Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
Denn dieselbe Pointe wiederholte sich in unserer Geschichte wieder und wieder. Unsere Vorfahren erschufen Nuklearwaffen oder auch Regierungsformen, die wie Werkzeuge Kontrolle schaffen sollten, doch eines Tages konnten die Urheber dieser neuen Erfindung sie nicht mehr kontrollieren. Sie wurde viel zu mächtig, als dass man sie als einen „Fehltritt“ abstempeln und in den Papierkorb werfen konnte. Selbst ich als König, der Sodom aufbaute, habe es nicht mehr unter Kontrolle. Sonst könnte ich selbst entscheiden, wer wen zu welcher Zeit abschlachtet.“
„Interessante Theorie“, gab der Metzger zu. „Sie wirkt weniger beängstigend, wenn man die Erfinderrolle als König inne hat und nicht als Opfer dieser „Erfindung“ dasteht.“
Der König schnaufte. „Ich könnte mich etwas gekränkt fühlen, durch diese Anschuldigung, Metzger. Wie der Einäugige der König der Blinden ist, bist du der König deiner Metzgerei. Du schwingst dein Beil und entscheidest über Leben und Tod. Klingt auf den ersten Eindruck ziemlich mächtig, doch auch hier scheinst du die Kontrolle verloren zu haben, sonst würdest du nicht vor mir stehen, Metzger.“ Der König machte eine Pause. „Bevor du gehst, mach dir bewusst, dass wir alle Werkzeuge erschaffen, doch dabei selbst nur Werkzeuge sind, die nun zur Unterhaltung der Maschinen tanzen.“
„Mit diesem Gedanken will ich mich ungern anfreunden“, sagte der Metzger.
„Das möchte niemand“, erwiderte der König und zog die Mundwinkel nach unten.
4
Weit entfernt im Ödland. Am Lagerfeuer erholten sich Gareth, Aimée und Seppel von den anstrengenden Tagesmärschen, während Seppel in einem Busch verschollen war, um seine menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen.
Auf einem abgestorbenen Baumstamm saßen Aimée und Gareth nebeneinander, Gareth wieder einmal ohne von Aimée Kenntnis zu nehmen. Trotzdem streichelte sie sanft Gareths markantes Gesicht, als würde sie eine Reaktion von ihm erwarten. Als sie einen Staubflecken in seinem Gesicht bemerkte, befeuchtete sie ihren Daumen und wusch ihm den Dreck aus dem Gesicht. „So, jetzt bist du wieder hübsch“, sagte sie freudig, blickte aber umso enttäuschter, als von ihm - wieder einmal - keine Reaktion folgte.
Stattdessen führte Gareth eines seiner beliebten Selbstgespräche. „Während der Mann rastet, verschwindet der Bursche für Stunden im Busch. Doch keine Ungeduld sucht den Mann heim, denn er ist froh, dass der Bursche den nötigen Anstand besitzt, sein Geschäft nicht vor seinen Augen zu verrichten.“
„Seppel?“, rief Aimée besorgt. „Muss ich dir helfen kommen?“
In dem Moment torkelte Seppel aus dem Busch. Mit Mühe zog er sich die Hose über den Hintern, ehe er vor seine zwei Freunde trat. „Mein lieber Mann“, sagte er. „Ich glaube, ich habe das Mittagessen nicht vertragen.“
Gareth schnaufte. „Der Bursche hat zu den Pilzen gegriffen, die ihm der Mann untersagte.“
Aimée schüttelte den Kopf. „Seppel, du solltest doch die Pilze nicht essen!“
Der erheiterte Seppel untersuchte sein geliebtes, ärmelloses Hemd, ob er im Rausch seiner Verdauungsprobleme nicht sein letztes Hemd besudelt hatte.
„Der Bursche sollte sich von den Lumpen verabschieden und zu einer stabilen Rüstung greifen“, riet Gareth. „Dein Hemd wird dich vor den falschen Göttern nicht schützen können.“
„Was ist das überhaupt für eine Marke?“, fragte Aimée, als sie versuchte den verbleichten Schriftzug zu entziffern.
Seppel präsentierte stolz sein Hemd und sprach: „Das ist das letzte Hemd der Marke „SEI STARCK!“ , ja mit c! In der alten Welt war es der letzte Schrei und wie es der Zufall so wollte, habe ich mitten im Ödland ein Hemd finden können. Die Hemden waren schon damals für ihre gute Qualität bekannt, aber das es sogar eine Nuklearexplosion überlebt, hätte nicht mal ich gedacht.“
„Sei... Starck... Mit c?“, wiederholte Aimée. „Schon einmal gehört.“
„Der Bursche sollte sich von den falschen Göttern fernhalten“, sprach Gareth. „Den Waffen der falschen Göttern ist die Qualität deiner Kleider egal.“
Nervös blickte Seppel zurück zu dem Busch, aus dem er gekrochen war und fing an fröhlich zu lachen. „Als ich im Busch war, kam mir eine richtig lustige Idee.“
„An was musstest du denken, Seppel?“, fragte Aimée neugierig.
„Ich musste an einen Pinguin denken.“ Seppel brustete bei dem Wort „Pinguin“ wieder los. „Ein Pinguin, der sprechen
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