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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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zugeblinzelt. „Hochverehrtes Publikum! Ich bitte um Ruhe. Die Künstler müssen sich auf ihren Auftritt vorbereiten!“
    Natürlich war auf dem überfüllten Parkplatz an Ruhe nicht zu denken und die wenigen Zuseher, die sich um den Tisch scharrten, schüttelten den Kopf oder tippten sich kichernd an die Stirn.
    „Ein Verrückter! Total crazy!“, hörte Jimmy, bevor ein lauter Pfiff alle verstummen ließ. Noch immer hatte Jimmy diesen besonderen Klang in den Ohren, diesen Laut, der sich so grundsätzlich von allen unterschied und den er auch jetzt noch unter tausenden Geräuschen wiedererkennen würde. Und plötzlich waren sie da: An die zwanzig Tauben rauschten im Formationsflug über den Himmel, flatterten wie ein riesiges Dreieck über den Parkplatz, sodass die Händler auf ihre Tauschgeschäfte vergaßen, alle Gespräche verstummten und Händler und Kunden mit offenem Mund in den bleigrauen Himmel starrten, von wo das Geschwader jetzt zur Landung ansetzte und knapp über ihren Köpfen auf den langen Tisch vor dem verrammelten Eingang zusteuerte. Aus den Kreisen, Kreuzen und Milchstraßensystemen formte sich plötzlich ein Ballett aus Federn, rosa Beinen und eleganten Schnäbeln, als die Tauben leise gurrend die Körner aufpickten und anschließend wie ein Gemälde auf dem Tisch regungslos verharrten.
    „Echt krass!“, mehr brachte Jimmy damals nicht über die Lippen. Als er sich von seiner Überraschung erholt hatte und die anderen Händler und Schaulustigen den Zylinder des alten Mannes mit Münzen und abgelaufener Schokolade gefüllt hatten, begann er ihn auszufragen und wollte alles über die Taubenzucht wissen. So hatte sich zwischen den beiden innerhalb kürzester Zeit eine Freundschaft entwickelt, die für Jimmy so wichtig wurde, dass er sich mit immer neuen Ausreden von zu Hause loseiste oder einfach tagelang die Schule schwänzte.
    „Komm, lassen wir noch eine Taube fliegen. Ich zeige dir auch, wie sie von deiner Schulter starten kann. Wir nehmen Damian, die Schwarze! Nimm sie, aber sei zärtlich zu ihr“, riss ihn Phils sanfte Stimme aus seinen Gedanken. Gehorsam nahm Jimmy die schwarze Taube, die ihm hingehalten wurde, in seine Hände, drückte das weiche Gefieder an seine Wange, spürte das kleine Herz in ihrer flaumigen Brust hektisch pochen.
    „Jetzt binde ihr die kleine Rolle ans Bein!“ Das war gar nicht so einfach und Jimmy musste die Taube immer wieder streicheln, um sie zu beruhigen und ihr die Rolle mit einem dünnen Bindfaden an das Bein zu binden.
    „Erkennst du sie wieder, wenn sie zurückkommt? Sie hat ja keinen Ring um das Bein.“
    „Damian ist einzigartig. Damian erkenne ich unter tausenden. Sie kommt immer zu mir zurück. Los, wirf sie in die Höhe!“
    Jimmy streckte beide Arme in die Höhe, öffnete die Hände und die Taube flatterte in den grauen, nebelverhangenen Himmel, drehte einige Kreise, um dann zielgerichtet die Stadtautobahn zu überqueren und auf den Pöstlingberg zuzusteuern.
    „Wo fliegt sie hin?“
    „Zu mir nach Hause!“
    „Ich dachte, du wohnst hier, wo du deine Tauben züchtest und ihnen die Kunststücke beibringst? Du musst doch auf das verlassene Center aufpassen, hast du mir erklärt! Du bist Tag und Nacht im Einsatz, damit nichts passiert!“
    Phil grunzte etwas Unverständliches und schraubte den Flachmann auf.
    Nachdenklich runzelte Jimmy die Stirn. „Wer kümmert sich dann um die Tauben, wenn das nicht dein Zuhause ist?“
    „Hier ist mein Zuhause und auch nicht! Was soll’s, erzähle mir von dir. Deine Mutter hat dich weggegeben? So einen hübschen Jungen, ich verstehe das nicht! Du hast kein Zuhause mehr?“, lenkte Phil das Gespräch geschickt in eine andere Richtung.
    „Nein, so ist das nicht. Ich habe bei meiner Mutter gewohnt. Sie ist nur ein wenig paranoid. Mir geht dieser ganze Frauenzirkus total auf den Keks. Ab jetzt wohne ich bei meinem Vater. Der ist zwar ein grenzenloser Ego-Typ, aber mal sehen, hoffentlich dreht er nicht wieder durch.“
    Jimmy kniff die Lippen zusammen und fuhr mit einem Finger an dem Draht der Käfige entlang. Es war ein hässliches Geräusch. Wellpappe hatte sich vom Flachdach gelöst und knatterte im Wind, das gleichmäßige Rauschen der Autos auf der Stadtautobahn drang durch den immer dichteren Nebel. Das rote Neon-Logo des riesigen Baumarktes gegenüber glühte, färbte die graue Nebelsuppe in ein fahles Rot, so als wäre dort drüben das Tor zur Hölle. Von fern war das durchdringende Quietschen der

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