Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
Vom Netzwerk:
an, sobald ich mit meinem Chef gesprochen habe. Wenn ich grünes Licht habe, kommst du in die Redaktion, wir machen einen Vertrag über die Exklusivrechte und vereinbaren einen Termin zwecks Übergabe Geld gegen Beweise. Ist das so in Ordnung für dich?“
    „Nein, nichts ist in Ordnung! Bist du bescheuert? Ich gehe nirgendwo hin, damit mich alle sehen! Ich rufe dich an und treffe mich nur mit dir! Und ich schicke dir eine kurze Wave-Datei auf dein Handy, als Beweis, dass meine Behauptungen stimmen.“
    Abrupt stand Lola auf, verstaute Zigaretten und Handy in ihrer riesigen Designerhandtasche und stakste auf ihren hohen Absätzen auf den Ausgang der Kneipe zu, ohne sich von Kim zu verabschieden. Sie drehte sich nicht einmal um, als hinter ihr ein Kellner ein Tablett mit leeren Gläsern fallen ließ, sondern ging zielgerichtet die Treppe nach unten und verschwand im Nebel. Für Kim, die ihr nachdenklich hinterherblickte, wirkte sie wie ein langes, dünnes, schwankendes Rohr, irrlichternd in einer rauen Wirklichkeit.
    „Hätten Sie auch gleich eine Flasche nehmen können, Lady“, kommentierte der tätowierte Wirt die vier leeren Sektflöten auf dem Nierentisch, als er ein fünftes volles Glas dazustellte.
    „Da haben Sie Recht“, nickte Kim, „bringen Sie mir also eine von diesen blausilbrig glänzenden Flaschen. Halt, warten Sie!“, rief sie ihm hinterher, als er schon bei der Glastür war. „Können Sie ein Foto von mir schießen? Nur das Gesicht und ganz nahe, wenn es geht.“ Sie reichte ihm ihr Smartphone. „Für ein Kunstprojekt“, fügte sie schnell hinzu, als sie seine verständnislose Miene bemerkte.
    Als er weg war, betrachtete sie lange ihr Foto, stellte es dann in eine virtuelle Reihe zu den anderen, die sie im Lauf der Jahre gemacht und von ihrem Computer auf das Smartphone übertragen hatte, damit ihre Porträts immer bei ihr waren. Langsam wird es zu einer echten Obsession!, dachte Kim und starrte gebannt auf das neue Bild. Heute war der Verfall besonders deutlich zu erkennen, in den Augen. Ja, in den Augen sah sie es – gezackt und tödlich, die Bildstörung.
    Kim trank die Flasche leer und dann noch eine. Eine wohlige Entspanntheit machte sich breit und beinahe wäre sie eingeschlafen, doch dann setzte sich ein schwarz gestyltes Pärchen an ihren Tisch, das anscheinend nur über seine iPads miteinander kommunizierte. Kim riss sich zusammen und fummelte geschäftig auf ihrem Smartphone herum, um sich den Anschein von nervöser Betriebsamkeit zu geben, notierte tatsächlich auch einige verschwommene Details aus dem Gespräch mit Lola, neben das Wort Eventvilla setzte sie ein Fragezeichen. Wann hatte Lola über eine Eventvilla gesprochen? Keine Ahnung! Sie scrollte durch ihre Notizen. „Brigitta, Manager, EU-Politiker – recherchieren“, stand da, hatte Lola über EU-Politiker gesprochen? Sie war sich nicht sicher, absolut nicht sicher.
    Plötzlich wurde die Luft schwerer und immer undurchsichtiger, das konnte nicht an dem Zigarettenqualm liegen, da war sich Kim sicher, sondern es lag an der anschwellenden, überwichtigen Hektik, die den Hafenstern immer stärker aufblähte, zu einem raumgreifenden Rauschen wurde, das Kim an die Wand drückte. Dieses Summen und Vibrieren von tausenden wichtigen und unwichtigen Gedanken und Ideen, die aus den Köpfen der Gäste in die Atmosphäre entwichen und diese vergifteten und sich in der Kneipe aufbliesen wie ein entfesselter Lärmballon drückte Kim rücksichtslos gegen die Wand. So wie sie oft in der Redaktion an die Wand gedrückt wurde, wenn sie in der Kantine mit einem Tablett in der Hand in einer Reihe mit den anderen stand und alle gleichzeitig redeten und dachten und schoben und zerrten und Kim sich ausgeschlossen fühlte und nur hoffte, durch übertriebenes Lachen dem weißen Rauschen zu entkommen. Doch das Ausgeschlossensein und das weiße Rauschen waren da so wie jetzt und blieben für immer.
    Draußen bremste ein schrottreifer Range Rover direkt vor dem Lokal und die Scheibe auf der Fahrerseite wurde heruntergelassen. Ein Mann beugte sich aus dem Wagen, kniff die Augen zusammen und sah suchend in das Lokal. Im Licht, das aus den Fenstern der Hafenstern-Kneipe nach draußen auf die Straße drang, war sein Gesicht wegen des starken Nebels nur undeutlich zu erkennen. Nach einiger Zeit gab er Gas und der Wagen verschwand in der grauen Nebelwand. Abwesend starrte Kim noch lange nach draußen und versuchte das längst verschwundene Gesicht mit

Weitere Kostenlose Bücher