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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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herausgestellt hat.»
    «Ihr abscheulicher Mistkerl!», zischte Adelina. Sie war den Tränen nahe. Seine nächsten Worte ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    «Ich habe Meisterin Burka davor gewarnt, sich mit einem Ketzer einzulassen, doch sie war verstockt, wollte nicht hören. Verständlich vielleicht, denn Burka wirkt wohl auf das weibliche Auge recht anziehend, und man kann ihm eine gewisse Geschliffenheit in seinen Umgangsformen ganz sicher nicht absprechen. Es mag bedauerlich für ihren Sohn sein und auch für das Kind, welches sie unter dem Herzen trägt, wenn beide vaterlos aufwachsen müssen. Doch halte ich eine rasche Verurteilung des Magisters für den besten Weg, seine ketzerischen Gedanken auszurotten, bevor sie andernorts auf möglicherweise fruchtbaren Boden fallen. Die Meisterin wird mir darin beipflichten, wenn sie erst eingesehen hat, dass sie einem vom Gottseibeiuns verführten und unbelehrbaren Dämon Tür und Bett geöffnet hat.»
    «Ihr Schwein!» Adelina stürzte sich in blinder Wut auf Thomasius und schlug ihm ins Gesicht. Sogleich waren jedochzwei Büttel bei ihr und zerrten sie von dem Dominikaner fort. Unter den Schöffen kam erregtes Gemurmel auf.
    «Meisterin Burka, was soll das?», fuhr Scherfgin sie an. «Wollt Ihr, dass wir Euch in Ketten legen?» Dann blickte er zu dem Dominikaner hin, der sicherheitshalber ein paar Schritte rückwärts gemacht hatte und Adelina verärgert im Auge behielt. «Bruder Thomasius, ich danke Euch für Eure Ausführungen. Allerdings muss ich darum bitten, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Magister Burka steht hier noch nicht vor Gericht, der Prozess kann erst beginnen, wenn wir alle Beweise und mögliche Zeugen beisammenhaben. Es besteht ja schließlich auch die Möglichkeit, dass jemand anders die Frau des Flickschusters ermordet hat.»
    «Hat man nicht sein Messer in derselben Grube gefunden wie die Unglückselige?», fragte Thomasius höhnisch.
    Der Vogt schüttelte den Kopf. «Bloß die Messerscheide. Das Messer selbst ist bisher nicht aufgefunden worden.»
    «Habt Ihr das Haus durchsucht?», wollte einer der Schöffen wissen.
    Diesmal nickte der Vogt. «Das geschieht gerade in diesem Augenblick.»
    Adelina schnappte hörbar nach Luft, verkniff sich jedoch die Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Konnte es noch schlimmer werden? Ihr schien es, als werde die Luft in dem Schöffensaal immer dünner. Was, wenn die Männer, die jetzt gerade ihr Haus durchsuchten, ihnen irgendwelche Beweise unterschoben? Wenn jemand – vielleicht sogar Thomasius selbst – es darauf anlegte, Neklas aus dem Weg zu räumen? In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. Vielleicht hatte man Neklas das Messer allein zu diesem Zweck gestohlen. Vielleicht war die ganze Sache von langer Hand geplant worden. Vielleicht …
    «Meisterin Burka, antwortet!»
    «Wie bitte?» Adelina bemühte sich, ihre Gedanken zuordnen und auf das zu achten, was der Vogt zu ihr sagte. Er wirkte ungeduldig. «Wo hat sich Euer Gemahl in den vergangenen Tagen und Nächten aufgehalten? Mit wem war er zusammen?»
    «Also …» Sie atmete tief durch. Das waren Fragen, auf die sie guten Gewissens antworten konnte. Sie musste sich nur ganz genau daran erinnern, wohin Neklas an jedem der vergangenen Tage gegangen war. Ihr Rücken begann wieder zu schmerzen, doch sie straffte die Schultern und bemühte sich, die Fragen des Vogtes so genau wie möglich zu beantworten.
    ***
    «Thomasius ist Inquisitor?» Erregt ging Meister Jupp in Adelinas Küche auf und ab. Nachdem Hauptmann Greverode Adelina wieder nach Hause gebracht hatte, waren die Mitglieder des Haushalts und Meister Jupps Familie dort zusammengekommen, um sich zu beraten. «Das ist nicht gut», befand er aufgebracht. «Gar nicht gut. Möchte wissen, wie er an diesen Posten gelangt ist. Dabei dachte ich, er gibt endlich Ruhe. Ich hätte wissen sollen, dass er nachtragender ist als der Gottseibeiuns.»
    Adelina hatte den Kopf in beide Hände gestützt und starrte auf die dunkle Eichenplatte des Küchentischs. «Ich fürchte, ich habe alles nur noch schlimmer gemacht», murmelte sie.
    «Aber nein, Adelina.» Marie nahm sie in den Arm. «Woher hättest du denn wissen sollen, dass sie dir jedes Wort im Mund umdrehen?»
    «Weil sie das immer tun», seufzte Jupp und blieb vor Adelina stehen. «Hör zu, du hast ausgesagt, was du wusstest. Woher sollst du die Namen aller Patienten wissen, die Neklas in der vergangenen Woche aufgesucht hat? Mit

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