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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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mit dem Geschirr zur Küchenausgabe brachte, nahm Moni ihr die Sachen ab.
    »Hoffentlich ist bald hier oben wieder Ruhe«, sagte die Kölnerin. »Zwei Hubschrauber, ein Kopf, ein Rumpf, Mordkommission und Erkennungsdienst im Haus, das ist wirklich nicht mehr der magische Funtensee, oder?«
    »Die Hand hast du vergessen. – In den Bergen sind früher die Leute vor Armut verhungert, die Nazis waren auch schon da«, erwiderte Moni trocken. »Also, so unschuldig ist es hier heroben nicht. Vielleicht gibt es gar keinen Ort ohne Schuld. Das Böse kommt und geht.«
    Elke trat vor die Tür des Koglerhauses und blickte in den verhangenen Himmel. Die Wolken hatten sich in ein schmutziges Grau verfärbt. Eine gute Gelegenheit, ein bisschen zu lesen, dachte sie und stieg die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Jetzt gab es dort drei unbelegte Betten. Bald würde die Saison enden und der erste Schnee die Wege unpassierbar machen. Deshalb war gerade in den schönen Frühherbsttagen mit noch mehr Andrang zu rechnen. Dass sie nach Huberts Weggang dort allein bleiben durfte, empfand sie als wahren Luxus.
    Elke nahm einen Abrechnungsblock, den sie aus der Spieleecke unten in der Stube mitgenommen hatte, und kuschelte sich in ih ren Schlafsack. Im Denken klickte sie immer wie der mit dem Kugelschreiber, den sie sich geliehen hatte. Mit der Unruhe heimkehrender oder neuer Bergfreunde war erst in zwei, drei Stunden zu rechnen. Konzentriert begann sie zu schreiben. Ihre Sätze waren knapp, das Geschilderte chronologisch. Es sollte so verständlich wie möglich sein. Nach einigen Blättern, der Block war fast aufgebraucht, rieb sie sich die Augen und legte den Kugelschreiber beiseite. Den würde sie zurückbringen müssen, ermahnte sie sich.
    Sie kletterte von ihrem Bett hinunter, griff ihren Krimi und riss die letzte Tüte Haribo auf, die sie noch im Rucksack gefunden hat te. Wieder im Schlafsack, begann sie zu lesen. Die grauen Wolken dämpften das Fensterlicht. Um sie herum war es ruhig und unter den Decken warm. Ihre Augenlider wurden schwer, sie las, ohne es zu merken, wiederholt dieselbe Seite. Dann schlief sie langsam ein.

    Heustapel saß wieder an dem Stubentisch, an dem er schon seine letzten Vernehmungen durchgeführt hatte. Saliha Osmanagic, ihm gegenüber, hatte ihre Hände in den Schoß gelegt und schaute zu Boden, die Papillarlinien aller Fingerkuppen und die gesamte rechte Innenhandfläche waren schwarz, das Abrollen auf den Karteikarten hatte sie widerstandslos über sich ergehen lassen. Der Laptop war aufgeklappt, der Cursor blinkte und wartete auf Texteingaben.
    Heustapel legte die Fotos aus Wiesbeils Hütte auf den Tisch und schob sie Saliha hin. Dann blätterte er Svet , die bosnische Zeitschrift aus ihrem Zimmer auf und schob die Seite mit den Bildern daneben, die auch den General und neben ihm die elegante Dame zeigten.
    Die Bosnierin sah gleichgültig hin und blickte ihn an. »Was wollen?«, fragte sie unwillig und hielt seinem Blick stand.
    »Ich kann Ihre Sprache nicht. Worum geht es da in dem Text neben den Fotos?« Saliha stieß ihren Atem aus, es wirkte verächtlich.
    »Bojan Draskovic, General. Er viel Menschen totmachen. Hat gewohnt in sein Villa in Belgrad. Jetzt er weglaufen.« Ihre Stim me klang wütend. Der Kommissar tippte auf den Menschen daneben. »Danica, sein Schwester. Ihm immer helfen. Familie ist reich.« Er legte das Foto, das den Gastronomie-Kritiker und diese Danica vor einer alten Steinbogenbrücke zeigte, vor Saliha auf den Tisch. Murmelnd nahm sie es. Kurz blickte sie zu dem Ermittler auf der anderen Tischseite und sah, dass er eine Erklärung erwartete. »Sein Frau«, stieß sie hervor, tippte auf den Mann daneben und warf das Bild auf die Tischplatte, als habe sie sich daran verbrannt. Heustapel zuckte ungläubig zusammen.
    »Die Schwester des Generals ist mit dem Kritiker Wiesbeil verheiratet? Woher wissen Sie das denn?«
    Saliha Osmanagic wies auf die Zeitschrift auf dem Tisch. »Da schreiben über reich und wichtig Leute. Habe das gelesen lange vorher, bei Hochzeit von böse Mann mit Bart und Danica Dras­kovic. Familie Draskovic für Menschen in Bosnien sehr schlecht. Ihr Bruder Todesgeneral, Chef von schwarze Skorpione.« Die abgearbeitete Bosnierin begann, die Arme fest zu verschränken und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück. Ihre Gedanken schienen abzugleiten. Schwarze Skorpione. Heustapel dämmerte es. Der Krieg in Bosnien schien längst vergangen. Eine Art Elitetruppe der

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