Freu dich des Lebens
er starb, war er der reichste Schriftsteller seiner Zeit.
Das kam so: Hall Caine liebte Sonette und Balladen und verschlang daher sämtliche Gedichte von Dante Gabriel Rossetti. Er schrieb sogar eine Abhandlung, worin er dem künstlerischen Werk Rossettis höchste Anerkennung zollte. Davon schickte er Rossetti eine Kopie. Rossetti war entzückt und sagte sich wahrscheinlich: »Ein Mann, der eine so hohe Meinung von meinen Fähigkeiten hat, muss ein kluger Kopf sein.« Jedenfalls lud er den Sohn des Hufschmieds zu sich nach London ein und engagierte ihn als Privatsekretär. Das war der Wendepunkt in Hall Caines Leben. Seine neue Stellung brachte ihn mit den literarischen Berühmtheiten jener Tage zusammen.
Unterstützt von ihren Ratschlägen und von ihren Ermunterungen angefeuert, begann er eine Karriere, die seinen Namen in alle Welt trug.
Sein Heim Greeba Castle auf der Insel Man wurde zu einem Mekka für Touristen aus allen Ecken der Welt; und als Hall Caine starb, hinterließ er das Vermögen eines Multimillionärs. Aber wer weiß, ob er nicht arm und unbekannt gestorben wäre, hätte er nicht in einer Abhandlung seine Bewunderung für einen berühmten Mann zum Ausdruck gebracht.
So groß und gewaltig ist die Macht aufrichtiger, von Herzen kommender Anerkennung.
Rossetti hielt sich selber für bedeutend. Das ist weiter nicht verwunderlich. Fast jedermann hält sich selber für bedeutend, sehr bedeutend sogar.
Das Leben zahlreicher Menschen könnte geändert werden, wenn ihnen nur jemand das Gefühl von Bedeutung gäbe. Ronald Rowland, einer unserer Kursleiter in Kalifornien, ist gleichzeitig Lehrer an einer Schule für Kunstgewerbe. In einer Klasse von Anfängern hatte er einen Schüler namens Chris. Von ihm schreibt Mr. Rowland:
»Chris war ein sehr stiller und schüchterner Junge, einer jener Schüler, die so oft nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen. Ich unterrichte außer Anfängern auch eine Klasse von Fortgeschrittenen, und es gilt als eine Art Privileg und besondere Auszeichnung, wenn ein Schüler in diese Klasse aufgenommen wird.
Als ich Chris eines Mittwochs wieder so fleißig und hingebungsvoll an der Arbeit sah, hatte ich das bestimmte Gefühl, dass tief in seinem Innern verborgene Kräfte schlummerten. Ich fragte ihn, ob er nicht in die Klasse der Fortgeschrittenen überwechseln möchte. Ich wünschte, ich könnte den Ausdruck auf seinem Gesicht beschreiben, die Gefühle dieses vierzehnjährigen Knaben wiedergeben, der versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
›Ich, Mr. Rowland? Bin ich denn gut genug?‹
›Ja, Chris, du bist gut genug.‹
Mehr vermochte ich nicht zu sagen. Mir standen die Tränen zuvorderst. Als Chris an jenem Tag die Klasse verließ, sichtlich zehn Zentimeter größer geworden, blickte er mich aus strahlenden Augen an und sagte mit fester Stimme: ›Danke, Mr. Rowland.‹
Chris hat mich etwas gelehrt, was ich nie mehr vergesse - unser tiefes Verlangen, bedeutend zu sein. Und damit ich es nie mehr vergesse, habe ich es aufgeschrieben. Jeder ist bedeutend hängt in großen Buchstaben vorne im Klassenzimmer, wo alle es lesen und mich daran erinnern können, dass jeder Schüler, dem ich gegenüberstehe, gleichermaßen bedeutend ist.
In Tat und Wahrheit fühlen sich fast alle Menschen, mit denen wir zu tun haben, uns in irgendeiner Weise überlegen, und wenn wir den direktesten Weg zu ihrem Herzen einschlagen wollen, dann geben wir ihnen diskret zu verstehen, dass wir ihre Bedeutung anerkennen - aufrichtig anerkennen.«
Und vergessen Sie nicht, was Emerson gesagt hat: dass jeder Mensch uns auf irgendeinem Gebiet überlegen ist und wir von ihm lernen können.
Betrüblich ist nur, dass oft gerade diejenigen, die am wenigsten Grund haben, sich überlegen zu fühlen, ihr Ego aufplustern und ein Gehabe und Getue an den Tag legen, die geradezu abstoßend sind.
Shakespeare schrieb in Maß für Maß: »Der Mensch, der stolze Mensch, in kleine kurze Majestät gekleidet, vergessend, was am mind’sten zu bezweifeln, sein gläsern Element, wie zorn’ge Affen, spielt solchen Wahnsinn gaukelnd vor dem Himmel, dass Engel weinen.«
Einige Beispiele mögen Ihnen zeigen, wie Geschäftsleute, die meine Kurse besuchten, dieses Prinzip mit beachtlichem Erfolg angewendet haben. Zuerst der Fall eines Anwalts aus Connecticut, der aus Rücksicht auf seine Verwandtschaft anonym bleiben möchte.
Kurze Zeit nach seinem Eintritt in meinen Kurs begleitete Mr. R. seine Frau im
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