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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Kreuzgang in einer Kirche. Links und rechts waren Nischen in den Wänden, die von Fackeln erhellt wurden. Die ersten beiden Nischen waren leer, doch alle anderen wurden im diffusen Licht der Fackeln zu einem Spalier des Todes.
    Braun watete an grässlich entstellten Mädchen vorbei und die Kälte des schwarzen Wassers hatte sein Herz erreicht, als er die halb verwesten, von Ratten und Maden zerfressenen Gesichter sah. Die Kälte und das Grauen schnürten ihm die Luft ab und am liebsten wäre er umgekehrt und hätte auf Verstärkung gewartet, so entsetzlich war der Anblick der verfaulten und verschrumpelten Haut, der abgenagten Arme und Beine, zwischen denen Ratten mit leisem Zischen herumhuschten. Vereinzelt hingen noch zerfetzte Taubenflügel an den Schultern der Mädchen und eiserne Pfeile mit geknickten Federn steckten in den Brustknochen. Durch die Wellenbewegung, die Braun im Wasser auslöste, wurde eine Unmenge von Tauben aufgeschreckt, die nervös und orientierungslos durch das Gewölbe flatterten.
    Braun zitterte am ganzen Körper, als er endlich ein steinernes Rondell erreichte, das ungefähr einen halben Meter aus dem Wasser ragte. Er konnte sich an den Bericht erinnern, dass man das Rondell früher für Tanzveranstaltungen genutzt hatte. Sonst war das Rondell leer, bis auf einen riesigen Mirrorball, der auf dem Felsboden lag und dessen halb blinde Spiegel Brauns Gestalt in tausende kleiner Figuren aufsplitterte. Weit im Hintergrund wurde das Rondell von einer Felswand begrenzt.
    Noch dreißig Sekunden und er hatte sein Ziel erreicht. Da war er sich sicher.
    „Wo bist du, Klein! Du verdammtes Arschloch! Ich habe das Zeitlimit eingehalten! Also, wo ist das Mädchen? Wo ist Marusha?“, brüllte er und drehte sich im Kreis.
    „Irrtum, mein Freund!“, hörte Braun plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit. Eine Fackel wurde entzündet und in eine Halterung in der Felswand gesteckt. Jetzt sah er Marusha, die an ein langes Brett gefesselt war und sich nicht bewegen konnte. Dahinter tauchte Klein auf.
    Klein hatte seine Brille abgenommen und sich die Augenbrauen abrasiert, was seinem Gesicht den Charakter eines Aliens gab. Er grimassierte heftig und trug trotz der Kälte einen weißen Fliegeroverall aus Fallschirmseide. In der Hand hielt er eine Armbrust, die wie ein Kinderspielzeug aussah, aber mit einem eisernen gefiederten Pfeil gespannt war.
    Mit seiner Glock im Anschlag machte Braun einige Schritte nach vorne, doch Klein war auf der Hut und hielt die Armbrust ständig auf Marushas Hals gerichtet.
    „Warum hältst du dich nicht an die Regeln?“, zischte Braun und machte einen weiteren Schritt auf Klein zu.
    „Du hältst dich nicht an die Regeln, mein Freund!“, entgegnete Klein. „Also gibt es eine Strafminute für ungebührliches Verhalten. Du hast mich beleidigt, das ist ein klarer Regelbruch!“
    „Scheiß auf deine bescheuerten Regeln, Klein! Ich bin hier, also lass das Mädchen frei!“ Braun hob den Lauf der Glock leicht an und sofort hielt Klein die Armbrust noch näher an Marushas Hals.
    „Wieso beleidigst du mich? Ich bin doch dein Freund?“, schrie er. „Das darfst du nicht! Deshalb ist deine Zeit auch abgelaufen, mein Freund!“, brüllte er.
    Kleins linke Hand zuckte vor und zurück, als hätte er einen Krampf bekommen, doch er versuchte nur, mit den Fingern zu schnippen. „Schiebe die Pistole herüber, sonst ist dein kleiner Engel sofort im Himmel.“
    „Hol sie dir doch!“, erwiderte Braun und legte alle Kälte der Welt in seine Stimme.
    „Hahaha!“, kreischte Klein. „Du willst mich töten, mein Freund. Doch das geht gar nicht. Ich bin doch schon lange gestorben, mein Freund!“, lachte Klein hysterisch und dieses krächzende Lachen wurde als Echo zurückgeworfen, drang bis hinaus zu den Mädchen mit ihren toten Augen und in der Kälte erfrorenen Illusionen.
    „Mein Vater hat mich vor zwanzig Jahren getötet.“ Klein seufzte laut auf. „Los, die Pistole.“
    „Du musst sie dir schon holen!“ Braun hob die Pistole und ging ganz langsam einen weiteren Schritt auf Klein zu. Er sah, wie sich Klein mit den Schneidezähnen auf die Lippen biss, überlegte, aber die Armbrust trotzdem nicht senkte. Stattdessen griff er in seine Hosentasche und zog einen Schraubenzieher heraus, den er zunächst anstarrte, als hätte er ihn zum ersten Mal gesehen. Ohne Vorwarnung rammte er den Schraubenzieher so fest in den Oberschenkel von Marusha, dass diese schreiend aus ihrer Ohnmacht erwachte

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