Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
aussahen. Hungrig und durstig befriedigte er seine natürlichen Bedürfnisse, doch nicht nur er fand diesen Ort des Lebens, sonder auch ein Fremder, der es ihm gleich tat.
In der neuen Welt gab es nichts mehr, was der junge Beo verlieren konnte, weswegen er keine Anstalten machte sich zu dem Fremden zu begeben.
Der Fremde freute sich ebenfalls ein wenig über Gesellschaft. Freunde wurden sie nicht auf Anhieb, doch Komplizen würde die Beziehung sehr gut beschreiben.
Während ihrer gemeinsamen Reise entlang des Baches, hinein ins Nirgendwo, sprachen die Komplizen nicht viel. Der Fremde schien, wie der junge Beo ebenfalls eine Wandlung zu durchlaufen. Wie bei ihm nagten die Verluste der alten Welt an ihm wie eine Heuschreckenplage.
Zumindest wurde der Weg ins Nirgendwo, den beide unter Verbergen ihrer Trauer beschritten, mit jedem Schritt erträglicher. Das Gefühl der Leere schien wie ein vertrauter Freund zu werden, sowie jedes neue Anzeichen von Vegetation in dieser trostlosen Gegend das Bild erträglicher machte. Die Natur schien sich zu erholen. Sträucher und Unkraut sprossen aus der Erde, Vögel kamen ihnen am Horizont entgegen und die Freude war umso größer, als der erste Hase fröhlich an ihnen vorbei hoppelte - und über ihrem Lagerfeuer endete.
In dieser Nacht, sie glaubten es war Nacht, besiegte doch die Leere Beos harte Schale. Das warme Essen erinnerte ihn an seine Freunde, seine Familie und die Heimat, die er so sehr vermisste. Sie alle verbrannten in den Flammen, während gerade er überleben musste. Zu dieser Zeit wusste er nichts von der höheren Macht der Maschinen und wahrscheinlich hätte ihm das Wissen über diese unheimliche Übermacht noch mehr an den Rand der Verzweiflung gedrängt.
Der junge Beo lag auf dem steinigen Boden, dem Lagerfeuer und dem Fremden seinen Rücken zugedreht und schluchzte vor sich hin. Die letzten Reste seiner Kindheit presste er als Tränen aus seinem Körper, verbannte diesen mickrigen Rest für immer aus sich.
Der Fremde fragte den Jungen, ob alles in Ordnung sei.
Nein. Der junge Beo heulte, schrie sein Unglück in die Weiten des Ödlands hinein. Nichts sei in Ordnung, sagte er. Er hasse alles, schrie er. Brüllend verfluchte er sich und die neue Welt.
Ohne zu zögern klatschte der Fremde seine raue Handfläche in das weiche Gesicht des Jungen. Die Erschütterung, die Beos Wange heimsuchte, verscheuchte die - vorerst - letzten, warmen Tränen aus seinem Gesicht.
„In dieser Welt musst du stark sein“, sagte der Fremde. „Diese verfluchte Welt will alles Schöne aus dir heraussaugen. Sie wird dich zum Verzweifeln bringen. Sie wird dir alles nehmen, was du liebst - aber sie darf dich nicht zum Weinen bringen. Zeig diesem Wichser da oben, dass er nicht triumphieren kann. Diese Welt darf dich schlagen, treten, bespucken oder sogar brechen. Aber sie darf dich nie besiegen.“
Über Nacht sickerte die Lehre des Fremden in Beos Verstand. Es sollte Jahre brauchen, bis er sie endlich verstehen würde.
Als die zwei Reisenden am Horizont die Trümmer des zukünftigen Sodoms erblickten, um die sich weitere Pilger sammelten, änderte sich ihre Perspektive schlagartig.
Beo schwor sich in jedem Augenblick stark zu sein und nie wieder die Schwäche Kontrolle über ihn zu gewähren. Der Fremde hingegen schwor sich, nie wieder Gefühle zuzulassen, die in der Lage waren ihn zu zerstören.
Die Rationalität, die den Fremden in ihrem Griff hielt, gewährte ihm auch die Fähigkeit Sodom aufzubauen. Auch der Grund, warum die Bürger Sodoms den Fremden in Zukunft nur noch als „den König“ ansprechen würden. Trotz seines Aufstieges, war der Fremde seinem kleinen Wegbegleiter alles andere als unloyal, denn er würde ihn bei sich aufnehmen und ihn als seinen jüngsten Sohn adoptieren.
Ein neues Leben begann für Beo. Ein Leben ohne Schwäche und gefüllt mit Stärke . Er würde dieses gottverdammte Leben besiegen, er würde die Welt nie wieder über ihn siegen lassen - und wenn, dann würde er diese Welt mit sich in den Tod reißen.
17
Wieder zurück in der Gegenwart lachte Beo über sich selbst. Er schmiss den Revolver im hohen Bogen von sich weg.
Sein Entschluss lautete, wie auch damals, zu leben. Der Wichser dort oben, wie einst der Fremde sagte, würde auch diesmal nicht triumphieren.
Er steckte Julias Geschenk zurück in seine Hosentasche und versuchte sich aufzurichten, was aussah wie ein dreibeiniger Hund der aus einem Wassernapf
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