Freu dich des Lebens
Durchschnittsmensch? Das genaue Gegenteil. Wenn ihm etwas nicht gefällt, kanzelt er seinen Untergebenen ab; ist er jedoch zufrieden, so sagt er kein Wort. Oder wie’s ein altes Couplet besingt:
»Von meinem Fehler spricht man immer, von meinen guten Taten nimmer.«
»Ich bin im Leben viel herumgekommen und habe in den verschiedensten Erdteilen viele und berühmte Menschen kennen gelernt«, erzählte Schwab. »Aber ich bin bis heute jenem Menschen noch nicht begegnet, wie berühmt er auch sein mochte, der nicht nach einer Anerkennung besser und einsatzfreudiger gearbeitet hätte als nach einem Tadel.«
Das war auch einer der Hauptgründe für den beispiellosen Erfolg von Andrew Carnegie, der seine Mitarbeiter in der Öffentlichkeit ebenso lobte wie privat.
Selbst über seinen Tod hinaus wollte Carnegie seinen Mitarbeitern Anerkennung zollen und ließ deshalb die Worte auf seinen Grabstein setzen: ›Hier ruht einer, der sich zeitlebens mit Menschen umgeben hat, die klüger waren als er.‹
Rückhaltlose Anerkennung war eines der Geheimnisse von John D. Rockefellers Menschenführung. Als Edward T. Bedford, einer seiner Partner, mit einem schlechten Handel in Südamerika die Firma um eine Million Dollar brachte, hätte er eine Kritik von John D. gewiss verdient gehabt. Aber Rockefeller wusste, Bedford hatte sein möglichstes getan - und damit war die Sache erledigt. Er fand sogar einen Grund, Bedford dafür zu loben, dass es ihm gelungen sei, immerhin sechzig Prozent des investierten Geldes zu retten. »Großartig!« lobte Rockefeller. »Das gelingt selbst uns von der Direktion nicht immer.«
Ich habe unter meinen Zeitungsausschnitten eine Geschichte, die meines Wissens nie passiert ist, die aber der Wahrheit so nahe kommt, dass ich sie hier wiedergeben möchte.
Diese Geschichte erzählt, wie eine Bauersfrau am Ende eines harten Arbeitstages ihren Männern einen Haufen Heu vorsetzte. Als diese voll Entrüstung wissen wollten, ob sie eigentlich verrückt sei, meinte sie: »Ach, ich dachte gar nicht, dass ihr das merken würdet. Da habe ich nun zwanzig Jahre lang für euch Männer gekocht, und nie hat einer den Mund aufgemacht, um mir zu sagen, dass es nicht bloß Heu war, was ich auf den Tisch brachte.«
Vor einigen Jahren wurde eine Untersuchung über davongelaufene Ehefrauen durchgeführt. Was denken Sie, aus welchem Grund diese Frauen hauptsächlich davongelaufen sind? Wegen »Mangel an Anerkennung«. Ich möchte wetten, dass eine ähnliche Umfrage bei davongelaufenen Ehemännern zum gleichen Resultat führen würde. Wir betrachten oft unseren Ehepartner als etwas so Selbstverständliches, dass wir gar nicht daran denken, ihm unsere Anerkennung zu zeigen.
Ein Kursteilnehmer erzählte einmal, wie seine Frau, die mit einer Gruppe anderer Frauen an einem Selbstverbesserungsprogramm arbeitete, mit der Bitte an ihn trat, ihr sechs Dinge zu nennen, die er an ihr gerne verändert hätte, damit sie ihm in Zukunft eine bessere Lebensgefährtin sein könnte. »Ihre Bitte überraschte mich«, berichtete der Mann. »Es wäre mir, ehrlich gesagt, nicht schwergefallen, sechs Dinge aufzuzählen, die ich an ihr gern anders hätte - aber, du lieber Himmel, sie hätte an mir tausend Dinge kritisieren können. Also sagte ich nichts und bat nur: ›Lass mich darüber nachdenken, ich gebe dir die Antwort morgen.‹
Am anderen Tag stand ich etwas früher auf, ging beim Blumenhändler vorbei und bat ihn, meiner Frau sechs Rosen zu schicken. Dazu legte ich eine Karte: ›Mir fallen keine sechs Dinge ein, die ich an Dir anders haben möchte. Ich liebe Dich so, wie Du bist.‹
Wer erwartete mich an der Tür, als ich am Abend nach Hause kam? Richtig: Meine Frau. Sie hatte fast Tränen in den Augen. Unnötig zu sagen, wie glücklich ich war, dass ich sie nicht kritisiert hatte, wie sie es wünschte.
Am anderen Sonntag nach der Kirche kamen mehrere Frauen, die am gleichen Kurs teilnahmen und denen sie inzwischen von meiner Antwort erzählt hatte, auf mich zu und erklärten: ›Das war das Taktvollste, was wir je gehört haben.‹ An diesem Beispiel ist mir bewusst geworden, welche Macht Anerkennung besitzt.«
Florenz Ziegfeld, der großartigste Unternehmer, der je den Broadway auf den Kopf gestellt hat, erlangte seinen Ruf dadurch, dass er das amerikanische Girl verherrlichte.
Wiederholt nahm er irgendein graues Mäuschen in seine Truppe auf, das kein Mensch auch nur ein zweites Mal angeschaut hätte, und verwandelte es auf der
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