühl geworden. Wolken hatten die Sonne verdeckt, ein kalter Wind wehte um die Hausecke. »Haben wir eigentlich einen zweiten Laptop dabei?«, fragte er seinen Kollegen Heustapel, der den Kopf schüttelte.
    »Kannst meinen haben, liegt im Hubschrauber. Ich muss mir eh erst mal ein Bild von der Örtlichkeit hier machen.« Der Traunsteiner Todesermittler klopfte dem älteren Kripobeamten auf die Schulter und sah auf den Tisch mit den Tabletts. »Vielleicht bekomm ich auch noch was zu essen. Danach schau ich mir die Brennhütte an.«
    Als die Berchtesgadener anfingen, ihr Geschirr abzuräumen, unterbrach Elke sie. »Lasst mal, das mach ich schon.«
    Die Ermittler nickten lässig, als gehöre sich das sowieso. Elke fügte schnell hinzu: »Ausnahmsweise.«

Minzbonbon
    Als Elke die Tabletts

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