Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
kann. Und rauchen und saufen. Und mit einem Revolver schießen kann er auch.“
Aimée grinste. „Du bist so lustig, Seppel. Auch wenn deine Idee etwas absurd klingt.“
Gareth hingegen blieb von Seppels absurder Idee wenig beeindruckt. „Wenn die Ausfälle des Burschen zur Gewohnheit werden, wird der Mann ihn zurücklassen müssen.“ Natürlich meinte er die Drohung nicht ernst. Der kühle Gareth konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen, als der verstrahlte Seppel vor ihm auf die Knie fiel und seine Beine, wie ein Kleinkind die Rockzipfel seiner Mutter, umklammerten.
„LASS MICH NICHT ZURÜCK!“, bettelte er. „Ich liebe dich doch!“ Er blickte augenblicklich zu Aimée. „Und dich liebe ich auch. Du bist so liebevoll zu mir, wie meine Mutter damals. Das ist so... Schön!“
Aimée kicherte und hielt sich dabei ihre Rückhand vor den Mund.
Gareth schüttelte den Kopf. „Der Mann kontrolliert seine Gefühle, die Gefühle nicht den...“
„Das mag ich so an dir!“, unterbrach Seppel. „Du hast für jede Situation den passenden Spruch auf Lager!“
Mit großen Kulleraugen glupschte er Gareth an, als sich dieser wegdrehte und weiter an dem Hirschfleisch nagte, das er auf seinem Speer aufgespießt hatte.
Seppel blickte enttäuscht zu Aimée. „Mag er mich denn gar nicht mehr?“
Von Mitleid gerührt tätschelte sie über Seppels verschwitzte Haare. „Natürlich mag er dich. Ich denke, er hat nur Angst, dass du ihn die Nacht anspringen könntest.“
Diesen Vorwurf stritt Seppel vehement ab. „Das würde ich nie! Ich liebe ihn nur wie einen Bruder. HÖRST DU GARETH? WIR SIND WIE BRÜDER! Wo ist dein Speer, Gareth? Lass uns Blutsbrüderschaft schließen!“
Als Gareth sah, wie Seppel den Boden nach Gareth Speer absuchte, der sich wie so oft in Gareths Hand befand, entfloh ihm sogar ein kurzer Lacher. Er sah zum Himmel und sprach zu Aimée, die er fälschlicherweise im Himmel glaubte: „Wenigstens blieb er dir erspart, Aimée.“
„Wenn du wüsstest“, sagte Aimée grinsend.
5
Als der Metzger seine erste Schicht im Haus des Königs antrat, saß Jakob im Wohnzimmer und bearbeitete vor dem riesigen Holztisch einen Papierberg, eine lose Blattsammlung, auf der er die aktuelle Finanzsituatuion Sodoms festhielt. Jedes einzelne Blatt war bereits beschrieben und bot wenige freie Stellen, die von Jakob mit neuen Steuerinformationen ausgefüllt werden konnten.
„Verdammte Maschinen beschenkten uns mit Zigaretten und Schnaps, aber kein weißes Blatt Papier war dabei!“, meckerte Jakob.
Auf dem Boden trollte der König neben seinem Plüschwal, das Kaffeeservice daneben. Der König wälzte sich auf dem Teppich wie eine rollige Katze, die einzuschlafen versuchte, damit sie Jakob nicht mehr zuhören musste.
„Der verdammte Milchbauer hatte schon wieder eine Kanne Milch zu wenig abgeliefert“, bemerkte Jakob. „Der denkt doch, er könnte uns bescheißen!“
„Nein“, sprach der König ruhig. „Er denkt, er könnte dich bescheißen.“
„Ist das nicht dasselbe?“
„Nein.“
Der König setzte sich aufrecht hin, trank einen Schluck Kaffee und streichelte seinen Plüschwal.
Die Wohnzimmertür ging auf und wie vereinbart trat der Metzger ein und servierte den Herren eine Platte frisch zubereiteter Fleischspezialitäten.
Jakob, der für einen dürren Kerl wie ihn einen ziemlichen Appetit hatte, klopfte sich lachend auf den flachen Bach: „WO BLEIBT MEINE SCHLACHTPLATTE, DIONYSOS?“
„Halt die Klappe, Bankier“, knurrte der König erst grimmig. „Sehr gute Arbeit, Metzger.“
„Bedank dich erst, wenn du weißt, wie es schmeckt“, erwiderte der Metzger.
„Wenn es nach Scheiße schmeckt, darf sie Jakob ganz alleine aufessen“, sagte der König und drehte sich zu seinem fleißigen Finanzminister um. „Und wehe ein Krümmel bleibt übrig.“
„Quält mich alle ruhig!“ Jakob sah traurig unter sich. „Als ob wir Banker keine Gefühle hätten.“
„Nein, Bankier. Ihr habt keine Seelen, das ist der Unterschied.“
„Eine Seele haben sie bestimmt, nur nicht mehr die eigene“, scherzte der Metzger.
„Das könnte leider stimmen“, sinnierte Jakob.
Nach einem kassierten Lacher des Königs verließ der Metzger das Wohnzimmer und begab sich zurück in die mittelalterliche Küche mit integrierter Feuerstelle, auf der das Fleisch brutzelte. Daneben war die Küchenarmatur aufgebaut, bestehend aus einem Holztisch und einer Holzwanne gefüllt mit Wasser, die als improvisiertes
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