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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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habe. »Aber ich merkte, dass er unter der Last all dieser Heimlichkeiten zusammenzubrechen drohte. Er hatte seine Dienste viel zu vielen Leuten verkauft und besaß nicht die Nerven für derartige Intrigen. Ich fürchtete, er würde dem Druck irgendwann nicht mehr gewachsen sein und Euch alles über den Ring erzählen. Als er um sein Leben flehte, schwor er, ihn nicht zu haben, doch ich glaubte ihm nicht.«
    »War ich der Nächste auf Eurer Liste der Personen, die ausgeschaltet werden müssten?« Ich rücke fast unmerklich von ihm ab und zum Fenster hin. Ohne den Blick von mir zu lassen, folgt er meinen Bewegungen.
    »Ich hatte darauf gehofft, dass Ihr vorher die notwendigen Beweise für das Invasionskomplott zu Walsingham bringt«, entgegnet er sachlich. »Ich dachte, Ihr würdet gegebenenfalls sogar einen Weg finden, Howard für die Morde verantwortlich zu machen – Ihr schient so verbissen darauf hinzuarbeiten. Gleichzeitig wusste ich, dass Ihr am Ende die Wahrheit über den Ring herausfinden würdet und ich dann überlegen müsste, was ich mit Euch anfange.«
    »Was hat König James Euch beiden versprochen?« Ich blicke von einem zum anderen. »Wie viele Leben hättet Ihr noch ausgelöscht, um ihm zu dem Thron Englands zu verhelfen? Er muss Euch den Mond in Aussicht gestellt haben.«
    »James weiß noch gar nichts davon.« Fowler klingt, als wäre er auch noch stolz darauf. »Er ist jung und bezüglich seiner Religion verunsichert genug, um leicht zum Opfer von Gewissensbissen zu werden. Wir werden ihm den Thron dann anbieten, wenn er keine andere Wahl hat, als ihn zu besteigen und uns zu danken.«
    »Wohingegen Ihr gar nicht wisst, was ein Gewissen ist, nicht? Was ist denn Eure Religion – von dem Streben nach Macht einmal abgesehen?«
    Fowler lacht unverhofft laut auf, ein volles, offenes Lachen, das mich flüchtig an den Mann erinnert, für den ich ihn vordem gehalten hatte.
    »Es gibt keine Glaubensversion, die nicht so interpretiert werden könnte, dass sie zu den angestrebten politischen Zielen passt. Ich dachte, das hättet Ihr auf Euren Reisen gelernt, Bruno. Ich persönlich würde dem jungen James raten, die katholische Kirche zu unterstützen, allerdings nur aus dem Grund, weil dort das Machtgleichgewicht in Europa liegt, obwohl …«
    »Das reicht jetzt, William.« Douglas schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir müssen die Sache langsam zu Ende bringen.«
    »Auf der anderen Seite dieser Tür befindet sich ein Schankraum voller Menschen.« Ich hebe meine Stimme ein wenig; sie beginnt mitten im Satz zu zittern. Douglas legt den Kopf schief und grinst.
    »Wisst Ihr nicht, wo Ihr seid, Bruno? Dieser Bezirk wird die Freistatt genannt. Eine halbe Meile südwestlich von hier unterstünden wir der Gerichtsbarkeit des Sheriffs von Surrey. Eine halbe Meile weiter nördlich, auf der anderen Seite des Flusses, gelten die Gesetze der Stadt London – dieses kleine Fleckchen Erde jedoch wird von dem Bischof von Winchester regiert, und der kümmert sich um nichts. Wir stehen hier alle außerhalb des Gesetzes, Söhnchen. Eure Leiche könnten wir sogar vor einem Hurenhaus auf der Straße liegen lassen, und die Leute würden einfach über Euch hinwegsteigen, während Ihr langsam verrottet.«
    Fowler korrigiert seinen Griff um sein Schwert. Mir bleibt kaum ein Herzschlag lang Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Ehe er reagieren kann, reiße ich die Öllampe vom Tisch und schleudere sie ihm entgegen. Er versucht zurückzuspringen, aber sein Ärmel fängt Feuer, und er lässt das Schwert sinken, als er die Flammen mit seiner freien Hand ausschlägt. Im selben Augenblick, in dem sich Douglas aus der anderen Richtung auf mich stürzt, hebe ich ein Ende der Bank neben dem Tisch an und ramme sie mit voller Wucht gegen ihn. Er wirft sich wutschnaubend zur Seite, ist aber lange genug abgelenkt, um es mir zu ermöglichen, mich auf das Fensterbrett zu schwingen und hinauszuspringen. Ich lande klirrend zwischen Milchkannen in einem schlammigen Hof, auf dessen anderer Seite ein Tor zu einer Seitenstraße hinausführt. Douglas springt gleichfalls aus dem Fenster, als ich gerade das Tor hinter mir zuschlage und blindlings durch die nebligen Straßen hetze, ohne zu wissen, wohin sie mich führen.
    Alles, was ich jetzt tun kann, ist, so schnell wie möglich in die trübe Nacht hineinzurennen. Ich höre Douglas – oder beide Männer – dicht hinter mir; einige Male meine ich, ihre Atemzüge vernehmen zu können, aber

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