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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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versah, hatte Jupp ihn am Kragen gepackt und schüttelte ihn heftig. In seinen Augen stand Zorn. «Hör zu, Hundsfott, wir reden hier nicht von irgendjemandem! Neklas Burka istein ehrenwerter Mann und verdammt nochmal kein Mörder!»
    «Lasst mich los, Meister Jupp.» Greverode hatte sichtlich Mühe, den äußerst kräftigen Chirurgen abzuwehren. Schließlich gelang es ihm, und er stieß ihn heftig vor die Brust. «Ich lasse Euch in Ketten legen, wenn Ihr das noch einmal versucht. Ihr vergesst wohl, wen Ihr vor Euch habt.»
    «Wer, glaubt Ihr eigentlich, seid Ihr, Hauptmann?», empörte sich Jupp. «Ein wichtigtuerischer Mistkerl, der den Befehl über eine Horde noch viel größerer Mistkerle führt. Ihr maßt Euch ein Urteil über Neklas Burka an, ohne selbst auch nur einen Moment lang nachzudenken. Schaut Euch Adelina an! Sie ist außer sich vor Entsetzen und Sorge und weiß sich nicht mehr aus noch ein. Und dann kommt Ihr ihr mit diesem hirnverbrannten Blödsinn.» Jupp ballte die Hände zu Fäusten und hielt sich nur mit Mühe zurück, den Hauptmann erneut anzugreifen. «Neklas ist kein Mörder. Ihr kennt ihn, Ihr kennt Adelina, und das schon seit Jahren. Könnt Ihr wirklich auch nur einen Wimpernschlag lang daran zweifeln, dass den beiden von jemandem übel mitgespielt wird? Ich sage Euch …»
    «Hör auf, Jupp.» Adelina war aufgestanden und stellte sich zwischen die beiden Männer. «Lass es gut sein. Hauptmann Greverode hat nur ausgesprochen, was die Leute – allen voran der Vogt – im Augenblick glauben. Es ist sinnlos, sich darüber zu streiten. Vielmehr sollten wir uns überlegen, wie wir beweisen können, dass Neklas unschuldig ist.» Sie rieb sich müde übers Gesicht. «Auch wenn ich nicht weiß, wie das gehen soll, wenn ich Tag und Nacht in meinem eigenen Haus eingesperrt bin.» Obwohl sie mehrmals schluckte, wurde sie den Kloß in ihrem Hals nicht los, und ihre Stimme verriet dies nur allzu deutlich.
    Marie trat neben sie und zog sie an sich. «Komm, setz dich wieder hin. Die ganze Aufregung tut dir nicht gut –und deinem Kindchen schon gar nicht.» Sanft führte sie Adelina zur Ofenbank zurück, dann hob sie den Kopf. «Adelina hat recht, Jupp. Bis zum Prozessbeginn sind es nur acht Tage. Bis dahin müssen wir alles versuchen, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist und wer hinter alldem steckt.» Sie blickte zu Greverode. «Und Ihr werdet uns nicht daran hindern. Mag sein, Ihr denkt anders über die Sache als wir, aber das gibt Euch nicht das Recht, uns in die Quere zu kommen.»
    «Tut, was Euch beliebt», knurrte Greverode gereizt zurück. «Mein Auftrag ist es, Meisterin Burka unter Arrest zu halten. Womit Ihr Eure Zeit vergeudet, ist nicht meine Sache.»
    «Jetzt hör mal zu, Freundchen …» Jupp stellte sich vor den Hauptmann hin und funkelte ihn an.
    «Lass doch, Jupp.» Adelina stand von der Bank auf, obwohl Marie versuchte, sie daran zu hindern. «Du weißt, dass er mich verachtet. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich ihm getan habe, aber von mir aus kann er mich hassen, bis ihm die Luft ausgeht.» Ihre Stimme bekam einen bitteren Unterton. «Er ist es gar nicht wert, sich über ihn aufzuregen.» Sie ging zur Tür und blickte Greverode dabei kühl und abschätzend in die Augen. Er erwiderte ihren Blick ruhig, jedoch zugleich mit einem Ausdruck, den sie nicht zu deuten vermochte. Schnell wandte sie sich ab. «Nein, das ist er ganz sicher nicht wert», sagte sie mühsam beherrscht. «Entschuldigt mich.» Damit verließ sie die Küche und stieg, so schnell sie konnte, die Treppe ins obere Geschoss hinauf. Ihr Kopf schmerzte und ebenso ihr Herz. Als sie an Colins Kammer vorbeikam, streckte Franziska ihren Kopf heraus. «Alles in Ordnung, Herrin? Kann ich etwas für Euch tun?»
    Adelina blieb stehen und schluckte erneut an dem Kloß in ihrer Kehle. «Nein, Franziska, lass nur. Geh nach draußen und hilf Magda im Garten. Ich möchte ein wenig bei Colin bleiben. Schläft er?»
    «Nein, Herrin, ich habe eben versucht, ihm eine Geschichte zu erzählen, aber Ihr wisst ja, dass mir nie etwas Spannendes einfällt. Er hat sich schon beschwert.»
    Um Adelinas Lippen zuckte es kurz, doch ein Lächeln wurde nicht daraus. «Ich mache das schon.»
    Franziska nickte und ging nach unten, während Adelina die Kammer ihres Sohnes betrat. Er saß auf dem Boden und spielte mit einer geschnitzten Ritterfigur, die hoch auf einem Streitross thronte und eine Lanze schwang. «Mama, guck mal!», rief er

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