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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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zu dürfen, milde gestimmt.»
    «Vielleicht.» Franziska schielte zu dem Hauptmann hinüber, dessen Gesicht wieder finster und unzugänglichwirkte. «Aber er benimmt sich schon die ganze Zeit so merkwürdig.»
    «Was meinst du damit?» Alarmiert blickte Adelina nun ebenfalls zu Greverode hinüber.
    «Ich weiß nicht.» Franziska knabberte an ihrer Unterlippe. «Manchmal glaube ich …»
    «Was?»
    «Dass er etwas zu verbergen hat.»
    Bevor Adelina noch etwas dazu sagen konnte, kam Ludowig durch das Hoftor gelaufen. Seine Miene drückte Besorgnis aus, und als nur wenige Schritte hinter ihm zwei Büttel und der Vogt eintraten, war auch sofort klar, woher diese Besorgnis rührte. «Herrin, der Vogt wünscht Euch zu sprechen», rief Ludowig und stellte sich so neben Adelina auf, dass deutlich wurde, wem seine Loyalität gehörte.
    Bartold Scherfgin trat mit gewittriger Miene auf Adelina zu und winkte dabei Greverode zu sich heran, der daraufhin zögernd näher kam. «Meisterin Burka.» Der Vogt reckte die Schultern, was zur Folge hatte, dass sein Wanst sich deutlich unter seinem Mantel hervorschob. «Ich bin hier, um Euch mitzuteilen, dass Ihr bis auf weiteres in Eurem Hause festgesetzt werdet. Hauptmann Greverode und der Soldat Wolfram Stache werden dafür Sorge tragen, dass Ihr in diesem Arrest verbleibt. Der Prozess gegen Euren Gemahl, den städtischen Medicus Neklas Burka, wird morgen in einer Woche beginnen.»
    «Der Prozess?» Entgeistert starrte Adelina den Vogt an. «Was soll das heißen? Ihr sagtet doch, Neklas käme frei, sobald wir drei Bürgen für ihn stellen.»
    «Die Aussagen der Bürgen sind hinfällig», antwortete er mit kalter Stimme. «Uns liegen mittlerweile Hinweise vor, dass der Magister doch schuldig ist.»
    «Hinweise?», fragte Greverode knapp.
    «Sehr eindeutige Hinweise.»
    «Ihr könnt ihm seine Schuld am Tod der Frau Katharina beweisen?» Mit gerunzelter Stirn blickte Greverode Scherfgin an.
    «Nun.» Der Vogt zögerte kurz. «Das wird uns aufgrund der neuen Entwicklungen ganz sicher bald möglich sein.»
    «Um Himmels willen, Herr Vogt, sagt mir sofort, was geschehen ist!» Adelinas Stimme schwankte. Ihr war trotz der Schwüle eiskalt geworden, und ihre Hände zitterten. «Von welchen Entwicklungen sprecht Ihr?»
    Mit herablassender Miene musterte Scherfgin sie. «Meisterin Burka, wo hat Euer Gemahl zuletzt seinen städtischen Wachdienst versehen?»
    Adelina schluckte. «An der Ulrepforte.»
    «Ganz genau.» Scherfgin nickte. «Heute Mittag hat man in einem Gelass bei der Ulrepforte den bereits verwesenden Leichnam eines Säuglings gefunden …» Er hielt bedeutsam inne. «Und daneben einen Korb mit Schuhen.» Er wandte sich einem der Büttel zu, der daraufhin vortrat und Adelina ein Paar Schuhe hinhielt.
    «Erkennt Ihr sie?»
    Adelina starrte wie betäubt auf das Paar geflickter Winterschuhe. Sie wollte antworten, doch im selben Moment kam Vitus, der des Spiels mit seiner Katze wohl überdrüssig geworden war, neugierig näher. «Guck mal, Lina.» Er wies mit dem Zeigefinger auf die Schuhe. «Das sind ja meine.»

13
    «Verflucht nochmal, wie kann so etwas nur geschehen?», schimpfte Meister Jupp immer wieder vor sich hin. Nachdem er von der unerwarteten Wende erfahren hatte, war er gleich mit Marie herübergekommen, um Adelina beizustehen. Greverode hatte sie widerwillig eingelassen; seine Befehle sahen nicht vor, die arretierte Apothekerin von Besuchern fernzuhalten. Aufgebracht lief Jupp in der Küche herum. «Wer um alles in der Welt hat Neklas diesen wahnwitzigen Streich gespielt?» Er blieb vor Adelina stehen. «Wer will ihn aus dem Weg haben?»
    Adelina kauerte wie ein Häuflein Elend auf der Ofenbank und kämpfte mit den Tränen der Verzweiflung. «Ich weiß es nicht, Jupp. Ich frage mich das auch andauernd, aber mir fällt niemand ein außer Thomasius. Und der hat die Frau bestimmt nicht umgebracht.»
    «Thomasius?» Jupp schüttelte den Kopf. «Nein, ganz gewiss nicht. Wo er doch jetzt ein Inquisitor ist.» Seine Stimme verriet Abscheu. «Wer sonst, Adelina? Es muss jemanden geben, der Neklas schaden will.»
    «Ihr solltet in Erwägung ziehen, dass es vielleicht doch das Werk des Herrn Magisters ist», mischte sich Greverode ein, der wie immer neben der Tür stand und jedes Wort, das gesprochen wurde, genau verfolgte. «Einem Mann mit seiner Vergangenheit würde ich so etwas durchaus zutrauen. Denkt einmal darüber nach, was er …»
    «Nachdenken?» Ehe der Hauptmann sich

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