Freu dich des Lebens
Auszeichnungen an der großen Hundeausstellung im Madison Square Garden.‹
Meine anerkennenden Worte hatten schlagenden Erfolg.
›Ja‹, antwortete der Richter, ›ich habe viel Spaß an den Tieren. Möchten Sie einmal meinen Zwinger sehen?‹
Ungefähr eine Stunde lang zeigte er mir seine Hunde und die Preise, die er mit ihnen gewonnen hatte. Er brachte sogar ihre Stammbäume und erklärte mir, welche Abstammungslinien für ihre Schönheit und Klugheit ganz speziell verantwortlich seien.
Schließlich fragte er mich: ›Haben Sie kleine Kinder?‹
›Ja, einen kleinen Jungen‹, gab ich zurück.
›Glauben Sie nicht, dass er Freude hätte an einem jungen Hündchen?‹
›Und ob. Er würde vor Wonne ganz aus dem Häuschen geraten.‹
›Gut, dann werde ich ihm eines schenken‹, verkündete der Richter.
Er erklärte mir des langen und breiten, wie das Hündchen gefüttert werden musste. Zum Schluss meinte er: ›Damit Sie es nicht vergessen, schreibe ich es Ihnen auf.‹ Dann ging er ins Haus und schrieb den Stammbaum und die verschiedenen Ernährungsvorschriften auf ein Blatt Papier. Zum Dank dafür, dass ich ihm meine ehrliche Anerkennung für sein Hobby und seine Zuchterfolge ausgedrückt hatte, schenkte er mir fünf Viertelstunden seiner kostbaren Zeit und außerdem einen kleinen Welpen, der seine hundert Dollar wert war.«
George Eastman von den Kodakwerken hat den lichtempfindlichen Zelluloidstreifen erfunden, der seinerseits die Kinematographie möglich machte, und hat sich damit ein Vermögen erworben. Er wurde einer der berühmtesten Geschäftsmänner der Welt. Doch trotz seiner enormen Erfolge war er für kleine Anerkennungen ebenso dankbar wie Sie und ich.
Ein Beispiel: Als Eastman die Eastman-Musikschule in Rochester und außerdem, zum Gedächtnis an seine Mutter, das Kilbourn-Hall-Theater baute, bemühte sich James Adamson, Direktor einer großen Firma, die sich auf Sitzmöbel spezialisiert hatte, um den Auftrag, die Stühle für dieses Theater zu liefern. Er setzte sich telefonisch mit dem Architekten in Verbindung und vereinbarte eine Zusammenkunft mit Mr. Eastman in Rochester.
Als Adamson eintraf, warnte ihn der Architekt: »Ich weiß, dass Ihnen viel an diesem Auftrag liegt; aber ich will Ihnen gleich sagen, dass Sie nicht die geringste Aussicht haben, ihn zu bekommen, wenn Sie mehr als fünf Minuten von George Eastmans Zeit beanspruchen. Er ist ein Leuteschinder und außerdem sehr beschäftigt. Fassen Sie sich also kurz, und verschwinden Sie wieder.«
Adamson beschloss, sich an diese Weisung zu halten.
Als er ins Arbeitszimmer von Mr. Eastman geführt wurde, sah er diesen an seinem Schreibtisch sitzen, über einen Stapel Papiere gebeugt. Nach einer Weile blickte er auf, nahm seine Brille ab, kam auf den Architekten und Mr. Adamson zu und sagte: »Guten Morgen, meine Herren. Was kann ich für Sie tun?«
Der Architekt stellte den Stuhlfabrikanten vor, und Adamson begann: »Ich bewundere gerade Ihr Büro, Mr. Eastman. In einem solchen Raum möchte ich auch arbeiten. Wissen Sie, ich bin selber im Innenausbau tätig, aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein so schönes Büro gesehen wie das hier.«
George Eastman erwiderte darauf: »Sie erinnern mich an etwas, das ich beinahe vergessen hatte. Es ist schön, nicht? Als es neu gebaut war, habe ich mich sehr darüber gefreut. Aber nun komme ich hierher und habe den Kopf mit anderen Dingen voll, und manchmal sehe ich das Büro während Wochen nicht ein einziges Mal.«
Adamson trat an eine der Wände heran und strich mit der Hand über die Täfelung. »Englische Eiche, wenn ich nicht irre, ein bisschen anders in der Maserung als italienische Eiche.«
»Stimmt«, sagte Eastman. »Das ist importierte englische Eiche. Ein Freund von mir, der auf Edelhölzer spezialisiert ist, hat sie für mich ausgewählt.«
Dann führte Eastman seinen Besucher im ganzen Raum herum und machte ihn auf die Proportionen, die Farbtöne, die Schnitzereien und andere effektvolle Einzelheiten aufmerksam, bei deren Planung und Ausführung er mitgewirkt hatte.
Schließlich blieben sie vor einem Fenster stehen, und George Eastman wies in seiner sanften, zurückhaltenden Art auf einige seiner Stiftungen hin, durch die er der Menschheit zu helfen versuchte: die Universität Rochester, das allgemeine Krankenhaus, das homöopathische Krankenhaus, das Kinderspital. Mr. Adamson drückte ihm seine aufrichtige Bewunderung dafür aus, dass er seinen Reichtum in
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