Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
anderen Kerle, die wir verhörten, kamen auf Knien herein geschlürft und bekundeten von Sekunde 1 ihre Unschuld. Entweder möchtest du nicht die Konversation mit einer Lüge beginnen oder du bist ein abgeklärter Bastard.“
„Vielleicht war ich es ja auch“, sagte der Metzger locker, als wäre es das beiläufigste der Welt unter Mordverdacht zu stehen.
„WIE KANNST DU ES WAGEN!“, schrie der empörte Jakob aus der Ecke.
„Klappe, Bankier. Starr deine Wand an“, knurrte der König, ehe er sich wieder dem Metzger widmete. „Kann wer deine Unschuld bezeugen, Metzger?“
Gleichgültig zuckte der Metzger mit den Schultern. „Ich habe kein Alibi. Niemand kann meine Unschuld bezeugen, da ich den ganzen Tag in meiner Metzgerei verbringe und bis auf meine Kundschaft niemanden hineinlasse.“
Der König lachte lautlos. „Ich glaube, ich mag dich, Metzger. Immerhin scheinst du Eier zu haben, nicht wie dieses widerliche Wesen von Bankier.“
„Ich höre immer noch jedes Wort, mein König“, sagte Jakob gekränkt.
„Klappe, Bankier.“
Der König stand auf und trat vor den Metzger. Die farblosen Augen des Metzgers folgten ihm auf Schritt und Tritt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihn getötet hast. Den Schneid dazu, einen Bären wie Siamak zu erlegen, besitzt du definitiv. Doch warum solltest du Siamak töten? Steuerschulden könnten ein Motiv sein, doch bereits eine Woche später konntest du deine Verbindlichkeiten alle begleichen, als hätte es sich bei deinen Schulden um einen einmaligen Fehltritt gehandelt. Einen Groll gegen die Königsfamilie scheinst du auch nicht zu hegen, denn du hattest Vidals Leben vor dem wahnsinnigen Johnny gerettet. Also sag mir, was soll ich mit dir anstellen, Metzger?“
„Dann lass mich hinrichten“, sprach der Metzger mit einem leisen Flehen in der Stimme.
„Nicht, so lange ich das Gefühl habe, ich könnte dir damit einen Gefallen tun“, antwortete der König.
„Wenn ich hier nicht sterben darf, dann gehe ich wieder“, sagte der Metzger enttäuscht. Er war selbst verwundert über seine morbide Wortwahl.
„Warum so negativ?“, fragte der König. „Nachdem du mir sehr wahrscheinlich Siamak genommen hast, wäre es doch mehr als gerecht, wenn du mir etwas Gesellschaft leistest.“
„Ob ich die beste Gesellschaft bin, ist die andere Frage.“
„Natürlich“, sprach der König. „Für zynische Drecksäcke wie dich ist immer ein Plätzchen frei. Arbeite für mich zwei Tage die Woche und ich werde deinen Steuersatz senken.“
„Klingt nach einem fairen Deal. Ich hoffe zu meiner Arbeit gehört nicht das Anstarren der Wand.“
„Ich höre immer noch alles!“, wiederholte Jakob.
Der König nahm seine Kaffeetasse am Henkel und warf sie Jakob an den Kopf. Nach einem schmerzvollen Aufschrei, bedankte sich Jakob für das „Geschenk“ seines Königs.
„Nein, keine Sorge, Metzger. Du wirst deine Metzgerfähigkeiten in meinen Räumlichkeiten nach Herzenslust ausleben können. Da der Fraß meiner Gattin nicht immer mundet, bin ich froh für jede Abwechslung.“
Der Metzger nickte und fragte sich, wo denn die bereits erwähnte Gattin steckte. Als er sich bereits umdrehte, bat ihn der König noch um eine letzte Meinung.
„Metzger, es gibt zwei Sachen, die mich seit Wochen quälen. Die erste ist das schlechte Essen meiner Gattin.“
„Und die zweite?“, fragte der Metzger neugierig.
„Das Werk des Metzgers könnte man doch zum Teil dem Handwerk anrechnen?“
Der Metzger stimmte zu. „Könnte man.“
„Als Handwerker würdest du dich doch niemals an einem Werkzeug bedienen, das du nicht fähig wärst zu bedienen. Du würdest selbst den Werkzeugmacher in Frage stellen, der dieses ungeschickte Werkzeug erschaffen hat.“
Der Metzger nickte, wusste jedoch nicht, auf was der König hinaus wollte.
„Fraglicher würde die Entscheidung des Werkzeugmachers aber erst, wenn das Werkzeug anfangen würde, den Werkzeugmacher zu bedienen.“
„Du spielst auf die Maschinen an“, erwiderte der Metzger.
Jakob spitzte die Ohren. „Darauf hätte ich auch kommen können.“
Ohne Jakob zu beachten, sprach der König weiter. „Die hoch entwickelten Menschen, die einst die Maschinen erschufen, müssten sich doch der Tragweite ihrer Entscheidung bewusst gewesen sein. Sie hätten doch bereits bei der Planung wissen müssen, dass sie etwas unaufhaltbar mächtiges konstruierten.“ Der König schmunzelte. „Ihre Entscheidung ist im Nachhinein ziemlich lachhaft.
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