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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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hat.«
    Fowler runzelt nachdenklich die Stirn. »Dann muss das Buch selbst eine Botschaft enthalten oder irgendeine geheime Bedeutung haben. Einer von uns wird es lesen müssen. Und Ihr seid der Gelehrte, nicht wahr?«
    Ich verdrehe in gespieltem Protest die Augen. »Schon gut, ich werde mir eine Ausgabe beschaffen. Zumindest bin ich dann für die nächste Diskussion mit ihm besser gerüstet.«
    Fowler lächelt, hebt aber warnend einen Finger. »Seid sehr vorsichtig, was Howard betrifft, Bruno. Er ist der festen Überzeugung, dass seine Familie mehr als jede andere unter den protestantischen Reformen gelitten hat, und er ist nicht gewillt, irgendwelche Rücksicht zu nehmen. Die Howards haben Land und Titel des Herzogtums Norfolk eingebüßt, als sein Bruder hingerichtet wurde, und seitdem wartet er auf eine Gelegenheit, sich zu rächen.«
    »Und jetzt will er Krieg.«
    Fowler schneidet eine Grimasse.
    »Allmählich sieht es so aus. Keinem von ihnen liegt wirklich etwas an Maria Stuart, sie benutzen sie alle nur als Vorwand, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Aber sie sind durchaus bereit, England in einen Krieg zu stürzen, um diese Ziele zu erreichen. Hat Mendoza Salisbury Court schon einen Besuch abgestattet?«
    »Der spanische Botschafter? Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn erkennen würde.«
    »Oh, Ihr erkennt Don Bernadino de Mendoza, wenn Ihr ihn seht. Sieht aus wie ein Bär und hat eine Stimme wie eine Kriegstrommel. Sobald er kommt, um privat mit Castelnau zu sprechen, gebt mir Bescheid, dann teile ich es unserem gemeinsamen Freund mit. Wenn es Howard und dem Herzog von Guise gelingt, sich spanisches Geld zu verschaffen, könnte all dieses Gerede von einer Invasion bald mehr werden als bloße Worte.«
    »Reicht denn die Absicht, Verrat zu begehen, für die notwendigen Maßnahmen nicht aus, wenn die Königin davon erfährt?«
    Fowler schüttelt brüsk den Kopf. »Die Königin wird keine Beschuldigungen gegen Howard oder Maria Stuart erheben – und auch nicht gegen die Botschafter von Frankreich oder Spanien –, wenn sie keine hieb- und stichfesten Beweise dafür hat, dass sie ihr oder dem Land Schaden zufügen wollen. Sie sind alle viel zu mächtig. Und ich spreche von Beweisen, die vor Gericht Bestand haben. Unser Freund möchte diese Angelegenheit so weit vorantreiben, dass jemand die Pläne dieser Gruppe schriftlich festhält und die Namen der Beteiligten auflistet.«
    »Das ist ein gefährliches Spiel.« Ich stelle fest, dass ich mich über die Selbstverständlichkeit ärgere, mit der Fowler Walsinghams Wünsche zu kennen vorgibt – so, als vertraue der Staatssekretär ihm täglich seine Gedanken an. Freilich erkenne ich zugleich auch, dass dies auf Eifersucht meinerseits beruht, auf dem irrationalen Wunsch, ebenso vertraut mit Walsingham zu sein.
    »Sicherlich.« Fowler presst die Lippen zusammen, bis sie fast nicht mehr zu sehen sind. »Obwohl ich es nicht unbedingt als Spiel bezeichnen würde. Ich weiß von meinen Quellen in Paris, dass Guise bereits Truppen zusammenzieht, die er entsenden kann, wenn er erfährt, dass die Zeit dafür gekommen ist.«
    »Arbeitet Ihr schon lange für ihn? Für unseren Freund, meine ich?«
    Er zuckt die Achseln.
    »Ein paar Jahre.«
    »Und wie seid Ihr zu alldem gekommen?« Ich schwenke die Hand durch die Luft, um auf das Netz anzuspielen, das Walsingham um sich webt und das wir nicht beim Namen nennen.
    Fowlers Lippen krümmen sich zu einem leisen Lächeln.
    »Zuerst aus Abenteuerlust, schätze ich. Mein Vater ist ein respektabler Edinburgher Bürger, der wollte, dass ich Jurist werde. Doch als ich vor ein paar Jahren nach Paris kam, um mein Studium dort fortzusetzen, war ich überrascht, wie viele unzufriedene Engländer ich dort vorfand – Konvertiten aus Oxford und Cambridge, die alle darauf brannten, eine katholische Rebellion gegen die englische Königin anzuzetteln.« Er hält inne, um einen großen Schluck aus seinem Humpen zu nehmen. »Es ist natürlich ungefährlich, in der Sicherheit einer Pariser Schänke mit den Kumpanen über Revolution zu diskutieren, und das meiste war ohnehin nur leeres Geschwätz. Aber ich begriff bald, dass es einer oder zwei von ihnen wirklich ernst meinten und über wichtiges Wissen verfügten. Alles, was ich tun musste, war, still dazusitzen und an den richtigen Stellen zu nicken, und schon dachten sie, ich wäre einer von ihnen.« Wieder führt er den Humpen zum Mund und blickt sich dann wachsam um. »Mir wurde auch klar, dass

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