Frevel: Roman (German Edition)
und sich in guter körperlicher Verfassung befindet. Doch nach einem Moment bricht er in schallendes Gelächter aus.
»Oh, und Ihr seid zu dem Schluss gekommen, dass ich der Täter bin, nicht wahr? Wegen eines Titels, den irgendein alter Vorfahre geführt hat und den sich jeder ausgeborgt haben könnte? Meint Ihr wirklich, das hat vor Gericht Bestand?« Sein Lachen klingt in dem kleinen Raum falsch und aggressiv.
Ich bewege mich behutsam um den Tisch herum auf ihn zu, als er mit erhobenen Händen zur Wand zurückweicht.
»Wenn Ihr unschuldig seid, habt Ihr nichts zu befürchten.« Ein Schauer überläuft mich, sobald mir klar wird, dass sich Walsingham genau dieses Arguments bedient, wenn er katholische Verdächtige verhört.
Douglas lächelt weiterhin unsicher. Endlich lässt er die Hände sinken, aber ich sehe, dass seine Muskeln auch jetzt noch angespannt und in Alarmbereitschaft sind.
»Nehmt das Messer weg, Bruno, seid kein Narr.«
»Ihr begleitet uns flussaufwärts, Douglas – Ihr habt keine andere Wahl.« Ich versuche, meine Stimme so gebieterisch wie möglich klingen zu lassen. Mein Messer ist nach wie vor auf ihn gerichtet. Douglas dreht sich mit einem flehenden Gesichtsausdruck zu Fowler um.
»Ja – steckt das Messer weg, Bruno.«
Fowlers Stimme bleibt so ruhig und freundlich wie immer, auch dann noch, als ich mich, nicht sicher, ob ich richtig gehört habe, langsam zu ihm wende und feststelle, dass er von der anderen Seite des Tisches aus mit seinem Schwert auf mich zielt. Lange herrscht Schweigen, während wir uns anstarren.
»Kommt schon, Bruno – glaubt Ihr wirklich, ein hübsches junges Ding wie diese Cecily würde einen Ring von einem graubärtigen alten Trunkenbold mit so einem Gesicht annehmen?«, fragt Douglas schließlich, dabei deutet er spöttisch auf sich selbst. »Ihr beliebt wohl zu scherzen. Nein, ich könnte trotz meines Familiennamens nie als Earl durchgehen.« Er verschränkt grinsend die Arme vor der Brust, doch ich konzentriere mich jetzt auf Fowler. Er fixiert mich noch immer so gelassen, als wäre nichts geschehen, und zum ersten Mal fällt mir auf, dass man ihn durchaus als gut aussehend bezeichnen könnte. Sein Gesicht ist absolut symmetrisch, hat ebenmäßige Züge, und seine Augen blicken klar und ernst.
»Ihr.« Mehr scheint es dazu nicht zu sagen zu geben.
Er neigt kaum merklich den Kopf, zieht das Schwert jedoch nicht zurück.
»Der Earl of Ormond, zu Euren Diensten«, bestätigt er in dem unverkennbaren Tonfall der englischen Aristokratie. »Ihr bringt uns in eine schwierige Situation, Bruno«, fügt er in seinem eigenen Akzent hinzu. »Ich hatte darauf gebaut, dass Ihr etwas herausfindet, was Howard oder den Earl of Arundel so stark belastet, dass man sie verhaften würde, bevor dieser Invasionsplan im Ausland tatsächlich in die Tat umgesetzt wird. Aber Ihr habt angefangen, in den falschen Ecken herumzustochern.«
Ich packe mein Messer fester. Fowler richtet noch immer sein Schwert gegen mich. Obwohl der Tisch zwischen uns steht, würde es ihm vermutlich gelingen, mich mit der Klinge zu durchbohren, bevor ich Douglas erreiche, also lasse ich den Dolch sinken. Douglas wirkt sichtlich erleichtert darüber, dass ihm von mir keine unmittelbare Gefahr mehr droht; er greift nach seiner Pfeife und macht sich daran, sie erneut anzu zünden.
»Eines verstehe ich nicht«, bemerke ich endlich. »Wollt Ihr, dass die anderen Verschwörer verhaftet werden? Dass die Invasion scheitert?«
Fowler blickt Douglas an, der gleichmütig die Achseln zuckt.
»Du kannst seine Neugier ruhig befriedigen.« Er nuckelt heftig an dem Pfeifenstiel, bis die Tabakblätter zu schwelen beginnen. »Er kann ja schließlich nichts mehr ausplaudern.«
»Das Letzte, worauf wir hinarbeiten, ist Maria Stuarts Entlassung aus dem Gefängnis«, erwidert Fowler glatt. »Sie darf noch nicht einmal in die Nähe des englischen Throns kommen, sondern muss wegen Verrats verurteilt werden.«
»Also habt Ihr Cecily Ashe den Hof gemacht und sie dann getötet, um den Verschwörern die Schuld in die Schuhe zu schieben und mit Maria ein falsches Spiel zu treiben?« Ich schüttele den Kopf. »Wen wollt Ihr denn dann auf dem Thron sehen – Elisabeth? Ich dachte, sie sollte vergiftet werden.«
Fowler mustert mich fast mitleidig.
»Wir wollen den wahren Erben auf den Thron bringen, Bruno. Den König, der unter der Anleitung seiner vertrauten Ratgeber dieses gespaltene Reich vereint. Den einen Abkömmling Henry
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