Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
würde.
*
„Aufhören! Sofort aufhören!“ Kims Stimme war nur noch ein hysterisches Kreischen, mit dem sie den mörderischen Sound zu überschreien versuchte. Mit beiden Händen umklammerte sie Brauns Pistole und zielte wahllos auf die Männer mit den verspiegelten Sonnenbrillen, dann wieder auf Sherban und auf Katja, die noch immer das Feuerzeug mit der bläulichen Flamme zwischen ihren Fingern hielt.
„Mach das Feuerzeug zu!“, schrie Kim zu Katja und hob den Lauf der Pistole drohend gegen ihren Kopf. Jetzt machte es sich bezahlt, dass Kim eine Reportage über den Schusswaffenproduzenten Steyr Mannlicher gemacht hatte, denn sie kannte sich mit Pistolen aus.
„Braun, steh auf!“, kreischte sie, als Katja das Feuerzeug wieder zuschnappen ließ. „Komm hier zu mir herüber.“ Aber Braun rührte sich nicht. Plötzlich näherte sich ein Mann und als er sich zu Kim drehte, bemerkte sie sein verbundenes Ohr. Er war an Sherbans Tisch gesessen. Der Mann ging auf Katja zu und hielt die Hand auf. Gehorsam wie ein gut abgerichtetes Hündchen gab sie ihm das Feuerzeug und ging wieder zurück zu Sherban. Langsam bückte sich der Mann, fasste Braun unter den Schultern und lehnte ihn an die Bar, schnippte mit den Fingern und eines der Mädchen brachte Wasser. Braun stützte beide Hände auf den Tresen und atmete heftig, bei jedem Atemzug verzog er das Gesicht vor Schmerz.
„Hier ist der Ausweis Ihres Kollegen“, sagte der Mann und gab Kim den Polizeiausweis von Braun.
„Wer sind Sie?“, fragte Kim, ließ aber die Pistole vorsichtshalber noch nicht sinken.
„Ich bin Danilowitsch, mir gehört der Club. Und jetzt würde ich Sie bitten, zu gehen“, sagte er, seine Worte wurden von dem Technogewitter beinahe ganz verschluckt, doch Kim wusste, dass sie jetzt sofort verschwinden mussten, wenn sie weiterleben wollten.
„Braun, zum Tor!“ Ohne sich umzudrehen, liefen sie durch die verlassene Schiffswerft auf den weit außerhalb liegenden Parkplatz zu. Der Sound von der Tanzfläche war nur noch als Musikfetzen zu hören, Wellen klatschten träge an die verfallenen Kaimauern. Braun musste immer wieder stehen bleiben und spuckte Blut, auch die Wunde an seiner rechten Schläfe blutete noch.
Plötzlich glaubte Kim neben einem halb verfallenen Gebäude einen Schatten bemerkt zu haben, doch als sie darauf zuliefen, war es nur eine räudige Katze, die von einem Scheinwerfer auf einem Donauboot angestrahlt wurde und einen monströsen Schatten an die feuchten Mauern der Werft warf. Frierend, mit klappernden Zähnen blieben sie kurz im Schneeregen stehen, damit Braun wieder zu Atem kommen konnte. Wieder bemerkte Kim aus den Augenwinkeln einen Schatten und hörte auch ein Geräusch. Das ist bloß wieder die Katze, dachte sie, doch diesmal irrte sie sich.
„Ich bin’s, Jana!“ Kim zuckte zurück, als das dürre Mädchen plötzlich vor ihnen auftauchte. Sie trug jetzt einen alten Militärmantel und statt ihrer Highheels klobige Stiefel, ihr Gesicht und ihr Hals waren mit Schnitten und getrocknetem Blut übersät.
„Ihr seid österreichische Polizei! Ich suche meine Schwester Natalia. Sie ist verschwunden. In Österreich, Linz, glaube ich! Sherban hat sie in die Krell-Villa oder so ähnlich geschickt.“
Jana hüllte sich fester in ihren Mantel und zitterte wie Espenlaub.
„Frag nach einem Hamburger. Er hat Mädchen wie Sherban. Vielleicht weiß er, wo meine Schwester ist. Sie ist nie mehr zurückgekommen.“ Jana zog ihren Mantel enger um sich. „Ich muss wieder zurück. Sherban wird sonst wütend.“
„Warum kommst du nicht einfach mit uns?“, fragte Kim.
„Ich kann nicht! Sherban versorgt mich mit dem Dope! Ohne ihn bin ich verloren.“
*
„Du bist ein verdammtes Arschloch, Braun!“ Kim sank neben ihrem weißen BMW auf dem dreckigen, nach Benzin stinkenden Boden zusammen. In ihrem Kopf fing es wieder heftig zu rumoren an, ihr Blickfeld begann sich zu verengen und von Braun war bald nur mehr die Hälfte zu sehen, trotzdem hörte sie jedes Wort messerscharf, das er hervorstieß, während er im Schneeregen auf dem Parkplatz der verlotterten Raststätte schwer atmend auf und ab ging.
„Die Mädchen von Madonna Models werden also nach Linz geschickt. Jemand aus der Krell-Villa gibt direkt die Aufträge, das hat Jana doch gemeint. Wir müssen jetzt herausfinden, wer hinter dem ganzen Wahnsinn steckt! Ich werde mir auch diesen Hamburger vorknöpfen. Ich glaube, ich weiß, wen Jana damit gemeint hat!“ Trotz
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