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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Patronen gesprochen“, antwortete Jimmy spontan und dachte für einen kurzen Moment, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, Phil die Pistole seines Vaters zu überlassen. Als Phil nicht reagierte, redete er weiter: „In dem Magazin sind fünf Patronen. Mehr habe ich im Safe meines Vaters nicht gefunden.“
    „Fünf Patronen!“ Phil drehte sich um und musterte Jimmy von oben bis unten. „Fünf Patronen!“, wiederholte er und schüttelte seinen roten Schädel. Dann begann er laut zu lachen, konnte nicht aufhören zu lachen, während Jimmy ihn mit wachsender Verwunderung anstarrte und langsam zurückwich.
    Eine eisige Windbö wehte eine zerfledderte Zeitung vor Jimmys Beine. Die Titelseite wickelte sich um seine Sneakers, aber er hatte noch genug Zeit, um das Foto auf der Titelseite zu registrieren. Das grobkörnige Schwarzweißbild einer Überwachungskamera zeigte einen alten Mann mit einem großen Kopf in einem hellen Mantel. Hinter dem Mann war noch ein Teil eines unförmigen Schrankkoffers zu sehen. „Wer kennt diesen Mann?“, stand als Headline über dem Bild.
    Wutsch! Mit einem Knattern löste sich der Zeitungsfetzen von Jimmys Sneakers und flatterte über das Flachdach, vorwärtsgetrieben vom heulenden Wind und fast aufgelöst vom peitschenden Schneeregen. Erst jetzt realisierte Jimmy, dass Phil noch immer mit ihm redete.
    „Fünf Patronen, mein Junge“, krächzte er. „Wie viele Tauben siehst du hier?“ Phil machte eine kreisende Handbewegung und drehte sich um die eigene Achse. „Sage mir, wie viele Tauben sind das?“
    „Weiß nicht. Schätze aber an die fünfzig Stück.“ Jimmy zuckte mit den Achseln und gab sich betont entspannt, obwohl ihm Phil nun merkwürdig und beinahe unheimlich erschien.
    „Fünfzig Tauben! Gut geschätzt, mein Junge! Es sind exakt siebenundvierzig Tauben und jede von ihnen hat einen eigenen Namen, ich habe schon mit jeder von ihnen gesprochen!“ Phil hatte sich, während er redete, von den Käfigen entfernt und stand jetzt in der Mitte des Flachdachs. Er legte den Kopf in den Nacken und ließ den nadelstichscharfen Schneeregen auf sein Gesicht prasseln. Die Pistole hielt er seitlich weggestreckt, so als würde sie überhaupt nicht zu ihm gehören. Plötzlich schien er eine Eingebung zu haben, denn er zuckte zusammen, griff mit der Hand in seine Manteltasche und zog einen Flachmann heraus. Mit den Zähnen drehte er den Verschluss auf und trank gierig, so lange, bis der Flachmann leer war und er ihn wütend umdrehte und schüttelte, so als könne er das überhaupt nicht glauben.
    In eine Wolke aus billigem Fusel, Pisse und Taubenscheiße gehüllt, torkelte er zu Jimmy und drückte ihn an seinen versifften Kamelhaarmantel.
    „Das ist die letzte Welt, Jimmy! Siebenundvierzig Tauben und fünf Schuss. Wie soll das gehen, mein Junge, neun Tauben mit einem Schuss. Ich bin zwar der große Zauberer, aber das kann nicht einmal ich! Also muss ich umdisponieren und dazu brauche ich deine Hilfe.“ Verwirrt sah Jimmy zu ihm hoch, sah das Gesicht von Phil, sah auch plötzlich die Tränen, die dem alten Mann über die Wangen liefen und sich mit dem Schneeregen vermischten.
    „Was meinst du, Phil? Ich verstehe dich nicht.“ Jimmys Stimme stockte, denn intuitiv spürte er, dass er Phil heute zum letzten Mal sehen würde. „Was ist los, Phil?“
    „Nichts, mein Junge, nichts! Ich bin nur so sentimental heute.“ Noch einmal drückte er Jimmy fest an sich, schob ihn dann von sich weg, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
    „Versprichst du mir etwas, Jimmy?“
    „Natürlich, Phil. Alles, was du willst“, stotterte Jimmy verwirrt, der plötzlich von einem Schüttelfrost gepackt wurde, der sein Rückgrat hinaufwanderte bis zu seinem Kopf, um sich dort so eiskalt auszubreiten, dass seine Zähne laut klapperten. Der Schneeregen wurde immer stärker und Phil und er waren schon mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Auf Phils fast kahlem Schädel bildeten sich feine Schneekristalle in den wenigen dünnen Haaren, auf Jimmy wirkte er jetzt wie eine Märchenfigur.
    „Ich habe viel falsch gemacht, in meinem Leben“, flüsterte Phil und beugte sich zu Jimmy, damit er ihn besser verstehen konnte. „Aber mit den Tauben, da habe ich alles richtig gemacht. Deswegen liegen sie mir ja auch so am Herzen. Ich will sie nicht alleine lassen, verstehst du, mein Junge.“
    Jimmy nickte und das vage Gefühl von zuvor wurde immer konkreter. Er würde Phil niemals wiedersehen. Doch das wollte er

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