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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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einem Namen zu verbinden. Der Fahrer erinnerte Kim irgendwie an den Polizisten Tony Braun und trotz ihres bedenklichen Alkoholpegels und des Brummtons im Ohr wählte sie nach dem nächsten Glas Prosecco seine Nummer.

18. Die Könige von Bratislava sind wir

    Mit einem zufriedenen Grinsen klappte Sherban seinen Laptop zu. Er hatte die Mail abgeschickt und sie mit einem Code versehen, dass sie nicht so einfach zurückzuverfolgen war. Jetzt nahm alles seinen Lauf und schon bald würde er reich sein. Er hatte alles dokumentiert, fotografiert und sehr darauf geachtet, dass man die Gesichter klar erkennen konnte. Das war sein Kapital, seine Lebensversicherung.
    Er zündete sich eine Zigarette an und starrte den Rauchkringeln nach, die sich an der Decke verflüchtigten. „Madonna Models“ gehörte bald der Vergangenheit an, dann würde er in Paris arbeiten, würde sich nicht mehr mit drittklassigen Models abgeben müssen, sondern wäre ein wirklicher Modelagent. Wäre wieder reich, könnte die Vergangenheit vergessen, das Gefängnis vergessen, vor allem aber die Erinnerung ausradieren und die bösen Träume: Das endlose Nachhallen der Schreie nachts in den Zellen, das ihn immer noch verfolgte, ihn immer noch hochschrecken ließ, wenn er davon träumte, wie seine Tattoos entstanden waren. Wie er Nacht für Nacht die Hände seiner Mithäftlinge spürte, die ihn auf den Boden drückten, während grobe Federn und Messer seine Haut ritzten. Wie sein Körper glühte unter dem Schmerz, einem Schmerz, der die anderen Häftlinge noch mehr anspornte und die Wärter noch gleichgültiger werden ließ, da sie ihn ja doch nur für eine Schwuchtel hielten. Nacht für Nacht war er in der Zelle seiner Erinnerung, wurde eingeschlossen, war hilflos gegen diese Gedanken, da halfen weder Drogen noch Wodka, irgendwann, zwischen Mitternacht und Morgen, kam der Zeitpunkt, an dem seine Gedanken in die zwei mal zwei Meter große Zelle zurückwanderten und er wimmernd auf dem feuchten Boden saß, über und über mit blutigen Tattoos verunstaltet, und nach oben zu den winzigen vergitterten Fenstern blickte, wie ein heulender Wolf. Nacht für Nacht und Tag für Tag sah er nach oben zu diesen Fernstern, die ihm nur einen kleinen Streifen blauen Himmels zeigten, gerade so viel, dass er wusste, dass draußen Freiheit und Licht existierten, Alltäglichkeiten, die für ihn längst ihre Bedeutung verloren hatten.
    Doch bevor er komplett verrückt wurde, hatte sich oben außerhalb der Gitterstäbe auf der Brüstung ein Taubenpärchen eingenistet, deren Gurren die einzige Abwechslung war, die Sherban in der häufigen Isolationshaft hatte, und deren Bedeutung er in flammende Liebesgedichte übersetzte. Und immer, wenn eine der Tauben sich aufplusternd schüttelte und eine abgeworfene Feder nach unten flatterte und mit einem sanften Schwung auf dem rissigen Betonboden der Zelle landete, heftete er sie in seine blutende Haut und bildete sich ein, seinen Körper über und über mit diesen Federn zu bedecken, um abzuheben und davonzufliegen in die Freiheit, ohne wie Ikarus in der Sonne zu verglühen.
    „Die Mädchen fürchten sich vor dem Österreicher!“ Die Stimme des Russen riss Sherban aus seinen Gedanken, mit mikroskopischer Klarheit wurde ihm plötzlich die Ärmlichkeit des Zimmers bewusst, die Möbel, die Design bloß vortäuschten, in Wahrheit aber billigste Kopien waren, genauso wie die Mädchen, die er als Models verkaufte, obwohl sie nichts weiter waren als kleine, billige Huren. Doch daran wollte er nicht denken. Langsam und bewusst cool wandte er sich an Danilowitsch, den Chef vom Sub Club, der ihm die Frage gestellt hatte.
    „Alles nur Gerüchte! Lass sie einfach reden!“ Provokant langsam setzte er die verspiegelte Sonnenbrille auf und verwünschte den Tag, an dem dieser russische Ex-Polizist in Bratislava aufgetaucht war. Trotzdem war die „so genannte“ Geschäftsbeziehung ein Gewinn für Sherban, denn seine Modelagentur brauchte die Auslastung und Danilowitsch die hübschen Mädchen, die seinen Club bis weit über die Grenzen hinaus bekannt machten. Es war eine wechselseitige Abhängigkeit, das wussten beide und jeder hätte seinen Geschäftspartner ohne mit der Wimper zu zucken kaltgemacht, aber im Moment brauchten sie einander noch wie ein psychopathisches Pärchen.
    „Ich habe die Mädchen auf Tournee geschickt, sie haben Jobs überall in Europa, sie sind Models und gut gebucht.“ Sherban strich sich mit beiden Händen über seinen

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