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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Sicherheitwerden sie ihn auch danach fragen. Wenn er ihnen die Namen nennt, können sie seine Aufenthaltsorte lückenlos nachverfolgen, und mit etwas Glück sehen sie dann ein, dass er gar keine Gelegenheit hatte, die Frau zu entführen, umzubringen, aufzuschneiden und in eurer Grube zu versenken.»
    Adelina hob langsam den Kopf. In ihren Augen glomm ein winziger Hoffnungsschimmer. «Du meinst, dann müssen sie ihn freilassen?»
    Jupp zuckte mit den Schultern. «Sie werden noch ein bisschen Aufwand betreiben, aber ich denke, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie ihn freilassen. Wenn man länger darüber nachdenkt, wird es ja auch nur zu deutlich: Neklas war ständig beschäftigt. Dafür gibt es sehr viele Zeugen, die ihn während des Tages gesehen haben.» Er lächelte. «Und bei Nacht war er stets zu Hause bei dir. Du kannst es bezeugen, die Mädchen und das Gesinde ebenso. Also können wir hoffen, dass ich mich geirrt habe und er doch noch einmal mit heiler Haut aus der Sache herauskommt.»
    Adelina schluckte. «Er war nicht jede Nacht zu Hause.»
    Jupp nickte. «Stimmt, er war zum Wachdienst eingeteilt. Noch besser! Dort haben ihn auch Fremde gesehen.»
    «Mutter?» Griet rieb sich die vom Weinen geröteten Augen. «Kommt Vater wieder aus dem Gefängnis heraus?»
    Adelina biss sich auf die Lippen. «Ich hoffe es sehr, mein Kind.»
    «Er ist doch unschuldig.»
    «Das ist er», bestätigte sie. In ihrem Kopf begannen sich bereits ganz andere Fragen zu manifestieren, ausgelöst durch ihre Gedanken während der Befragung: Wenn Neklas die Frau des Flickschusters nicht umgebracht hatte – wer dann? Und warum hatte man ihre geschändete Leiche ausgerechnet in ihrer Abortgrube versenkt?

9
    «Es tut mir leid, Frau Adelina», sagte Georg Reese, als er am Nachmittag noch einmal in die Apotheke kam. «Ich hatte schon befürchtet, dass sie Euch zusetzen würden.»
    «Warum habt Ihr mir nicht gesagt, dass Thomasius als Zeuge auftritt und er jetzt ein Inquisitor ist?» Anklagend sah sie ihn an.
    Reese hob die Schultern. «Weil ich es nicht wusste. Wie gesagt, man hat mir in diesem Fall sämtliche Befugnisse entzogen, und somit informiert mich der Vogt auch nicht über Einzelheiten.»
    «Haben sie Neklas bereits befragt?» Hoffnung schwang in Adelinas Frage mit.
    «Ich gehe davon aus.»
    «Er kommt wieder frei, wenn sie ihm nichts nachweisen können, nicht wahr?»
    «Das sollte man meinen. Ohne Beweise oder Zeugen, die ihn bei der Tat gesehen haben, ist die Anklage nicht haltbar.» Reese seufzte. «Es ist einfach schrecklich, dass ausgerechnet Ihr immer wieder in solche Geschehnisse verwickelt werdet, Frau Adelina. Ihr scheint das Ungemach geradezu anzuziehen.» Schwach lächelnd hob er die Hände. «Verzeiht mir, ich will Euch nicht noch unglücklicher machen. Das wird Eurem Kindchen ganz sicher nicht guttun.»
    Prompt legte Adelina schützend eine Hand auf ihren Bauch. Das leichte Strampeln, das sie darin spürte, war ihr heute nicht wirklich ein Trost. «Thomasius’ Worte klangen wie eine Drohung», sagte sie. «Er hasst Neklas. Ich glaube, er würde alles tun, um ihn zu vernichten.»
    «Aber Frau Adelina!»
    «Es ist, wie ich es sage», bekräftigte sie bitter. «Ich dachte, Thomasius habe aufgehört, Neklas mit seinen Verdächtigungen zu verfolgen. Seit drei Jahren geht er uns aus dem Weg. Aber jetzt fürchte ich, er hat nur auf eine neue Gelegenheit gewartet.»
    «Das kann ich mir kaum vorstellen.» Nachdenklich rieb Reese sich die Stirn. «Oder glaubt Ihr gar, der Dominikaner habe etwas mit der toten Frau zu tun?»
    Adelina hob ruckartig den Kopf. «Das …» Sie dachte kurz nach. «Nein, das kann ich mir selbst bei ihm nicht vorstellen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass jemand die Leiche absichtlich bei uns versteckt hat, um Neklas zu schaden.»
    Langsam ging Reese in der Apotheke auf und ab. «Wer? Wer – außer Thomasius – könnte einen Grund haben, Eurem Gemahl einen Mord in die Schuhe zu schieben?»
    ***
    «Mira, Griet, ich will, dass ihr in der Apotheke aufräumt, die Regale abstaubt und alle Arzneibehälter überprüft. Werft fort, was zu alt oder verdorben ist, und macht eine Liste der Dinge, die wir kaufen müssen.»
    «Aber Mutter, die Apotheke ist doch geschlossen.» Verständnislos blickte Griet sie an.
    Adelina warf sich ihren Mantel über. «Das mag sein, aber ich gehe davon aus, dass dieser Zustand nicht lange anhalten wird. Ich gehe jetzt zur Kunibertstorburg und versuche, zu Neklas

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