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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Eckdaten des Pestalozzi-Mordes in dem bekannt reißerischen Stil der „Morgenpost“ formuliert, dazu ein Foto, dass Laura Pestalozzi am Höhepunkt ihres Erfolges bei der Krönung zur Miss World zeigte, und ein Foto ihres letzten Shootings, das die Zeitung dem Fotografen Mario Matto abgekauft hatte. Dieses Bild zeigte eine ungünstig ausgeleuchtete und daher deutlich älter als dreißig wirkende Laura Pestalozzi mit der Bildunterschrift „Angst vor dem Alter hat die Schönheit zerstört“. Ein peinlicher Text, wie Kim fand, aber das war nun einmal der Stil der Zeitung und die Leser mochten die plakative Aufmachung.

    Jetzt saß Kim in ihrem Wagen auf dem Parkplatz vor der Polizeidirektion und kramte in ihrer übergroßen Handtasche nach dem Jägermeister, den sie in einem Zug leerte. Vor dem Rückspiegel kämmte sie ihre dichten, dunkelblonden Haare nach einer Seite über die Wange, zog den farblosen Lippenstift nach und zündete sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine Zigarette an.
    Ist ja sowieso egal!
    Ihre grün gesprenkelten Augen mit den schweren Lidern verliehen ihr ein katzenhaftes Aussehen und als sie sich so mit der glimmenden Zigarette zwischen den Lippen betrachtete, hatte sie den Eindruck, die Falten an den Mundwinkeln wären an diesem Tag besonders tief und ausgeprägt. Deshalb machte sie mit ihrem Handy ein Foto dieses eigenen Verfalls vor dem Rückspiegel.
    Diese Fotodokumentation des eigenen Gesichts ging jetzt schon in das fünfte Jahr. Seit sie Single war, hatte sie begonnen, Selbstporträts zu schießen, jeden Monat ein Foto. Es war ihre feste Überzeugung gewesen, dass diese Bilder, diese „Kim of Destruction“, ihr den Weg in ein künstlerisches Dasein ebnen würden. Aber wie immer in ihrem Leben, hatte sich Kim auch da getäuscht, die Fotos interessierten niemanden und das Kapitel Kunst wurde schweren Herzens abgehakt, stattdessen hatte sie sich wieder auf die Journalistik konzentriert und war bei der „Morgenpost“ gelandet. Dort hätte sie gerne das Kulturressort übernommen, aber das war bereits vor Jahren eingespart worden, dafür hatte man die Gerichtsreportagen ausgebaut und statt der Schönheit gab es für sie ab diesem Zeitpunkt nur noch das Elend.
    Immer wieder sah Kim auf die Digitaluhr in ihrem Wagen, verglich die Anzeige mit ihrer Armbanduhr, um sich zu beruhigen. Wie immer war sie viel zu früh gekommen, obwohl sie ständig Angst davor hatte, zu spät zu einem Pressetermin zu kommen, unvorbereitet und Stunden zu spät zu erscheinen und das Interview zu versauen, den Job und die Wohnung zu verlieren und in dem schwarzen Schlamm zu versinken, den sie sonst nur flüchtig streifte, und plötzlich ganz tief unten zu landen.
    MP3-Recorder, Presseausweis, das Handy mit dem hochauflösenden Objektiv, den vorab gemailten Pressetext der PR-Abteilung der Polizei im Kopf, wie immer war Kim gut vorbereitet und hatte alles im Griff – oder doch nicht? Erneut überprüfte sie den Inhalt ihrer Handtasche, das verschwörerische Klirren der kleinen Fläschchen entspannte sie für einen kurzen Augenblick. Sie rekapitulierte den Pressetext ohne nennenswerte Hänger, ihr Gedächtnis war also in Ordnung, der Aussetzer vor einigen Tagen ein dummer Zufall, der auf Stress und Überarbeitung zurückzuführen war. Alles war auf Schiene.
    Mit der Zigarette im Mundwinkel stieg sie aus ihrem Wagen und zog den Reißverschluss ihrer Biker-Lederjacke bis ganz nach oben. Mit einer eleganten Handbewegung schnippte sie die bis zum Filter abgerauchte Kippe in eine Pfütze, wo sie zischend verlöschte, wie ein abgelegter Liebhaber, dessen Feuer verglüht ist. Dichter, die Luft abschnürender Nebel umhüllte sie. In dieser schmierigen Nebelsuppe fühlte sie sich beschützt und geborgen, sie kannte das Thema der Pressekonferenz, hatte sich bereits Fragen zurechtgelegt, doch als die von Smog und Abgasen geschwärzten Waschbetonwände des Polizeipräsidiums vor ihr aus dem Grau auftauchten wie Unheil bringende Gespenster von Opfern und Tätern, war es vorbei mit ihrer Sicherheit. Sie fühlte sich wieder wie auf einer Bühne mit hunderten von lauernden Augenpaaren, die aus dem Dunkel des Zuschauerraums gebannt darauf warteten, sie bei einem Fehler, einer falschen Bewegung zu ertappen.
    Auf der Suche nach einem Kaffeeautomaten, um sich ein wenig zu dopen, kam sie in ein scheußliches Seitenfoyer aus den Sechzigerjahren, mit einer nervig flackernden, defekten Neonröhre und einer kupferverzierten Doppeltür,

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