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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Augen glomm Habgier auf.
    Rasch zog Adelina ihre Hand zurück und steckte eine der Münzen wieder in ihre Tasche. «Eine für den Einlass.» Sie schwieg bedeutungsvoll. «Und die zweite, wenn ich wieder gehe. Der Soldat Stache wird hier auf uns warten.»
    Wieder schluckte der Wächter, dann nahm er mit einer flinken Bewegung die Silbermünze an sich. «Pitter!», brüllte er über die Schulter. «Da ist Besuch für den Magister.»
    «Danke sehr», flötete Adelina und drehte sich, bevor sie die Kunibertstorburg betrat, noch einmal zu Wolfram Stache um. «Ich rate Euch, aus dem Regen zu gehen. Ihr werdet ganz nass.»
    Der junge Soldat starrte sie sprachlos an. In seinen Augen spiegelte sich Empörung wie auch Bewunderung.
    «Komm, Franziska», sagte Adelina. «Wir haben nicht viel Zeit.»
    «Halt!», rief der Torwächter. «Die Kleine etwa auch? Das hatten wir aber nicht vereinbart.»
    «Guter Mann, glaubt Ihr etwa, ich würde allein dieses Gefängnis betreten?» Adelina bedachte ihn mit einem strafenden Blick. «Das wäre doch sehr ungehörig, oder nicht?»
    In diesem Moment kam ein weiterer Wachmann von irgendwoher und musterte die beiden Besucher neugierig.
    Adelina erkannte ihn. Er hatte schon damals hier Wache geschoben, als sie mit Neklas zusammen Ludmilla besucht hatte. Natürlich erkannte er sie ebenfalls.
    «Ihr wollt zu Eurem Mann?», fragte er und kaute dabei auf irgendetwas herum. «Habt Ihr die Erlaubnis dazu?»
    Adelina lächelte dünn. «Die habe ich soeben mit diesem guten Mann vereinbart.» Sie deutete auf den Torwächter. «Nun führt mich zu Magister Burka.»
    Die beiden Männer wechselten einen kurzen Blick. Der Torwächter knurrte etwas vor sich hin. Mit Sicherheit ärgerte er sich, dass er nun wohl oder übel das Silbergeld mit Pitter teilen musste.
    «Also gut, meinetwegen.» Pitter zuckte mit den Achseln. «Den Korb muss ich aber erst durchsuchen.»
    «Bitte sehr.» Adelina machte Franziska ein Zeichen, ihm den Korb zu reichen. Er hob die Decke an, wühlte ein wenig in den Lebensmitteln herum und nickte dann. «Folgt mir.»
    Pitter brachte die beiden Frauen zu einer Zelle im ersten Obergeschoss. Der schwere Eisenriegel ratschte quietschend über das Eichenholz. «Rein mit Euch», brummte er. «Nicht zu lange. Ich komme Euch gleich wieder holen.»
    Adelina nickte ihm kurz zu, dann trat sie mit klopfendem Herzen ein. Franziska hielt sich dicht hinter ihr.
    «Na, so eine Überraschung», kam eine Stimme von links. «Zwei Weiber zu Besuch? Wer will uns denn da was Gutes tun? Komm her, Mädchen, ich bin sicher, wir werden uns gut verstehen.» Erschrocken blickte Adelina auf einen drahtigen kleinen Mann, dessen Haare pechschwarz undviel zu lang waren. Seine dunklen Augen blitzten verschlagen, sein rechtes Ohrläppchen war deutlich sichtbar geschlitzt.
    «Adelina!»
    Sie fuhr herum und blickte auf Neklas, dessen Lager sich auf der rechten Zellenseite befand. Franziska, der der Bärtige ebenso wenig geheuer war wie Adelina, flüchtete sich sogleich an das Fußende von Neklas’ dünner Strohmatratze.
    «Wie, willst du sie etwa alle beide für dich haben?» Der Bärtige lachte gehässig. «Das ist aber kein feiner Zug, das sage ich dir.»
    «Halt den Mund, Endres», sagte Neklas ruhig, aber bestimmt. «Dies sind meine Gemahlin, die Meisterin Adelina Burka, und ihre Magd.» An Adelina gewandt meinte er: «Beachte ihn gar nicht.»
    «Dein Weib? Hätt ich mir ja denken können. So rund, wie sie ist, trägt sie wohl dein Balg, wie? Nichts für ungut. Aber die Kleine könnt mir gut ein bisschen Gesellschaft leisten.»
    Franziska wich noch ein Stückchen zurück und warf Endres böse Blicke zu. «An Euch wollen ja nicht mal die Ratten ran, elendes Schlitzohr», zischte sie.
    Endres lachte wieder, diesmal amüsiert. «Da hast du nicht unrecht, Mädchen. Bisher haben sie einen großen Bogen um mich gemacht. Aber vielleicht ändert sich das ja, wenn sie einst meinen stinkenden Kadaver vor den Stadttoren verscharren. Für eine gute Mahlzeit werde ich dann gewiss noch taugen.»
    Franziska stieß einen undefinierbaren Laut aus und wandte sich ab.
    Grinsend legte Endres sich auf seinem unbequemen Lager zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Neklas war inzwischen aufgestanden und berührte Adelinaleicht an der Schulter. Er konnte nicht ganz aufrecht stehen, da man ihm einen Arm mit einer Kette an die Wand gefesselt hatte. «Wie hast du es geschafft, hier hereinzukommen?»
    Adelina riss sich vom Anblick

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