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Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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Waschbecken diente.
    Bevor er sich wieder zurück an die Arbeit machte, nahm er seine geliebte Taschenuhr aus seinem Sacko. Kaum hatte er sie aufgeklappt, ließ er sie wieder zuschnappen und in seiner Tasche verschwinden. Der Vorgang ähnelte stark einem antrainierten Trick.
    Sein mitgebrachtes Messerset hatte er auf dem Holztisch ausgelegt. Er beförderte jedes blutige Messer in die Holzwanne zum Spülen. Bis auf das scharfe Tranchiermesser waren die Klingen bereits im reinigenden Bad versenkt, doch als der Metzger nach seinem letzten Schmuckstück greifen wollte, war dieses vom Tisch verschwunden. Kein Meter neben ihm tauchte die Königin Samira auf, die demonstrativ das Messer in der Hand hielt.
    „Du bist der Neue?“
    Der Metzger nickte verwundert. Die Königin hätte er erst nicht als solche erkannt, denn sie sah, wie der König, recht bürgerlich aus und war genau wie er, sehr speziell. Sie hatte ihr glattes, dunkelblondes bis braunes Haar zu einem Zopf gebunden. Ihre Augen waren braun, das linke Augenlied verdeckte den oberen Teil ihrer Iris bis zur Pupille. Ihre Lippen waren zum linken Mundwinkel hin stets geöffnet, während die rechte Seite die Wörter herausquälte. Sie war an sich schön anzusehen, trotz ihrer Gesichtslähmung.
    Samira hielt das Tranchiermesser locker in der Hand. Die breite Schneide, die sich zur Spitze hin verjüngte, legte sie scharf an ihrer Fingerspitze an und bohrte langsam die Klinge in die dünne Fingerkuppe.
    „Bist du ein richtiger Metzger?“, fragte Samira neugierig.
    „In der alten Welt war ich Lehrer“, erzählte er. „Meine Eltern hatten eine Metzgerei in der ich als Kind hier und da anpacken musste. Da es hier weit und breit keine Kinder zum Unterrichten gibt, schlachte ich notgedrungen Tiere.“
    „Ist bestimmt lustig den ganzen Tag zu schneiden“, sagte sie verträumt und starrte mit funkelnden Augen auf das Messerset. „Mein Gatte meinte, du wolltest auch sterben?“
    „Nicht unbedingt. Ist mir vielleicht auch nur rausgerutscht.“
    „Sicher?“, fragte sie und drehte die Klinge schneller an ihrer Fingerspitze.
    „Du tust dir noch weh“, sagte er väterlich.
    „Ich weiß.“ Sie hörte auf das Messer zu drehen, hielt es dennoch fest an ihrem Finger. „Du fragst dich sicher, warum ich so schrecklich aussehe?“, fragte sie emotionslos.
    „Warum schrecklich?“, fragte der Metzger gefestigt. „Du bist schön, nur dein Gesicht ist halbseitig gelähmt. Kein Weltuntergang.“
    Samira war ebenfalls in seinem Alter, wenn nicht sogar älter. Frauen in diesem Alter brauchte man nichts vorzumachen, um sie zu beeindrucken. Da konnte er die Tatsachen auch ehrlich ansprechen.
    Die rechte Hälfte lächelte, während die linke ihn emotionslos anstarrte. „Findest du entstellte Frauen hübsch? Bist du pervers oder Kunstliebhaber?“
    „Haben wir nicht alle unsere Makel?“
    „Makel?“ Samira schmunzelte. „Der einzige Vorteil meiner Entstellung ist, dass du meine linke Seite schlagen könntest und ich würde nichts spüren. Würde es dich anmachen? Willst du mich schlagen?“
    „Ich bin kein Frauenschläger“, sagte der Metzger. „Außerdem überlegt der König bereits, mich hinrichten zu lassen. Ich denke, seine Frau zu schlagen würde sein Bestreben mich einen Kopf kürzer zu machen nur verstärken.“
    „Ihm wäre es egal.“ Ihre gesunde Hälfte wirkte nun so tot wie die gelähmte. „Du könntest mich würgen, ficken, schlagen, töten. In der Reihenfolge. Ihm wäre es egal.“
    Sie setzte die Klinge von ihrem Finger ab, hob sie stattdessen an ihre linke Wange.
    „Mein totes Lächeln stammt noch aus der alten Welt“, erzählte Samira. „Ein normales, kleines Leben mit zwei Kindern hatte ich. Damals kursierten noch in den Nachrichten die Warnungen über einen bevorstehenden Krieg, dem wir alle viel zu locker entgegen sahen.“ Sie drückte die breite Seite des Messer so fest an ihre tote Wange, bis die ersten Bluttropfen zum Vorschein kamen. „Mir war bewusst, dass wir alle sterben würden. Alle würden wir an den Folgen der Verseuchung oder der Unterernährung in den Bunkern verrecken. Meine innere Stimme flüsterte mir zu, ich solle mir eine Waffe kaufen und meine Kinder von diesem Schicksal bewahren. Ich sollte sie erlösen. Doch, was sollten die Nachbarn denken? Tja, so war das nun mal mit einem normalen Leben. Also kaufte ich mir keine Waffe.“ Sie machte eine Pause und zog die Spucke, die ihr an dem linken Mundwinkel hinunterlief hoch. „Als ich

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