Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
nein!“, bestärkte eine weitere Maschine.
„Wie geht es nun weiter?“, fragte Vidal. „Sollen wir zu eurer Belustigung durch Feuerreifen springen?“
„Oh nein! Verhaltet euch so normal wie möglich. Wir werden nur ab und an vorbeischauen und euch Fragen stellen.“
„Sie sind doch irgendwie nett“, sagte Julia.
„So nett wie Lungenkrebs“, zischte Beo.
„Mir reicht es!“, brüllte Nada und zielte mit ihrem Revolver auf die Maschine in der Dorfmitte. „Ich lasse mich nicht von diesen Abrissbirnen rumkommandieren! Wir sollten sie hier und jetzt auslöschen!“
Nada hatte noch nicht ihren Finger am Abzug, als die Linse der Maschine neben ihr rot aufleuchtete. Statt weiteres Geschwafel, schoss aus der Linse ein scharlachroter Strahl gebündelter Energie, der wie ein dünner Faden durch Nadas Handgelenk sägte. Als der Strahl abbrach, glitt Nadas sauber abgeschnittene Hand samt Revolver von ihrem restlichen Körper ab und landete im Dreck. Nada bemerkte erst ihre fehlende Hand, als das Blut aus dem Stummel spritzte.
„VERDAMMTE WICHSER!“, schrie sie unter Schmerzen.
Sofort kam Julia näher gerannt, riss ein Stück Stoff von ihrem Kleid ab und legte es um Nadas Verletzung.
„Heilige Scheiße“, stöhnte Vidal.
„Dass wir Kriegsmaschinen sind, haben wir erwähnt?“, fragte die Maschine, die Nadas Angriff vereitelte.
„So lange sie nur auf Nada losgehen sind sie mir sympathisch“, sagte Beo.
„Wir hoffen, dass wir euer Informationsgewinnungssystem nicht überlastet haben“, sagte die Maschine. „Wir werden uns morgen wieder sehen, bis dahin solltet ihr Nada medizinisch versorgen.“
„Wieso haben wir euch nie vorher gesehen?“, fragte Beo.
„Wie erwähnt verfügen wir über eine Tarnfunktion“, erklärte die Maschine. „Für das Auge der Menscheneinheiten sind nur Objekte sichtbar, die Licht ausstrahlen. Unsere Tarnfunktion leitet die Lichtstrahlen, die wir aussenden, um. Wir werden es euch zum Abschied noch einmal demonstrieren.“
„Wartet!“, brüllte Vidal.
Zu spät. Über jede einzelne Maschine stülpte sich ein leuchtend orangenes Netz und ließ sie in den Tarnmodus zurückkehren. Übrig blieben die überforderten Dorfbewohner Sodoms.
Nur Gina freute sich, dass sie nicht schwanger dar. Denn dass Roboter keine Kinder zeugen konnte, wusste selbst sie.
„Meine Kneipe öffnet sofort“, sagte Natalie. „Falls jemand einen kleinen Drink gegen den Schrecken braucht.“
An diesem Tag machte Natalie den Umsatz des Jahres.
Zweiter Akt: Deus Ex Machina
1
Einen Tag nach dem außergewöhnlichen Auftritt der Maschinen fühlten sich viele Bewohner bestärkt durch das Erscheinen ihrer heimlichen Aufpasser, während es dem Großteil der abgestumpften Bewohner Sodoms ziemlich egal war. Doch der Rest der Gemeinschaft, die stille Minderheit, verbrachte ihre Zeit schmollend in Natalies Bar. Nicht einmal dort waren sie sicher vor den unheimlichen Kriegsmaschinen, denn eine Maschine nistete sich in der spartanisch eingerichteten Bar auf einem Barhocker ein. Wachsam beobachtete sie die niedergeschmetterten Dorfbewohner, die an diesem Ort der Zuflucht auf einen Geistesblitz oder auf einen Hinweis am Boden ihres Schnapsglases warteten.
Da für eine Bierproduktion die nötigen Geräte fehlten, waren der einzigen Alkoholvorräte müßige Vorräte des leckeren Theison-Schnaps oder gefundene Weinflaschen von Vidals Expeditionen. Ein Liebhaber des Theison-Schnaps war auch Ramon, ein Mann mittleren Alters, der seinen Frust über die Maschinen hinunterschluckte. Sein brauner Haarscheitel war verschwitzt und hing ihm die Stirn hinunter.
„Wo ist eigentlich dieser kleine Bengel?“, fragte Ramon. „Dieser kleine, scheiß Schnorrer.“
Natalie wischte mit einem feuchten Lappen über den Tresen aus Eichenholz. „Tja, normalerweise müsste er sich um diese Uhrzeit sturzbetrunken im Schlamm wälzen und auf Almosen warten.“ Sie zog die Nase hoch und schluckte den Schleim ohne mit der Wimper zu zucken unter. „Er hat in Gomorrha wohl einen neuen Gönner gefunden, der ihn durchfüttert.“
„Hab mir ewig vorgenommen dem Schnorrer eine auf die Zwölf zu geben“, sagte Ramon. „Glaube, heute wäre der richtige Tag dafür.“
„Weißt du noch, als er sich für ein Glas Theison Schnaps auf’s Maul geben ließ?“
„Oh ja. Jeder verdammte Schnaps war es wert“, sagte Ramon lachend. Seine Laune schlug blitzartig um, als er den leeren Inhalt seines Schnapsglases bemerkte.
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