Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
trank.
„MASCHINEN!“, schrie Beo. Seine Stimme war kratzig und verschwand bei jeder zweiten Silbe. „MA-SCHI-NEN!“
Keine Antwort.
„ICH WEISS, DASS IHR DA SEID!“, brüllte er durch die Wüste. Seine Hundestellung brach für einen Moment zusammen. Er keuchte und schnappte nach Luft. Als er aufblickte stand auch schon eine der Maschinen vor ihm, ein weiteres Anzeichen dafür, dass sie zu allgegenwärtig waren. In der schwarzen Linse spiegelte sich Beos halbtotes Spiegelbild.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte die Maschine.
Beo deutete auf sein zerschossenes Knie. „Dreimal darfst du raten.“
„Oh, das sieht ja gar nicht gut aus“, antwortete die Maschine. „Wir könnten dir die letzte Ölung anbieten.“
„Könnt ihr mir nicht helfen?“, fragte Beo, dem nicht nach Scherzen war.
„Wir haben uns bereits über deine Situation beraten und sind leider zu dem Entschluss gekommen, dass wir vorerst nicht mehr in das Geschehen in Sodom aktiv eingreifen sollten. Sorry .“
„Wollt ihr mich verarschen?“, fragte Beo verärgert. „Was war mit Nadas Arm oder Johnnys Kasperle-Theater?“
„Johnny war nur Mittel zum Zweck, um euch näher kennenzulernen. Nada war Notwehr. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Nein, nein. Das Gleichgewicht im Dorf besteht und wird von uns nicht gestört, sondern gehütet . Das ist unsere Aufgabe als euer Schöpfer.“
„Nennt ihr das Gleichgewicht?“, fragte Beo wütend. „Ich werde wegen dieser drei Arschlöcher, die vorgaben meine Freunde zu sein, hier verrecken! Das ist nicht gerecht!“
„Mord gab es auch bereits in euer alten Welt zu Genüge, trotzdem hat sie euch gefallen.“
Einen Trumpf hatte Beo noch im Ärmel. „Ihr seid unsere Schöpfer! In der alten Welt glaubten wir, unsere Schöpfer wären gerecht und würden auf unsere Gebete hören.“
„Und auch in der alten Welt hat euer verehrter Schöpfer niemanden selbst bestraft, geht ja auch schlecht, da er nie existierte, sondern wir.“
„Was wäre, wenn ich auf wundersame Weise mit einer geladenen Waffe in Sodom auftauche?“, fragte Beo. „Ihr vergießt kein Blut, sondern ich. Ich will nur ein ernstes Wörtchen mit meinen lieben Geschwistern wechseln.“
„Drei Leben gegen eins. Das Gleichgewicht wäre erheblich gestört.“
„Meine Lebensuhr bleibt bald stehen“, sagte Beo. „Ich werde euch mein restliches Leben schenken, gegen eine Waffe und eine Chance meinen Tod zu rächen.“
„Tut uns Leid, wir können unter diesen Bedingungen kein Geschäft abschließen.“
Die Maschine drehte sich bereits um, als Beo weiterhin auf sein Angebot beharrte. „Was seid ihr schon? Ihr seid mordgeile Kriegsmaschinen. Ihr wolltet doch stets eure Unterhaltung, also wie wär’s: Ihr vergesst den langweiligen Alltag in Sodom für einen Tag, da ich euch die spannendste Unterhaltung anbiete, die ihr euch vorstellen könnt.“
„Wir haben bereits einstimmig abgestimmt“, sprach die Maschine und schwebte vor Beo. „Anscheinend müssen wir auf Nummer sicher gehen.“
„Was?“, fragte Beo erschrocken. „Ihr... NEIN!“
Aus der Linse der Maschine funkten scharlachrote Blitze. Der sterbende Beo wurde im roten Licht der Maschine gebadet.
Dritter Akt: Exodus
1
Mit reichlichen Vorräten, doch mit einem Mann weniger an Bord, wurde der Geländewagen im königlichen Hof geparkt. Nada und Zehvier machten sich bereits ans Ausladen der erbeuteten Schätze, während Vidal noch an der Karosserie lehnte und überlegte, wie er seinem König die traurige Nachricht überbringen sollte.
Er hatte tatsächlich seinen Freund Beo im Ödland zum Sterben zurückgelassen und das für eine einfache Beförderung und ein einfacheres Leben in der neuen Welt. Vidal fragte sich einen kurzen Moment, ob er schon immer so kalt war oder ob ihn die Neue Welt so verändert hatte. Er besänftigte sein Gewissen damit, dass in Sodom alle Menschen diese versteckten Charaktereigenschaften hatten, mit denen niemand öffentlich werben wollte. Alle wären so wie er, jeder hätte so einen Preis gezahlt um ein kleinen Teil der alten Welt zurück zu gewinnen. Dieses Leben in der neuen Welt war kalt und herzlos genug, jeder würde einem Pakt mit dem Teufel schließen, um es erträglicher zu gestalten.
Er wollte gerade ins Landhaus gehen, als Julia ihre Arbeit am Hof unterbrach und ihm freudig entgegen lief.
Sie blieb wenige Meter vor dem Wagen stehen und versuchte Beo hinter den Fensterscheiben zu erspähen. „Vidal, wie
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