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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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so», grummelte der Schmied nur und verschwand wieder. Augenblicke später drückte er seiner Frau einen anderen, etwas kleineren Korb in die Hände. Sie stellte ihn vor Adelina auf der Lade ab und zeigte ihr nacheinander verschiedene Messer und kleine Dolche. Hehlerware, dessen war sich Adelina sofort sicher. Einige der Klingen waren gebogen und filigran gearbeitet und stammten bestimmt nicht aus dieser Werkstatt. Eines der Messer war am Griff mit feinen Ornamenten verziert, ein anderes besaß eine Öse zum Anhängen an den Gürtel. Auch mehrere Messerscheiden lagen in dem Korb, jedoch schien es, als würde nicht eine von ihnen zu einem der Messer passen. Adelina verlor kein Wort darüber, sondern gab vor, die Klingen eingehend zu mustern. Schließlich nahm sie eine davon in die Hand. «Diese ist sehr hübsch», sagtesie. Es handelte sich um einen kleinen Dolch, der dem von Neklas sehr ähnelte. Lediglich die Klinge war etwas länger und die Steine im Griff anders angeordnet. «Aber sehr schade, dass man es nicht am Gürtel tragen kann. Habt Ihr nicht ein vergleichbares mit einer Öse am Griff – und vielleicht der passenden Messerscheide?»
    Die dürre Else nahm das Messer in die Hand und hielt es ins Licht. «Im Augenblick leider nicht, liebe Frau. Dies ist das einzige mit Edelsteinen im Griff. Ich könnte Euch einen kleinen Nachlass gewähren. Oder vielleicht dieses hier? Sehr schön, und eine Öse für den Gürtel hat es auch. Nein?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Edelsteine sollten es schon sein», sagte sie in leicht hochfahrendem Ton. «Man schenkt so etwas ja schließlich nicht alle Tage, nicht wahr? Wisst Ihr, wo ich sonst noch nach so einem Messer fragen könnte.»
    ***
    «Sie hat Euch erkannt», sagte Reese wenig später, als sie endlich den Alter Markt erreichten.
    Adelina tat überrascht. «Wer? Die Else? Glaubt Ihr?» Auf ihre Lippen trat ein berechnendes Lächeln.
    Reese seufzte. «Nicht sofort, aber als Ihr meinen Namen genannt habt, hat sie begriffen, wer Ihr seid.»
    Erheitert nickte Adelina. «Wohl eher, als Ihr
mich
beim Namen genannt habt, Herr Reese. Also hat sich unser Unglück bereits bis in die hintersten Winkel Kölns herumgesprochen.»
    Reese merkte auf. «Das klingt, als würdet Ihr Euch darüber freuen.»
    «Na, das wäre wohl ein wenig übertrieben», antwortete Adelina. «Aber es kann durchaus nützlich sein. Jedenfalls weiß die Else jetzt, dass ich auf der Suche nach einem ganzbestimmten Messer bin. Wenn sie es weiß, dann sind inzwischen auch ihr Mann und wenigstens vier oder fünf Nachbarinnen im Bilde.»
    «Und was bezweckt Ihr damit?»
    Da sie beinahe an der Apotheke angekommen waren, griff Adelina nach dem Schlüsselbund an ihrem Gürtel. «Gerüchte», erklärte sie, «verbreiten sich zumeist sehr rasch, nicht wahr? Vielleicht rütteln wir damit jemanden auf.»
    «Glaubt Ihr im Ernst, jemand würde Euch auf diese Weise zutragen, wo das Messer Eures Mannes abgeblieben ist?» Skeptisch runzelte Reese die Stirn.
    «Nein, dieser Zufall wäre zu groß. Aber möglicherweise kommt das Gerücht ja den richtigen Leuten zu Ohren. Dann müssen sie handeln, weil sie vielleicht befürchten, ich könnte einen Hinweis erhalten.»
    «Falls das Messer nicht längst auf dem Grund des Rheins liegt.»
    Adelina zuckte mit den Schultern und steckte den Hausschlüssel in das große Schloss. «Selbst dann wissen sie, dass wir auf der Suche nach ihnen sind.»
    «Das könnte gefährlich für Euch werden», gab Reese zu bedenken.
    Adelina wandte sich zu ihm um. «Ich sitze in meinem Haus fest und werde von einem Soldaten bewacht.»
    Er nickte. «Da habt Ihr auch wieder recht.» Lauschend hob er den Kopf. «Was ist hier überhaupt los? Heult da jemand?»
    Auch Adelina war auf das Gebrüll aufmerksam geworden, das aus dem Inneren des Hauses ertönte und von Moses’ wildem Gebell begleitet wurde. Rasch trat sie ein und wunderte sich dabei, dass Stache sie nicht gleich am Eingang in Empfang nahm.
    Den Grund dafür erkannte sie, nachdem sie Apotheke und Hinterzimmer durchquert hatte und in den winzigenGang trat, der zu den Wohnräumen und der Küche führte. Hier stand der junge Soldat wie erstarrt und blickte auf das Spektakel, das sich zwischen Küche und Hintertür abspielte. Die Mägde, Ludowig und die Mädchen drängten sich aneinander und starrten auf die offene Tür. Erst als sich Adelina zwischen ihnen hindurchgedrängt hatte, sah sie ihren Bruder Vitus am Boden knien und laut schluchzen. Moses

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