Freu dich des Lebens
blauen Schleifen bewundern konnten.
Die Schweine machten sich nichts aus den Schleifen, die sie gewonnen hatten. Wohl aber mein Vater - diese Preise gaben ihm ein Gefühl von Bedeutung.
Hätten unsere Vorfahren nicht dieses brennende Verlangen nach Bedeutung gehabt, dann hätte es nie eine Zivilisation gegeben. Ohne Geltungsbedürfnis würden wir leben wie die Tiere.
Das Verlangen nach Bedeutung war es auch, das Dickens dazu getrieben hat, seine unsterblichen Romane zu schreiben. Das gleiche Verlangen inspirierte Sir Christopher Wren, den großen englischen Architekten und Erbauer der St.-Pauls-Kathedrale, zu seinen Symphonien in Stein, ließ Rockefeller Millionen anhäufen, die er nie ausgeben konnte, und hat von jeher den reichsten Mann der Stadt veranlasst, ein Haus zu bauen, das für seine Bedürfnisse viel zu groß ist.
Dieser Wunsch treibt aber auch viele junge Menschen dazu, sich Banden anzuschließen und kriminelle Handlungen zu begehen. »Für den durchschnittlichen jungen Verbrecher zählt nur sein eigenes Ego«, erklärte E. P. Mulrooney, seinerzeit Polizeikommissar von New York. »Das erste, wonach er nach seiner Verhaftung verlangt, sind die üblen Boulevardblätter, die aus ihm einen Helden machen. Der unerfreuliche Gedanke ans Zuchthaus liegt ihm fern, solange er sich nur daran weiden kann, sein Bild neben Filmstars, Sportgrößen und Politikern auf den Titelseiten und am Bildschirm zu sehen.«
Sagen Sie mir, was Ihnen das Gefühl von Bedeutung gibt, und ich sage Ihnen, wer Sie sind, denn daran lässt sich Ihr Charakter ablesen. John D. Rockefeller fühlte sich bedeutend, als er Geld gab, um in China ein modernes Spital zu errichten und damit Millionen von armen Menschen zu helfen, die er nie gesehen hatte und nie sehen würde. Dillinger dagegen befriedigte sein Geltungsbedürfnis als Bandit, Bankräuber und Mörder. Als er von der Polizei gejagt wurde, drang er in ein Haus ein und sagte: »Ich bin Dillinger!« Er war stolz darauf, der Staatsfeind Nummer eins zu sein. »Ich tue Ihnen nichts, aber ich bin Dillinger!« erklärte er den Bewohnern.
Der markante Unterschied zwischen Dillinger und Rockefeller liegt eben darin, auf welche Art und Weise sie ihr Verlangen nach Bedeutung stillten.
Die Geschichte wimmelt von amüsanten Beispielen, wie sich berühmte Leute abmühten, ihr Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Selbst George Washington wünschte, »Seine Hoheit, der Präsident der Vereinigten Staaten« genannt zu werden; und Kolumbus flehte um den Titel »Admiral des Ozeans und Vizekönig von Indien«. Katharina die Große weigerte sich, Briefe zu öffnen, die nicht an »Ihre Kaiserliche Majestät« adressiert waren; Mrs. Lincoln stürzte sich im Weißen Haus wie eine Tigerin auf Mrs. Grant und rief: »Wie können Sie es wagen, in meiner Gegenwart Platz zu nehmen, ehe ich Sie dazu auffordere!«
Amerikanische Millionäre halfen 1928 Admiral Byrds Antarktisexpedition zu finanzieren, unter der Bedingung, dass ganze Reihen von Gletschern nach ihnen benannt würden; und Victor Hugo verlangte nichts Geringeres, als dass man Paris nach ihm umbenennen sollte. Sogar der größte der Großen, Shakespeare, versuchte seinem Namen mehr Glanz zu geben, indem er sich um ein Familienwappen bemühte.
Es gibt Menschen, die geradezu krank werden vor Verlangen nach Zuneigung und Aufmerksamkeit, um sich im Gefühl ihrer eigenen Bedeutung zu sonnen. Das war beispielsweise der Fall bei Mrs. McKinley, die ihren Mann, den Präsidenten der Vereinigten Staaten, dazu zwang, wichtige Staatsgeschäfte zu vernachlässigen, während er stundenlang an ihrem Bett saß und, den Arm um sie gelegt, versuchte, sie zum Schlafen zu bringen. Sie befriedigte ihre Gier nach Geltung dadurch, dass sie von ihm verlangte, er müsse bei ihr sein, wenn sie ihre Zähne behandeln ließ, und sie machte eine wilde Szene, als er sie einmal mit dem Zahnarzt allein lassen musste, weil er mit seinem Staatssekretär verabredet war.
Medizinische Fachleute wissen zu berichten, dass Menschen buchstäblich geisteskrank werden können, um in der Traumwelt des Wahnsinns das Gefühl von Bedeutung zu finden, das man ihnen in der Wirklichkeit verweigert. Es gibt mehr psychisch Kranke als andere Patienten in den Spitälern der Vereinigten Staaten.
Welches sind die Ursachen von Geisteskrankheit? Auf eine so summarische Frage kann niemand eine Antwort geben. Wir wissen jedoch, dass gewisse Krankheiten, wie zum Beispiel Syphilis, die Gehirnzellen angreifen
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