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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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war. Wäre ja fast wie damals, als er noch ein kleiner Junge gewesen war und sein Vater ihn beschützt hatte.
    Ja, warum nicht! Brauchte ja niemand zu wissen, das war einfach eine gute Idee, dachte Jimmy und machte sich auf den Weg. Gerade als er die Tür zum Schlafzimmer öffnen wollte, schrillte das altmodische Telefon im Flur, das sein Vater aus nostalgischen Gründen einfach nicht abmelden wollte.
    „Hier Jimmy Braun.“
    „Hallo, mein Sohn, wie geht es dir? Ich bin in Bratislava, komme aber schnellstens zurück. Wie war der Schulausflug?“
    „Geht so“, murmelte Jimmy einsilbig, fasste aber dann Mut. „Tony, hör mal zu. Hier stimmt etwas ...“ Er brach ab, Gott was bin ich doch für ein Feigling!, stöhnte er.
    „Jimmy, Jimmy, was stimmt nicht, was meinst du?“, hörte er die besorgte Stimme seines Vaters.
    „Ach nichts, es ist nichts, Tony. Es ist nur so ein Gestank im Treppenhaus, wahrscheinlich hat einer mit alten Fetzen die Treppe gereinigt, riecht echt krass! Ja, ist mir echt zu krass!“
    „Jimmy, ist sonst alles in Ordnung? Du hast ein wenig gestresst geklungen! Brauchst du Hilfe? Soll ich deine Mutter anrufen?“
    „Oh, Gott, nein! Bloß nicht, Tony, mir geht es gut, ehrlich! Es ist nichts, überhaupt nichts!“ Jetzt hatte Jimmy wieder zu seiner alten Stärke gefunden, war wieder richtig mutig und kein Feigling mehr.
    „Also Tony, dann bis später! Ich futtere jetzt die Pizza und sehe dann noch einmal kurz zu einem Freund, wegen eines Tests diese Woche!“ Er hörte Ätherrauschen und die Stimme seines Vaters, weit weg.
    „Natürlich, mein Junge! Pass auf dich auf! Du hast ja meine Nummer. Ruf sofort an, wenn etwas ist! Alles klar, Partner?“
    „Alles klar, Partner!“, antwortete Jimmy und legte auf. Diese Floskeln hatte sein Vater aus dem Fernsehen, dort sagten die Väter auch immer „Alles klar, Partner!“ zu ihren Söhnen und boxten sich dann gegenseitig auf die Fingerknöchel.
    Ob er es zugeben wollte oder nicht, das Gespräch mit seinem Vater hatte ihn tatsächlich beruhigt, der komische Geruch und die Anspannung waren verschwunden. Als sich Jimmy an den Küchentisch setzte, merkte er, dass er einen riesigen Hunger hatte und er verdrückte die lauwarme Pizza auf einen Sitz.
    Danach ging er zurück ins Wohnzimmer. Er ging nach dem Plan vor, den er sich auf der Heimfahrt zurechtgelegt hatte. Seinem Vater hatte er gesagt, dass er einen Freund besuchen würde, er hatte also einige Stunden zur freien Verfügung und diese Stunden wollte er nützen. Schließlich hatte er ein Versprechen abgegeben. Jimmy hockte sich auf den Boden und zog vorsichtig einige Schallplatten aus dem Regal, legte sie in derselben Reihenfolge auf den Boden, um nichts durcheinanderzubringen. Dann öffnete er den Safe dahinter, holte die Pistole, eine Beretta 92, heraus, griff nach der Schachtel mit den Patronen und ließ das Magazin aus dem Griff gleiten. In der Schachtel waren zwar nur fünf Patronen, aber immerhin. Er stellte sie in einer Linie auf dem Boden auf. Manchmal zahlte es sich eben aus, wenn man einen Polizisten zum Vater hat. Zum Beispiel was Waffen angeht, Jimmy konnte daher die Beretta 92 problemlos laden. Jetzt war die Waffe scharf.
    Gerade als er die Waffe wieder sichern wollte, hörte er draußen auf dem Flur ein Geräusch, das überhaupt nicht in die Wohnung passte und wie leise Schritte klang. Jimmy zögerte einen Augenblick, seine Handflächen waren mit einem Mal schweißnass, dann gab er sich einen Ruck und rannte mit der entsicherten Pistole aus dem Zimmer. Doch im Flur war nichts, nur ein kalter Luftzug, der von der offenen Eingangstür zu ihm herüberwehte.

37. Siebenundvierzig Tauben und fünf Patronen

    Die Beretta 92 war eine halb automatische Selbstladepistole, mit einer Sicherung in Form eines Hebels am Griffstück. In dem doppelreihigen Magazin hatten fünfzehn Schuss Platz, doch auch die fünf Patronen mussten reichen.
    Jimmys Zeigefinger spielte mit dem Abzugshahn und sein Daumen strich über den Sicherungshebel. Jetzt fühlte er sich irgendwie unverwundbar und hatte vor nichts und niemandem Angst. Unauffällig sah er sich in dem Gelenkbus um, der im Schneckentempo Richtung Hafen unterwegs war. Draußen war es inzwischen fast so dunkel wie um Mitternacht und die Scheinwerfer des Gelenkbusses fraßen sich durch den immer dichter fallenden Schneeregen, der die schwarze Welt in winzige Streifen zerfräste.
    Als der Bus endlich die Station erreicht hatte und Jimmy ausgestiegen war,

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