Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
war eure Reise? Ist Beo schon rein gegangen?“
Vidal schüttelte den Kopf.
„Wo ist er denn?“, fragte sie naiv. „Wir wollten uns doch heute treffen.“
Demütig schnaufte Vidal. „Julia...“, sagte er und schritt vorsichtig näher.
„Oh nein? Sag nicht er ist...“ Julias Gerüst der Naivität zerfiel im Bruchteil einer Sekunde. Sie presste beide Hände über ihren Mund, um nicht direkt loszuschreien. Alle ihre Hoffnungen auf Liebe waren zerstört. Dieser warme Teil in ihrem Herzen, der für Beo reserviert war, würde mit der Zeit in Tränen ausgeschieden werden und mit einem kalten, kahlen Platz der Leere ausgefüllt werden.
„Es tut mir Leid“, sagte Vidal. „Nimm dir bitte heute frei.“
Augenblicklich kehrte sie Vidal den Rücken und sprintete davon. Sie würde die ersten Tage unglücklich und schluchzend verbringen. Sollte sich die Wunde nicht schließen, so würde sie verbittert ihr Leben lang nur an diesen Tag zurückdenken.
Vidal ertrug es nicht länger der trauernden Julia hinterher zu sehen. Er drehte sich zum Wagen und erkannte zwischen den Staubschichten sein Spiegelbild auf der Karosserie. Den Anblick ertrug er noch weniger.
2
Der selbsternannte Golfkönig verbrachte seine Zeit im Hausflur und versuchte einen Ball in das kleine Loch, das er erst neulich in den weichen Teppich bohren ließ, einzulochen. Er peilte vorsichtig den Schlag an, stieß die Kugel und ließ sie meisterlich in das Ziel rollen. Mit seinem seltenen Lächeln belohnte er sich selbst, bis Vidal in den Flur trat und auf die Knie ging.
„Mein König.“
„Wie war eure Reise?“, fragte der König, während er den Golfball aus dem Loch fischte.
„Es gab Schwierigkeiten...“, gestand Vidal. „Eine der Maschinen, sie war keine von den uns bekannten, sondern eine ausgestoßene, hatte uns überrascht. Die Maschine versuchte uns zu bekehren und uns festzuhalten. Als sie merkte, dass sie auf Granit stieß, wurde sie brutal. Wir konnten die Maschine stoppen, doch mit ihrem finalen Angriff erwischte sie Beo. Er ist tot.“
Der König hörte geduldig zu. „Wo ist seine Leiche?“, fragte er kühl.
„Die Maschine griff uns mit dem gleichen Energiestrahl an, den auch Nada zu spüren bekam. Sein Körper ist geschmolzen.“
„Verstehe.“ Der König verzog keine Mine. „Beo war schwach. Es war eine Frage der Zeit, bis er im Ödland sterben würde.“
„Es tut mir Leid für deinen Verlust“, sagte Vidal demütig. „Soll ich eine Beerdigung samt Feier organisieren?“
„Eine Beerdigung?“, schmunzelte der König. „Wenn du mir sagst, mit welcher Leiche, können wir direkt anfangen.“
„Mein König, wenn ich irgendetwas tun kann, dann...“
„Hör auf so jämmerlich drein zu kucken, Vidal. Wenn du anfängst zu flennen, verpass ich dir eine.“ Der König legte seinen Schläger an Vidals Kinn an. „Mittlerweile sollten wir es gewohnt sein Menschen zu verlieren. Stehe auf, Sohn. Gehe ins Dorf und ruf mir den scheiß Metzger. Er ist der letzte, den wir verhören.“
„Ja, mein König.“ Vidal verbeugte sich vor seinem König und ging hinaus nach Sodom.
Der König lochte währenddessen in bester Laune einen zweiten Ball in das Loch hinein.
3
Zaghaft öffnete sich die Tür zum Thronsaal. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen trat der Metzger vor den König. Der König der neuen Welt bekam den Metzger noch nie zu Gesicht, zu abgeschottet führten beide ihr Leben, dennoch waren sich beide sicher den anderen schon einmal gesehen zu haben.
Erneut empfing der König seinen Gast nur in einer Badehose. Den Golfschläger hielt er eisern in der Hand, als wäre es sein Zepter. Sein rechter Platz, Samiras Stuhl, war diesmal nicht besetzt. Die einzige Gesellschaft war der Metzger und der treu ergebene Jakob. Da Jakob in der alten Welt ein Banker war, wurde er mit der ehrenvollen Aufgabe betreut die Dorffinanzen zu verwalten. Und er war so etwas wie der Vorkoster des Königs.
„Knie vor deinem König!“, schrie Jakob empört. Ja, Jakobs Spezialität war es ebenfalls seinen Kopf in irgendwelche Ärsche zu versenken.
„Halt die Klappe, Bankier. Geh in deine Ecke“, zischte der König Jakob zu, woraufhin dieser brav parierte und sich in die hinterste Ecke des Zimmers verzog.
Der Metzger stand erwartungslos vor dem König. Schlimmer könnte es für ihn ja auch nicht mehr werden.
Nachdem sich der König und der Metzger eine Minute lang wortlos musterten, ergriff der König das Wort. „Die
Weitere Kostenlose Bücher