Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
setzt?“
„Hör mir jetzt gut zu, Braun!“, fauchte Kim. „Ich sage das nur einmal: Ich bin keine Tussi, der man Vorschriften macht. Ich habe dich nicht gebeten, mit mir hierher zu kommen! Du wolltest das so. Also halte dich da einfach raus und lass mich machen.“ Hektisch strich sich Kim durch die Haare. „Braun, ich will wissen, was mit den Mädchen passiert ist und wer Lola auf dem Gewissen hat! Deswegen bin ich hier! Dieser Sherban weiß vielleicht etwas. Mach mit deiner Art nicht alles kaputt! Ich habe nicht mehr so viel Zeit!“ Kims Stimme bekam plötzlich einen flehenden Unterton, den Braun bisher noch nicht bei ihr gehört hatte. Doch ehe er darauf reagieren konnte, wurde hinten die Stahltür aufgerissen.
„Nun, alles erledigt? Hast du deinen Chef erwischt?“ Einer von Sherbans jungen Männern in einem glänzenden Anzug war aufgetaucht, in den Gläsern seiner Sonnenbrille spiegelten sich Kim und Braun. Geistesgegenwärtig hielt Braun sein Handy in die Höhe und grinste.
„Kann ihn nicht erreichen. Schlechter Empfang hier drinnen!“
„Ach ja? Darf ich mal sehen?“ Der Mann wartete nicht auf Brauns Antwort, sondern nahm ihm das Handy aus der Hand, scrollte durch die Anrufliste.
„Tatsächlich! Kein Empfang!“, sagte er und gab Braun das Handy zurück. Braun atmete tief durch und seine Augenlider flatterten. Er hatte sicherheitshalber noch kurz zuvor die Münchner Nummer eines Freundes angerufen.
„Gehen wir wieder nach draußen und machen Party!“ Der Mann packte Kim so fest am Arm, dass sie überrascht aufschrie, und schob sie resolut vor sich her.
„Hey, lassen Sie meine Kollegin sofort los!“, schrie Braun und riss den Kerl an der Schulter zurück. Unglaublich schnell wirbelte der Mann herum, stieß Braun an die Wand und knallte die schwere Stahltür gegen ihn. Noch ehe Braun überhaupt reagieren konnte, war er zwischen Stahltür und Wand eingeklemmt und die Klinke drückte schmerzhaft in seinen Bauch.
„Fass mich nie wieder an, Fotograf“, flüsterte der Mann und drückte Braun den Zeigefinger wie eine Pistole fest an die Schläfe. „Peng!“, rief er und formte einen Kussmund. Als er Kims entgeisterte Miene bemerkte, begann er laut zu lachen und ließ seine ebenmäßigen, strahlend weißen Zähne blitzen. „Vogue-Redakteurin! Das ist ein großer Spaß! Wir sind hier in Bratislava und genießen das Leben auf unsere Art! Lass uns Party machen!“
Dimitri from Moscow mixte in der VIP-Area „Bela Lugosi’s Dead“ mit einem knüppelharten Techno, Sherban thronte noch immer in seinem russischen Zobelpelzmantel auf seinem Madonna-Model-Sofa und ließ sich von Katja seine vernarbte Brust ablecken, zwei der Mädchen tanzten jetzt völlig nackt auf Tischen, die von den Anzugträgern in die Höhe gehalten wurden und dankend lehnte Kim die Wodkaflasche ab, die man ihr entgegenhielt. Sie sah müde aus, resigniert, fertig und frustriert. Es war nicht so gelaufen, wie sie gedacht hatte, aber Braun wollte nicht aufgeben, wollte ihr helfen.
Er hielt die Kamera hoch wie eine Pistole, zoomte Sherbans Kopf ganz nah heran und drückte mehrmals ab. Sherbans linkes Augenlid begann leicht zu zucken, doch er war zu professionell, um die Fotos zu verweigern. Stattdessen lächelte er breit, ohne dass dieses Grinsen jedoch seine Augen erreichte. Hinter seiner Kamera verschanzt, schrie Braun gegen den brutalen Technobeat an, während er wieder den Auslöser drückte.
„In Österreich hat es vor einiger Zeit einen spektakulären Todesfall gegeben. Eine Miss World wurde ermordet. Die hat doch früher auch für Madonna Models gearbeitet?“
Ohne auf Brauns Frage einzugehen, drehte Sherban den Kopf zu Katja und küsste sie widerlich aufreizend. Ganz langsam wandte er sich dann zu Kim, ließ sie nicht aus den Augen.
„Wer soll das gewesen sein?“ Sherbans Stimme klang spröde wie Eis.
Mit der Kamera zoomte Braun Sherbans Gesicht näher heran. Er hatte richtig geraten, auch Sherbans Augen wirkten plötzlich wie eingefroren.
„Laura Pestalozzi. Stand in allen internationalen Zeitungen. Natürlich auch bei uns in der Vogue.“ Braun konnte einfach nicht den Mund halten und irgendwie ahnte er, dass diese Reise ein böses Ende nehmen könnte. Auch Kim war aufgefallen, dass die Stimmung gekippt war und sich eine unterschwellige Aggression an dem Tisch breitmachte.
„Ach ja, Laura. Jetzt erinnere ich mich wieder! Ist aber schon eine Weile her.“ Sherban legte den Kopf schief, als würde er
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