Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
Entscheidung!“
„Richtig erkannt, Mädchen! Ich entscheide und du hast dich danach zu richten!“
Du Arsch!, dachte Kim, du verdammter Arsch! Als sie wieder an ihrem Schreibtisch saß, steckte sie unauffällig die kopierte DVD in ihre Tasche, in der die Jägermeister-Flaschen klirrten. Seltsam, dachte Kim, seit ich in der Redaktion bin, hatte ich nicht eine Bildstörung und auch das weiße Rauschen ist ausgeblieben. Auf dem Bildschirm war noch immer die Homepage von Madonna Models, die Kim zuvor aufgerufen hatte. Kim klickte sich bis zur Kontaktseite, fand auch eine Telefonnummer und redete, als die Verbindung hergestellt war, in perfektem Englisch. Als sie alles erledigt hatte, packte sie ihre Tasche, hielt eine Packung Zigaretten so auffällig in der Hand, dass jeder denken musste, sie ginge auf eine Rauchpause.
Doch Kim war nicht nach Rauchen zumute. In der eisigen Nebelsuppe, die sogar jetzt kurz vor Mittag alles düster und weltuntergangsmäßig erscheinen ließ, holte sie ihr Handy hervor und wählte die Nummer von Tony Braun.
„Ich bin’s, Kim Klinger! Wir müssen uns unbedingt treffen! Meine Informantin ist die Tote vom Bahnhof. Und wissen Sie was: Ich habe heute von Lola beziehungsweise von Brigitta Wagner eine DVD bekommen mit Beweisen über die verschwundenen Mädchen. Mein Chefredakteur hat die DVD genommen und will alles vertuschen“, flüsterte Kim. Mit klappernden Zähnen ging sie auf der Promenade auf und ab, hörte zu und nickte ab und zu zustimmend. „Natürlich gibt es eine Kopie. Ich schicke Ihnen vorab die Files und nehme die DVD mit.“ Nervös drehte sie eine Strähne ihrer dicken blonden Haare. „Aber das muss sofort sein, denn ich fahre gleich nach Bratislava zu Madonna Models.“ Wieder hörte sie zu und ein ungläubiger Zug erschien auf ihrem Gesicht. „Sie können mir nichts verbieten! Ich fahre und Sie halten mich nicht davon ab. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit!“
*
„Ich weiß, dass ich Sie nicht davon abhalten kann, sich in Gefahr zu begeben! Aber dann will ich wenigstens mitkommen!“ Tony Braun klopfte genervt auf den Besprechungstisch, der auf der Bühne der schwarzen Halle stand. „Keine Widerrede! Wann können Sie hier sein?“
Er hatte Wagner versprochen, jeder Spur nachzugehen und den Tod seiner Tochter aufzuklären. Wenn Braun an Jimmy dachte, konnte er Wagners Wut und Trauer nachempfinden, ihm würde es genauso gehen. Wenn das eigene Kind stirbt, ist es, als würde man selbst sterben. Er nahm sich vor, noch einen Abstecher nach Hause zu machen und Jimmy eine Tiefkühlpizza zu besorgen. Jimmy würde das verstehen und wenn er von dem zweitägigen Schulausflug zurückkehrte, war Braun vielleicht auch schon wieder zu Hause. Das hoffte er wenigstens. Schnell sprang er von der Bühne und checkte die Mails auf seinem Computer.
„Das ging aber fix“, murmelte er, als die Nachricht von Kim Klinger eintrudelte. Hastig versuchte er den Anhang mit den Filmen zu öffnen, aber sein Computer fand kein passendes Programm. Fluchend rief er die EDV-Abteilung an.
„Ich schicke euch eine Mail mit angefügten Filmen, die ich nicht öffnen kann!“
„Wieder Liebesgrüße Ihres Verrückten?“ Der EDV-Techniker war anscheinend immer noch zu Scherzen aufgelegt.
„Krieg dich wieder ein, Arschloch! Hier geht es um Beweismittel, die mit dem Mord an der Tochter unseres Chefs zusammenhängen könnten!“
„Oh, tut mir leid. Senden Sie die Files. Wir tun unser Bestes, um sie zufrieden zu stellen.“
„Danke! Wie sieht’s aus mit der Datenstromanalyse für die Mailortung?“
„Das wird immer besser, Chefinspektor! Heiß und immer heißer!“ Der Techniker war jetzt in seinem Element. „Wir haben die Suche jetzt auf sagen wir maximal zweitausend Mails eingegrenzt. Ich denke, in den nächsten zwei Tagen haben wir die IP-Adresse lokalisiert und dann, peng! Dann wissen wir, woher die Mails kommen.“
Braun sah in der Halle umher. Plötzlich kam Gruber auf ihn zu gerannt.
„Endlich! Wir haben eine heiße Spur!“, rief Gruber und hielt ihm einen Ausdruck entgegen. „Die Spurensicherung hat einen der Fingerabdrücke von dem Koffer in ihrer Datenbank.“
„Ach ja? Wer ist es? Können wir ihn mit dem Mord in Verbindung bringen?“
„Der Mann heißt Philipp Sommer.“ Gruber tippte auf ein Foto. Rundliches Gesicht, Nadelstreifjackett und Krawatte, Typ Banker. Braun betrachtete das zehn Jahre alte Foto, während Gruber weiterredete:
„Philipp Sommer war Chef von Sommer
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