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Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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schwarzen Möbel, das helle Laminat, auf dem Élaine bewusstlos lag. Blut lief an ihrer Schläfe hinunter. Die blau geschminkten Augenlieder waren geschlossen, ein sanftes Lächeln lag auf ihren roten Lippen. Sie lag neben einer zerplatzten Wodkaflasche in ihrer eigenen Blutpfütze. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, sie würde schlafen. Sie bekam nicht mit, wie innerhalb einer Sekunde die Fensterscheiben unter dem Druck zerplatzten, die Wärme sich durch die weißen Wände fraß und ihre geliebte Schuhsammlung in flüssiges Plastik verwandelte. Sie bekam nicht mit, wie sie von den Flammen verschlungen wurde, ihr das Fleisch und die Knochen schmolzen. Sie musste nicht leiden und ihren grausamen Tod spüren. Sie konnte friedlich schlafen mit der Gewissheit, dass ihre zwei Männer noch nach ihrem Tod für sie um ihr Leben kämpfen werden. Sie konnte friedlich in den Flammen schlafen und von der neuen Welt träumen.
     
     
    8
     
    „Es ist ein Bild von Élaine.“
    Eine Ewigkeit übten sich beide im Schweigen. Eine Ewigkeit, in der die letzten Erinnerungen an Élaine die Gedankengänge der zwei Rivalen ausfüllten. Die Regentropfen liefen in Bächen die Fensterscheiben hinunter.
    Der Metzger verstand endlich, dass der König der Mann war, mit dem er im Bunker zusammenstieß. Er wollte nie Élaines Mann kennenlernen, doch heute, zehn Jahre später, stand er endlich vor ihm.
    „Wir haben uns in dem Bunker gesehen“, stellt der Metzger fest. „Wir sind diejenigen, die aus eigener Kraft überlebten.“
    „Und du bist das Arschloch, das meine Frau gevögelt hat“, zischte der König.
    Der Metzger war immer noch erstarrt über die Gemeinsamkeit, die ihn und den König verband. „Sie hatte es dir erzählt?“, fragte er.
    Der König schloss seine Augen, atmete tief ein und aus, ehe er zu erzählen begann. „An dem Tag, an dem die alte Welt unterging, war ich zu Hause. Mir ging es schlecht.“ Er versuchte gefasst zu bleiben. „Ich hatte wieder getrunken. Sie kam nach Hause. War schon seit Wochen distanzierter, abweisender. Ich dachte, es sei wegen meiner Launen und der Trinkerei, doch dann erfuhr ich den wahren Grund.“ Er unterbrach sich selbst, schüttelte den Kopf. „Ich hatte bereits den Verdacht, dass ihr Aushilfsjob nicht genug Geld für die Miete heranschaffte. Dann erzählte sie mir von einem anderen Mann, der ihr Geld zusteckte und in den sie sich sogar verliebte. Sie berichtete mir, dass sie keine Gefühle mehr für mich hätte. Élaine war ehrlich zu mir, zu ehrlich. Sie hielt mir den Spiegel vors Gesicht und zeigte mir meine widerliche, schwache Gestalt, einen von Selbstmitleid zerfressenden Schwächling. Doch sie wollte mich nicht sofort verlassen, sondern mich zu einer Therapie begleiten. Sie wollte mir aus meinem Loch heraushelfen, ehe sie mich verließ.“ Er riss seine Augen auf wie ein aggressiver Wolf, der kurz davor war, ein Schäfchen zu reißen. „Ich fing an zu schreien wie ein trotziges Kind, dass ich ihr Mitleid nicht benötigte. Eine Lüge. Sie schrie mich lauter an und ich begann zu brüllen. Als sie aus unserer Wohnung stürmen wollte, wurde ich so wütend, dass ich den Drang hatte etwas zu zerstören. Ich griff zu meiner Flasche, dem Ursprung meiner Schwäche, schmiss die Flasche zum Teufel - ich zielte auf die Wand, doch leider... Geriet Élaine dazwischen. Ich traf sie am Hinterkopf.“
    Der Metzger versuchte sich zu beherrschen. Damals hatte er das Horrorszenario von Élaines Beichte stets in diesem Ausmaß befürchtet. Die Geschichte erzürnte ihn, er wollte ihn anschreien, ihn zur Rede stellen, ihn sogar abstechen. Zuerst wollte er hören, dass der König allein Schuld an Élaines Tod trug, dann würde er sein Messer aus dem Sakko ziehen und Élaine rächen.
    „Es war ein verdammter Unfall“, seufzte der König mit glasigen Augen. „Es war ein scheiß Unfall. Sie wurde ohnmächtig und fiel zu Boden. Ich lief zu ihr, versuchte sie wach zu rütteln, doch sie schlief tief und fest. In meiner Panik dachte ich nicht an den Notruf, sondern lief auf die Straße, um die Passanten um Hilfe zu bitten. Draußen angekommen wurde ich von der trockenen Luft des schwülen Wetters erfasst. Ich schaffte in meinem Zustand keine drei Schritte, ehe es mir schwarz vor Augen wurde.“ Der König schluckte. „Als ich aufwachte, war ich bereits im Bunker. Irgendjemand hatte so viel Mitgefühl, einen nach Alkohol stinkenden Nichtsnutz wie mich, von dem Boden aufzulesen und in den

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