Freu dich des Lebens
Wagen nach Long Island, wo sie einige Verwandte besuchen wollte. Sie ließ ihn zu einem kleinen Schwatz bei einer alten Tante zurück und machte sich selber auf den Weg zu ein paar jüngeren Angehörigen. Da er am nächsten Kurstag darüber referieren musste, wie, wann und mit welchem Erfolg er das Prinzip der Anerkennung angewendet hatte, nahm er sich vor, am besten gleich in einem Gespräch mit der alten Dame ein paar nützliche Erfahrungen zu sammeln, und sah sich nach etwas um, das er aufrichtig bewundern konnte.
»Dieses Haus wurde so um 1890 gebaut, oder irre ich mich?« erkundigte er sich.
»Ja«, antwortete die Tante, »ganz genau in jenem Jahr.«
»Es erinnert mich an das Haus, in dem ich geboren wurde«, sagte er. »Es ist ein sehr schönes Haus, solide gebaut und geräumig. Solche Häuser baut man heute nicht mehr.«
Die alte Dame gab ihm Recht. »Den jungen Leuten liegt nichts an schönen Häusern. Sie wollen am liebsten eine kleine Wohnung und ein Auto.
Das hier ist ein Traumhaus«, fuhr sie fort, und in ihrer Stimme schwangen süße Erinnerungen mit. »Es wurde mit Liebe gebaut. Mein Mann und ich träumten jahrelang davon, ehe wir mit dem Bau begannen. Wir hatten keinen Architekten, sondern machten alle Pläne selber.«
Dann führte sie ihren Gast durch das ganze Haus, und er drückte ihr seine Bewunderung aus für die kostbaren Dinge, die sie von ihren Reisen zurückgebracht und ein Leben lang gehegt und gepflegt hatte: schottische Shawls, ein englisches Teeservice, chinesisches Porzellan, französische Betten und Stühle, italienische Gemälde und Seidendraperien, die einst in einem französischen Schloss gehangen hatten.
Nachdem sie Mr. R. das Haus gezeigt hatte, führte sie ihn hinaus zur Garage, wo ein aufgebockter Packard stand - er war funkelnagelneu.
»Mein Mann kaufte diesen Wagen kurz vor seinem Tod«, sagte sie leise. »Ich bin seither nie mehr darin gefahren. Ich habe gesehen, dass du Freude hast an hübschen Sachen, und deshalb möchte ich dir diesen Wagen schenken.«
»Aber Tantchen«, stotterte er, »ich bin vollkommen überwältigt. Ich schätze deine Großzügigkeit außerordentlich; aber das kann ich doch nicht annehmen. Ich bin ja nicht einmal mit dir verwandt. Zudem habe ich einen neuen Wagen, und du hast bestimmt viele Verwandte, die sich über diesen Packard furchtbar freuen würden.«
»Verwandte!« schnaubte sie. »Natürlich habe ich Verwandte. Die warten ja nur darauf, dass ich sterbe, damit sie diesen Wagen bekommen. Aber sie bekommen ihn nicht.«
»Wenn du ihn ihnen nicht geben willst, kannst du ihn doch ohne weiteres einem Gebrauchtwagenhändler verkaufen«, sagte Mr. R.
»Verkaufen!« rief sie aus. »Denkst du, ich würde diesen Wagen je verkaufen? Denkst du, ich könnte mit ansehen, wie fremde Menschen in diesem Wagen, den mein Mann für mich gekauft hat, die Straße hinauf- und hinunterfahren? Ich würde nicht im Traum daran denken, ihn zu verkaufen. Ich schenke ihn dir. Du weißt schöne Dinge zu schätzen!«
Mr. R. tat alles, um die Tante von ihrem Vorhaben abzubringen, aber es war unmöglich, den Wagen abzulehnen, ohne ihre Gefühle zu verletzen.
Diese Dame, die allein in ihrem großen Haus mit den schottischen Shawls, den französischen Antiquitäten und ihren Erinnerungen zurückgeblieben war, sehnte sich nach einem bisschen Verständnis. Sie war einmal jung und schön und begehrt gewesen. Sie hatte ein Haus gebaut, es mit Liebe eingerichtet und mit Gegenständen geschmückt, die sie überall in Europa gesammelt hatte.
Doch jetzt, in der Einsamkeit ihrer alten Tage, sehnte sie sich nach ein wenig menschlicher Wärme und Teilnahme - und niemand gab sie ihr. Und als sie sie endlich fand, wie eine Quelle im Wüstensand, war ihre Dankbarkeit so groß, dass einzig ihr geliebter Packard gut genug war, um ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
Donald McMahon war Geschäftsführer in einer großen Firma für Gartengestaltung in New York. Von ihm stammt die folgende Geschichte.
»Kurz nachdem ich den Vortrag darüber, wie man Freunde gewinnt und Menschen beeinflusst, gehört hatte, musste ich den Besitz eines bekannten Richters gestalten.
Der Eigentümer erteilte mir ein paar Anweisungen, wo er gerne eine Menge Rhododendren und Azaleen gepflanzt hätte.
Da bemerkte ich: ›Herr Richter, ich muss schon sagen, Sie haben ein großartiges Hobby. Ich habe Ihre prächtigen Hunde bewundert. Soviel ich weiß, gewinnen Sie damit jedes Jahr eine Anzahl
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