Frevel: Roman (German Edition)
Tudors, dessen legitime Geburt nie in Frage gestellt wurde.«
Ich brauche eine Zeit lang, um zu begreifen, wen er meint.
»König James von Schottland?« Ich wende mich an Douglas. »Ihr habt das alles für ihn getan? Was ist mit seiner Mutter?«
»Alt, krank, übergewichtig, realitätsfremd, platzt vor Groll und Rachedurst«, versetzt Fowler. »Niemand will eine solche Frau an der Spitze eines ohnehin schon gefährlich zerstrittenen Reiches sehen.«
»Niemand will überhaupt von einer Frau regiert werden«, fügt Douglas mit einem kehligen Lachen hinzu.
»Doch die englischen Katholiken haben Maria zu lange als Symbolfigur betrachtet, um nun plötzlich ihre Meinung zu ändern«, gebe ich zu bedenken. »Es würde zu Aufständen kommen, wenn Elisabeth sterben und Maria nicht freigelassen werden würde.«
»Ihr beleidigt unsere Intelligenz, Bruno.« Fowler lächelt, wobei er seine gleichmäßigen Zähne entblößt. »Das haben wir natürlich berücksichtigt. Deswegen war es ja so wichtig, dass dieses Invasionskomplott solche Formen annimmt, dass es ausreicht, um die Hauptverschwörer von Elisabeths Häschern verhaften zu lassen. Damit wären Maria, die Familie Howard sowie Castelnau und seine Frau aus dem Weg – sie werden allesamt von Elisabeth des Verrats bezichtigt und eingekerkert oder hingerichtet werden. Bevor diese tragischerweise an ihrem eigenen Ehrentag einer mysteriösen Krankheit erliegt.«
»Ohne die Howards können die englischen Katholiken noch nicht einmal ein Kartenspiel organisieren«, fügt Douglas mit einer Geste zum Spieltisch hinzu. »Elisabeth stirbt, es gibt keinen Erben, die Engländer haben keinen Herrscher mehr – und dann tritt die einzige Person auf den Plan, die die Ordnung im Land wiederherstellen kann, und bringt ihre vertrautesten schottischen Lords und Berater mit.« Lächelnd zeigt er auf sich und Fowler.
»Also die, die ihn am besten zu manipulieren verstehen«, zische ich. »Aber Elisabeth ist sowieso aus dem Alter heraus, wo sie noch einen Erben gebären kann, also würde König James den Thron ohnehin erben. Warum riskiert Ihr so viel, um den Lauf der Ereignisse voranzutreiben?«
»Elisabeth kann leicht noch dreißig Jahre leben«, entgegnet Fowler. »Oder irgendeine katholische Verschwörung könnte sie zu Marias Gunsten entthronen – wenn nicht diese, dann eine andere. Die Spanier werden eingreifen – mein Herr, der König, könnte ganz von der Thronfolge ausgeschlossen werden. Ihn weiter als bloßen Thronfolger zu belassen wäre weitaus gefährlicher gewesen. Man muss sein Schicksal selbst in die Hände nehmen, statt auf die Vorsehung zu bauen, findet Ihr nicht, Bruno?«
Ungläubig schüttele ich den Kopf.
»Mein Gott, was für ein raffinierter Plan. Indes, er hing von so vielen Einzelheiten ab, dass er scheitern musste.«
»Er hätte Erfolg gehabt, wenn das Mädchen nicht gewesen wäre.« Fowler knirscht vernehmlich mit den Zähnen.
»Cecily?« Ich starre ihn an. »Demnach hattet Ihr sie in Euer Komplott verstrickt, indem Ihr sie dazu gebracht habt, sich in Euch zu verlieben. Aber sie hatte ihre Meinung geändert, nicht wahr?«
»Anfangs war sie Feuer und Flamme für meinen Plan. Die Königin hatte ein paar Monate zuvor eine beginnende Romanze im Keim erstickt, weil sie Cecily für den fraglichen jungen Mann offenbar für zu unbedeutend hielt. Cecily schäumte vor Wut und sann auf Rache – ich habe diese Gefühle nur genährt und ihr die Gelegenheit dazu gegeben. Sie war allerdings zu hitzköpfig – hatte nicht die Geduld, auf den richtigen Moment zu warten.« Kurz flackert Bedauern in seinen Augen auf, doch ich lasse mich nicht täuschen – er bereut nur das Scheitern seiner eigenen Pläne.
»Folglich musstet Ihr sie töten. Aber die Inszenierung – die astrologischen Zeichen, die Puppe –, all das hat doch den Verdacht auf die Katholiken gelenkt. Hattet Ihr keine Angst, dass die Maßnahmen zum Schutz der Königin verstärkt oder Ihr entlarvt werden könntet?«
Er winkt geringschätzig ab.
»Sowie Cecily Ashe beschlossen hatte, mir nicht länger zu helfen, musste sie zum Schweigen gebracht werden, das stand außer Frage. Und da wir damit rechnen mussten, dass der Tod einer der Hofdamen der Königin eine gründliche Untersuchung nach sich zöge, haben wir uns entschieden, dies zu nutzen, um am Hof und in der Stadt Furcht und Verwirrung zu säen. Eine verängstigte Bevölkerung ist für einen starken Führer noch empfänglicher.«
»Und der Plan ist
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