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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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raubten ihm Kälte, schneidender Wind und der nadelstichscharfe Schneeregen den Atem. Er schob die Kapuze seines Hoodys unter die Strickhaube, hängte sich den Rucksack über die Schulter und stapfte los. Die Beretta in seiner Tasche fühlte sich kalt an und je länger er unterwegs war, desto kälter wurde das Metall und manchmal glaubte er, seine Finger würden daran kleben bleiben. Endlich hatte er das Logistik-Center erreicht und schlurfte rund um das lang gestreckte Gebäude herum, bis er den vermüllten Parkplatz an der rückwärtigen Seite erreichte, mit der Feuerleiter, die halb nach oben geklappt im eisigen Wind klapperte.
    Mit einem Stock schob er die Leiter nach unten und kletterte hinauf, auf halber Höhe hörte er trotz des pfeifenden Windes das halb laute Geschimpfe von Phil, das in unverständlichen Brocken zu ihm herunterwehte.
    „Hallo Phil“, sagte er schüchtern, denn Phil hatte ihm den Rücken zugekehrt und brabbelte wirres Zeug zu einer Taube, die auf seiner ausgestreckten Handfläche saß. Die Taube neigte den Kopf und bewegte manchmal ganz leicht die Flügel, so als würde sie verstehen, was Phil so daherredete. Deshalb mochte er den alten Mann auch so gerne. Phil war ein Taubenflüsterer, jemand, der wusste, wie diese Vögel ticken, und der sie mit dem richtigen Verständnis zu Höchstleistungen motivieren und dressieren konnte.
    „Hallo Phil!“, rief Jimmy nun, damit Phil ihn trotz des heulenden Windes hören konnte.
    „Hallo, mein Junge! Schön dich zu sehen! Jetzt haben wir erst Anfang November und schon so ein Sauwetter.“ Phil schüttelte seinen riesigen roten Schädel wie eine Comicfigur. „Wie wird das erst zu Wei – Wei – Weihnachten!“, sang er übertrieben lebhaft und machte dabei den Ententanz, doch seine roten Triefaugen erzählten eine andere Geschichte. Diese verquollenen Augen berichteten vom Ende der Tage, die er noch mit Jimmy teilen wollte.
    Doch das bemerkte Jimmy nicht. Trotz der Kälte durchflutete es ihn warm, als er auf dem Flachdach stand, die vielen Käfige mit den Tauben betrachtete, die notdürftig mit alten Teppichen und Lumpen gegen Kälte, Schneeregen und Wind geschützt waren. Er beobachtete Phil in seinem vor Taubendreck starrenden braunen Kamelhaarmantel, die wenigen langen Haare flatterten wie weiße Spinnennetze im Wind. Ja, in diesem Augenblick war Jimmy unglaublich stolz, dass er Phils Wunsch erfüllt hatte und mit seiner Hand strich er beinahe zärtlich über die Pistole in seiner Tasche. Dieser Stolz ließ seine Wangen vor Freude glühen, als er auf Phil zuging und ihn trotz seines Gestanks umarmte.
    „Ich habe etwas für dich“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Wie versprochen, habe ich eine Pistole für dich besorgt.“ Als er Phils überraschten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er noch rasch hinzu. „Natürlich ist sie geladen.“
    „Was bist du doch für ein guter Junge“, lallte Phil und bleckte seine fauligen Zähne. „Möchtest du eine Stunde in Taubenkunde haben? Vielleicht mit dem einen oder anderen Kunststück, das unsere Künstler für dich darbieten, wenn es dem Herrn genehm ist?“ Dabei machte er einen linkischen Kratzfuß und verneigte sich vor Jimmy, der kichern musste.
    „Wo hast du die Pistole?“, fragte Phil und änderte blitzschnell seine Stimmlage. Er stand jetzt ganz nahe vor Jimmy und sah ihn mit blutunterlaufenen Augen an. „Gib sie mir! Sofort, verstehst du!“
    „Ja, ja. Hier ist sie“, stotterte Jimmy verwirrt. Diese Seite von Phil hatte er bisher noch nicht kennen gelernt. Er zog die Pistole aus seiner Tasche, packte sie am Lauf und hielt sie mit dem Kolben Phil entgegen, genauso wie er es bei seinem Vater gesehen hatte, als der ihn früher manchmal auf den Schießplatz mitgenommen hatte.
    Schnell packte Phil die Waffe, zog den Sicherungshebel zurück und machte die Beretta mit einem lauten Ratschen schussbereit. Mit der Pistole in der Hand ging er zu einem der windschiefen Käfige, die im pfeifenden Wind zitterten und ächzten. Er schob den vermoderten Teppich zur Seite und spähte in das Dunkel. Neugierig kamen zwei weiße Tauben zum Gitter, denn wie immer erwarteten sie ihr Futter von Phil und nicht den Lauf einer Pistole, den sie zunächst neugierig mit ihren Schnäbeln abtasteten, aber dann verloren sie das Interesse.
    „Wie viele Patronen hast du gesagt, sind in dem Magazin?“, fragte Phil. Jimmy beobachtete ihn und konnte sich keinen Reim auf sein Verhalten machen.
    „Ich habe gar nicht über die

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