Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
Rasierklingen an langen Ketten und kleine geschlossene Döschen mit Koks, da war sich Braun ziemlich sicher.
Dimitri from Moscow, der DJ, zog alle Register seines Könnens, und während Braun die Situation einzuschätzen versuchte, erkannte er eine ziemlich gut gemixte Technoversion von Tainted Love. Doch das Ganze behagte Braun überhaupt nicht. Er hatte keine Ahnung, wie Kim in diesem Inferno aus Alkohol, Drogen und Sound an Informationen gelangen wollte, denn Sherban erschien ihm viel zu clever, um etwas auszuplaudern. Er hatte einen Arm um Kims Schulter gelegt und redete unentwegt auf sie ein, mit seiner anderen Hand hielt er seine Zigarre, die er von Zeit zu Zeit in den gläsernen Teller fallen ließ, um Katjas dürre Brüste zu massieren und mit ihren Piercings zu spielen.
Alles nur Angeber-Scheiße, um seine Gang zu beeindrucken, dachte Braun. Ihm waren schon etliche dieser Paten über den Weg gelaufen. Alle verteidigten ihre Machtposition mit brutaler Härte, da war Sherban sicher keine Ausnahme. Sherbans Entourage hatte es sich mittlerweile auf den Kissen gemütlich gemacht, die Männer trugen glänzende Anzüge, verspiegelte Sonnenbrillen und hatten die Hemden so weit geöffnet, dass man ihre martialischen Tattoos deutlich sehen konnte. Alle waren gut aussehend, wahrscheinlich wurden sie als Lockvögel eingesetzt, um naive junge Mädchen für Madonna Models zu rekrutieren. Sie schienen sich schon lange zu kennen, lachten viel und soffen noch mehr. Ein Mann saß ein wenig abseits, er war älter als die anderen und hatte einen dicken Verband über sein linkes Ohr geklebt. Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, beobachtete er die Mädchen, die sich kichernd von den Männern befummeln ließen. Diese Mädchen waren alle dünn mit langen Haaren, leerem Blick und mehr oder weniger unbekleidet. Als Braun seine Kamera hob, um ein Foto der ganzen Truppe zu schießen, sprang eines der Mädchen auf den niedrigen Tisch, griff sich eine fast volle Flasche Wodka und ließ den klaren, reinen Alkohol über ihren Kopf laufen. Sie trug einen silbernen Minirock und Highheels, mit denen sie ständig umknickte, doch das schien ihr nichts auszumachen. Unter den anfeuernden Rufen der Männer zog sie ihr Oberteil aus und drehte sich zu Brauns Kamera, hielt ihm ihre kleinen Brüste entgegen und fuhr sich mit der Zunge geil über ihre Lippen. Doch ihr Blick sprach eine ganz andere Sprache, wie Braun in einem Kamera-Zoom erkennen konnte, ihr Blick war hoffnungslos, ängstlich, ohne jede Zukunft.
„Wie heißt du?“, rief Braun zu dem Mädchen und ließ die Kamera sinken.
„Jana“, antwortete das Mädchen und tanzte näher zu Braun. „Ich heiße Jana und du bist von der deutschen Vogue.“ Lasziv türmte sie ihre Haare auf und schob einen Fuß zwischen Brauns Beine. „Machst du Fotos von mir? Komme ich als Model in die Vogue?“ Sie beugte sich zu Braun hinunter, ihre Brüste pendelten vor seinen Augen hin und her, natürlich war sie professionell abgerichtet. Doch dann fing Braun wieder ihren Blick auf, sah die Panik, die weit hinten lauerte, die Angst, es nicht richtig zu machen und dafür wohl wieder halb tot geprügelt zu werden.
Sanft schob Braun das Mädchen wieder zurück auf den Tisch, stand auf und schoss ein Foto von der ganzen Runde. Sherban redete noch immer ohne Unterbrechung auf Kim ein und Braun war sich sicher, dass er vor diesem Interview eine Straße Koks aufgezogen hatte.
Diese vom Koks befeuerte Energie brachte Kim in die Defensive, alles, was sie tun konnte, war zustimmend zu nicken. Immer wenn sie Sherban unterbrach, lächelte er sie freundlich an und redete weiter, ohne auf Fragen oder Einwände zu reagieren. Als Sherban eine Pause machte, um einen Schluck Wodka zu trinken, nutzte Braun die Gelegenheit und rief Kim zu:
„Kommst du einmal kurz, der Chefredakteur hat gerade angerufen. Er will, das du ihn sofort zurückrufst.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln hielt er sein Handy in die Höhe und Kim schob sich vom Sofa, folgte Braun, der ihr eine schwere Stahltür aufhielt, die zu den Toiletten führte. In der Toilettenanlage war es wohltuend still, doch in Brauns Ohren hallte es wie in einer Kathedrale und der Beat wummerte noch immer in seinem Kopf. Er fasste Kim an den Schultern und sah ihr fest in die Augen.
„Kim, merkst du nicht, dass du in eine Sackgasse läufst? Der Kerl nimmt dich doch nicht für voll. Wie willst du Informationen aus ihm herauskriegen? Indem du dich auf seinen Schoß
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