Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
Gefühl, Gareth“, sagte Aimée. „Ich habe es, seitdem wir in Sodom angekommen sind. Es ist unheimlich still hier. Kaum zu glauben, dass die Maschinen innerlich noch verdorrter als die Bewohner sind“, schmunzelte sie. Sie umgriff seine Hand. „Ich wünschte, du könntest mich hören, Gareth. Dann könnte ich dir sagen, dass ich das hier nie wollte. Ich wollte nie, dass du so oft dein Leben für mich riskierst. Ich wollte nie, dass du dein Leben auf diese unglückliche Art verbringst. Du solltest dein Leben nicht mit Kämpfen verschwenden. Du solltest ein unbesorgtes Leben führen, wie ein ganz normaler Mensch. Gareth...“ Sie schluckte. „Gareth, ich wünsche du könntest mich vergessen. Ich wünsche mir sogar für dich, wir hätten uns nie kennengelernt. Bitte, Gareth, verschwinde aus Sodom. Rette dein Leben!“
Ihre Worte prallten ab.
Auch ihr tausendster Versuch scheiterte kläglich. Sie atmete tief ein und unterdrückte ihre Tränen. Ein kurzes Lächeln quälte sie in ihr Gesicht. „Ich finde den Gedanken einer „neuen Welt“, von der diese Menschen reden, sehr faszinierend. Wäre es nicht schön, so etwas gäbe es für uns auch? Am nächsten Tag wachen wir auf, in einer neuen Welt, in der diese Maschinen verschwunden sind. Eine Welt, in der wir unsere Freunde wiedersehen könnten!“ Unter Tränen lachte sie über ihre kindliche Vorstellung. „Es ist nicht angemessen in unserer Situation zu träumen, ich weiß. Doch ist es nicht das, was zählt, wenn wir nach alldem, was wir mitansehen mussten, immer noch Träumen können?“
Sie wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht. „Was auch immer heute passiert, Gareth. Ich werde bei dir sein.“
Die halbseitige Intimität wurde gestört, als Seppel den zwei aufgeregt entgegenlief. „Da seid ihr ja!“
Gareth und Aimée standen gleichzeitig auf und empfingen den Burschen. „Ließ der Bursche gut seine Rückkehr feiern?“, fragte Gareth.
Seppel nickte hastig. „Ich dachte schon, ihr wärt...“ Er führte den Satz nicht zu Ende, sondern trug direkt sein Anliegen vor. „Ich mag euch beide, wirklich. Ich habe mir das alles überlegt und es ist eine Schnapsidee. Lasst die verdammten Maschinen in Ruhe und sie tun es euch bestimmt gleich.“
„Der Mann hat versprochen die Welt zu säubern und der Mann hält seine Versprechen“, sprach Gareth überzeugt. In seinen Augen loderte eine gigantische Wut, doch mindestens genau so viel Hoffnung.
Seppel blickte rüber zur gefassten Aimée. „Ist der Kampf mit den Maschinen wirklich unausweichlich? Könnt ihr das nicht einfach mit Wörtern aus der Welt schaffen?“
„Hab keine Angst, Seppel“, sagte Aimée und tätschelte ihm mütterlich auf den Kopf. „Wir wissen, was wir tun.“
Hoffnungslos blickte er beide mit bebenden Lippen an. „Ich habe Angst euch zu verlieren.“
„Seppel...“, seufzte Aimée und legte ihre Hand auf seine Schulter.
Gareth ging vor Seppel auf die Knie, wobei er in dieser Position nicht viel kleiner wirkte als Seppel. „In diesem Moment wurde der Bursche zum Mann.“
Seppel schaute Gareth irritiert an: „Was? Ich habe doch gerade nur etwas gejammert.“
Gareth legte seine Hände auf Seppels Schulter ab, als wolle er ihn durchschütteln. Er berührte sogar Aimées Hand, bemerkte dies zu ihrer Enttäuschung allerdings nicht. „Der Bursche hat Angst vor der Welt. Der Bursche hat Angst, nicht beschützen zu können, was er liebt“, erklärte Gareth, kam so nah, dass er mit seinem kantigen Gesicht Seppels große Hakennase berührte. „Der Bursche fängt an zu verteidigen, was er liebt. Er beschützt es so lange, bis er keine Angst mehr spürt, denn der Bursche wurde zum Mann und der Mann hat keine Angst vor der Welt. Die Welt hat Angst vor dem Mann.“ Er stand auf und marschierte voraus.
Seppel blickte leicht verwirrt zu Aimée. „Bin ich jetzt ein Mann?“
Aimée grinste. „Ja, das bist du.“ Sie gab ihm einen weiteren Klopfer auf die Schulter, auf dass er sich in Bewegung setzte und Gareth folgte.
„Der Mann wird... Seiner Bestimmung folgen!“, sagte Seppel stolz.
„Das musst du noch etwas üben“, schmunzelte Aimée und zwinkerte ihm zu.
10
Zwischen den schwarzen Wolkenfetzen war die Nachmittagssonne zu erkennen. Der Regen hatte den abgestorben Boden gereinigt. Sogar das braune Gras war angenehm feucht.
Samira genoss im königlichen Hof ein Glas Rotwein, Jahrgang 2056, während sie ihre Füße im Bach kühlte. Aus dem Landhaus schlenderte der
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