Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
mit den Hunden spazieren gehen mussten, hatte für viel Aufsehen in Linz gesorgt. In diesem Zusammenhang hatte ihn Braun auch näher kennen gelernt und bei einigen Dosen Bier und ein paar Joints war die Idee zu „Talk ohne Limits“ entstanden. Die wöchentliche Sendung wurde nach einigen Anlaufschwierigkeiten ziemlich erfolgreich und auch für Braun zu einer Konstanten in seinem sonst oft ziemlich chaotischen Leben.
„Ich geh dann mal.“
Mit einem lauten Knacken drückte Braun die leere Bierdose zusammen, schoss sie gekonnt in einen Mülleimer in der Ecke und stand auf. Er winkte dem Sound-Engineer hinter der Glaswand zu und war schon bei der Tür, als dessen Stimme aus den Lautsprechern quäkte:
„Du scheinst ja viele Fans zu haben, Braun.“ Der Sound-Engineer machte eine Pause. „Vor allem weibliche. Die kommen ja bis hierher ins Studio, um den berühmten Nighthawk zu sehen und zu fotografieren.“
„Wovon redet der eigentlich?“, fragte Braun Giorgio Miller, der schon draußen auf dem Korridor stand.
„Ach ja, habe ich ganz vergessen! Eine blonde Frau war hier, hat ein Foto von dir mit dem Handy geschossen und ist wieder verschwunden.“
*
Frank Bauer, der Chefredakteur der Morgenpost, schaltete den Stream ab, als die letzten Takte der Kennmelodie von „Talk ohne Limits“ verklungen waren, und streckte seine verkrampften Glieder. Ein letztes Mal checkte er seine Mails, schaltete dann seinen Computer aus, um sich endlich auf den Heimweg zu machen. Während er mit dem Lift nach unten in die Tiefgarage fuhr, ging ihm das Gespräch mit Kim Klinger durch den Kopf. Sie hatte von einer unglaublichen Story erzählt, bei der es um sieben verschwundene Mädchen hier in Linz ging.
„Sieben Mädchen!“, hatte Bauer laut ausgerufen und sich mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. „Spinnst du, Mädchen, das ist doch eine ausgemachte Zeitungsente! Meine Güte, Kim, was bist du doch naiv!“ Wie immer hatte Kim emotionell reagiert und jede Faser ihres Körpers hatte signalisiert: Du gehst mir total auf die Nerven! Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn auch Bauer hatte für Kim nicht sonderlich viel übrig, aber sie war eine gute Journalistin und nur das zählte. In seinem iPad hatte er alles notiert, was sie berichtet hatte, doch erst als Namen wie Laura Pestalozzi und Krell Holding gefallen waren, war sein journalistischer Spürsinn erwacht.
„In Ordnung Kim. Wir warten, bis du die Wave-Datei erhalten hast, und dann entscheiden wir.“ Kurz hatte er an die Investoren der Zeitung gedacht, die bei den 100.000 Euro Gage wohl mächtig ins Schwitzen kommen würden, aber wenn es wirklich diese DVD gab, von der Kims Informantin gesprochen hatte, dann konnte das die ganz große Story werden. Um sich nach allen Seiten hin abzusichern, hatte Bauer auch für die kommenden Tage einen Termin mit der PR-Abteilung der Krell Holding vereinbart, damit diese auch ein Statement dazu abgeben konnte.
Außer Bauers Sportcoupé stand nur noch ein alter verbeulter Transit in der Tiefgarage, dem er aber keinerlei Beachtung schenkte. Gerade hatte er den Transit passiert und schon den elektrischen Türöffner für seinen Wagen in der Hand, da hörte er ein Geräusch hinter seinem Rücken und noch ehe er sich Gedanken darüber machen konnte, wurde er auch schon am Genick gepackt und in den Laderaum des Transits gestoßen.
„Was, was soll das!“, würgte Bauer hervor und erhob sich wütend von dem schmutzigen Boden des Lieferwagens. Er war völlig desorientiert, wollte sich aber auf keinen Fall einschüchtern lassen, doch als er die seitliche Schiebetür öffnen wollte, erhielt er einen Schlag in den Nacken, der ihn der Länge nach auf die Ladefläche beförderte, und ein Stiefel landete schwer auf seinem Rücken.
„Hallo Bauer!“, hörte er eine unbekannte Stimme und der Druck auf seinen Rücken verstärkte sich. „Fassen wir uns kurz, es ist ja schon spät!“
„Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen“, ächzte Bauer und versuchte den Kopf zu drehen, um wenigstens das Gesicht des Angreifers zu erkennen, ließ es aber bleiben, als sich der Druck weiter verstärkte. Keuchend lag Bauer im Zwielicht und sah vor sich nur eine schmierige Matratze, die den halben Laderaum ausfüllte. Vor der Matratze stand ein niedriger Tisch, der mit Brandlöchern übersät war. Ein großer Messing-Aschenbecher war durch den Schwung umgekippt und verschrumpelte Kippen rollten auf den verdreckten gewellten Boden direkt vor
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