Freu dich des Lebens
freundlichen Einleitung wie: »Ich möchte das Gericht bitten, zu bedenken...«, »Dabei müsste man vielleicht in Betracht ziehen...«, »Ich erwähne hier ein paar Dinge, die Sie, meine Herren, bestimmt im Auge behalten werden«, oder »Dank Ihrer Menschenkenntnis können Sie die Bedeutung dieser Tatsachen ohne weiteres ermessen.« Kein Auftrumpfen, kein Versuch, dem anderen seine Meinung einzuhämmern, sondern ruhig und freundlich vorgetragene Argumente, die mithalfen, Daniel Webster berühmt zu machen.
Vielleicht kommen Sie nie in die Lage, mit Streikenden zu verhandeln oder vor Gericht zu sprechen, aber vielleicht möchten Sie eines Tages gerne eine Mietzinsermäßigung erwirken. Sehen wir einmal, ob sich Freundlichkeit auch in solchen Fällen bewährt.
Der Ingenieur O. L. Sträub fand seinen Mietzins zu hoch, aber er wusste, dass mit dem Hausverwalter nicht gut Kirschen essen war. »Ich schrieb ihm, dass ich die Wohnung aufgeben werde, sobald mein Mietvertrag abgelaufen sei«, erzählte Mr. Sträub. »In Wirklichkeit hatte ich jedoch nicht die geringste Lust auszuziehen. Ich wollte nur, dass er mir mit dem Mietzins hinunterginge.
Aber die Sache schien aussichtslos. Andere Mieter hatten es vor mir schon versucht, und keiner hatte bis jetzt etwas erreicht. Jeder warnte mich, dass der Hausverwalter ein äußerst schwieriger Geselle sei. Aber ich dachte mir, da ich einen Kurs besuchte, um zu lernen, wie man mit Menschen umgehen muss, würde ich jetzt einmal an meinem Hausverwalter ausprobieren, was dabei herausschaut.
Kaum hatte er meinen Brief erhalten, kam er mit seiner Sekretärin her. Ich öffnete ihm die Tür mit einem freundlichen Lächeln und quoll buchstäblich über vor Entgegenkommen und Begeisterung. Natürlich fing ich nicht gleich von der Höhe der Miete an, sondern davon, wie gut mir diese Wohnung gefalle. Ich spendete ihm jede nur denkbare Anerkennung und großzügigstes Lob, machte ihm ein Kompliment, wie ausgezeichnet er das Haus verwalte, und erklärte ihm, dass ich sehr gerne noch ein weiteres Jahr hier wohnen würde, es mir aber leider nicht leisten könne.
Er war solche Empfänge von seinen Mietern offensichtlich nicht gewöhnt und konnte sich absolut keinen Vers darauf machen.
Da begann er mir von seinen Sorgen mit den Mietern zu erzählen. Einer hatte ihm vierzehn Briefe geschrieben, darunter einige geradezu beleidigende. Ein anderer drohte mit Vertragsbruch, wenn er nicht unverzüglich dafür sorge, dass sein Nachbar im oberen Stock aufhöre zu schnarchen. ›Welch eine Erholung‹, meinte er, ›wenn man es einmal mit einem zufriedenen Mieter zu tun hat.‹ Ohne dass ich überhaupt darum ersucht hatte, anerbot er mir von sich aus, den Mietzins ein bisschen zu ermäßigen.
Er war mir aber immer noch zu hoch, und deshalb nannte ich ihm die Summe, die ich bezahlen konnte. Der Hausverwalter war nun ohne weiteres damit einverstanden.
Ehe er ging, fragte er mich sogar noch, ob irgend etwas an meiner Wohnung zu machen sei.
Wenn ich mit den gleichen Methoden wie die anderen versucht hätte, eine Reduktion zu erwirken, dann hätte ich bestimmt genauso wenig Erfolg gehabt wie sie. Durch mein freundliches und liebenswürdiges Verhalten aber und durch meine Anerkennung hatte ich den Hausverwalter gewonnen.«
Dean Woodcock ist Abteilungsleiter der städtischen Elektrizitätsgesellschaft in Pittsburg. Seine Leute sollten zuoberst an einem Leitungsmast eine Reparatur vornehmen. Solche Arbeiten waren bisher von einer anderen Abteilung ausgeführt und erst vor kurzem Woodcocks Sektion zugeteilt worden. Wohl waren die zuständigen Männer entsprechend ausgebildet, doch hier kamen sie nun zum erstenmal in praktischen Einsatz, und alles wollte sehen, ob und wie sie ihre Aufgabe erledigten. Mr. Woodcock sowie einige seiner Mitarbeiter, aber auch Kollegen aus anderen Abteilungen stellten sich als Zuschauer ein. Autos und Lastwagen standen herum, und eine Menge Menschen starrte zu den beiden Männern zuoberst auf dem Mast hinauf.
Als er zwischendurch einen Blick in die Runde warf, beobachtete Woodcock, wie in der Nähe ein Unbekannter mit einem Fotoapparat aus einem Wagen stieg und anfing, die Szene zu fotografieren. Beamte in öffentlichem Dienst reagieren empfindlich auf derlei Reklame, und Woodcock wurde schlagartig bewusst, wie dieses Bild auf einen Außenstehenden wirken musste - überwältigend.
Dutzende von Leuten, die aufgeboten wurden, um die Arbeit von zwei Männern zu erledigen. In aller
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