Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
Vom Netzwerk:
wie ein schleichendes Gift gegen mich arbeiten, bis noch nicht einmal die, die ich als meine Freunde bezeichnete, mehr zu mir halten würden. Und er forderte mich heraus, ihn auf die Probe zu stellen.«
    »Doch das ist zehn Jahre her«, versuche ich ihn zu beruhigen.
    »Ja, und ich bin immer noch hier. Oh, im Laufe der Jahre haben die Ignoranten und Neider oft gegen mich gehetzt – behauptet, ich würde Dämonen beschwören, mit den Toten sprechen, alle möglichen verbotenen und scheußlichen Rituale mit mumifizierten Leichen oder tot geborenen Kindern zelebrieren, und was weiß ich noch alles. Bislang hat Ihre Majestät diesen Unsinn nicht ernst genommen.« Er legt mir eine Hand auf den Arm. »Aber ich habe mich zu keiner Zeit der Illusion hingegeben, dass Henry Howard seinen Hass oder seine Drohung vergessen hat. Männer wie Ihr und ich, Bruno – wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis. Wir arbeiten am äußersten Rand des Wissens, und das jagt vielen Leuten Angst ein. Wir können uns nie sicher sein, wann wir vielleicht einbrechen werden.«
    Er sieht so melancholisch aus, dass ich meine Hand über die seine lege und sie einen Moment festhalte.
    »Howards Antwort auf Eure Ablehnung bestand demzufolge darin, sich vehement gegen jede Form okkulten Wissens auszusprechen?« Ich deute auf das Buch. Dee runzelt die Stirn.
    »Öffentlich schon. Gleichwohl habe ich mich immer gefragt, ob er heimlich seine Ziele weiterverfolgt und seine Frömmigkeit als Deckmantel benutzt hat. Henry Howard ist ungemein hartnäckig. Vor ungefähr vierzehn Jahren kam das Gerücht auf, dass eine Kopie von Hermes’ verlorenem Manuskript gefunden worden wäre. Diesen Teil der Geschichte kennt Ihr von diesem Schurken Jenkes, Bruno.«
    Ich nicke – Rowland Jenkes, der Händler, der esoterische und verbotene Bücher vertrieben und mich in Oxford zu töten versucht hat.
    »Nun«, fährt er fort, »Ihr erinnert Euch sicher, dass Jenkes gemeint hat, das Buch in einer Bibliothek der Universität von Oxford entdeckt zu haben. Da er von meiner Sammlung wusste, schrieb er mir, und ich reiste nach Oxford, um ihn zu treffen. Das, was er mir von dem Manuskript zeigte, überzeugte mich so, dass ich ihm einen hohen Preis bot.«
    »Demnach habt Ihr es gelesen?« Ich beuge mich begierig vor.
    »Nur einen kleinen Teil davon«, erwidert er. »Vollkommen gewiss bin ich mir dessen nie gewesen, aber damals glaubte ich, es stamme wirklich von Hermes Trismegistos. Ich wollte es nach London bringen und so schnell wie möglich übersetzen. Nur bekam ich nie die Gelegenheit dazu. Wie Ihr wisst, wurden mein Diener und ich kurz nach unserem Aufbruch aus Oxford auf der Straße brutal überfallen und ausgeraubt, und das Buch wurde mir abgenommen.«
    »Jenkes erzählte mir das«, nicke ich. »Doch er schwor, dass er mit dem Diebstahl nichts zu tun gehabt hätte.«
    »Zuerst dachte ich, er müsse dahintergesteckt haben, um das Buch erneut verkaufen zu können.« Dee reibt sich geistesabwesend den Hinterkopf, als hätte die Geschichte die alte Wunde wieder aufgerissen.
    »Ich kehrte nach Oxford zurück, um mich zu erholen – bei dem Angriff wurde ich ziemlich schwer verwundet –, und stellte Jenkes zur Rede; er stritt natürlich alles ab. Im Laufe der Zeit jedoch kam ich darauf, dass es außer ihm noch andere gab, die das Buch in ihren Besitz bringen wollten und die über die notwendigen Mittel verfügten, Spione in meinem Haus und Räuber, die es entwenden sollten, zu bezahlen.«
    »Henry Howard?« Ich blicke auf sein Buch in meinen Händen.
    »Es ist nur ein Verdacht, ich habe keinerlei Beweise. In den darauffolgenden Jahren fragte ich jeden, den ich kannte, jeden Sammler und Händler, der mit Antiquitäten und Manuskripten zu tun hatte – sowohl in England als auch in dem Rest von Europa –, und keiner hatte je wieder etwas von dem Buch des Hermes gehört. Und Ihr könnt wetten, dass Jenkes, wenn er der Dieb gewesen wäre, versucht hätte, es noch einmal zu Geld zu machen. Was zu dem Schluss führt, dass es mir jemand gestohlen hat, der kein Interesse daran hatte, es zu verkaufen, sondern der es behalten und seinen Inhalt studieren wollte.«
    »Wenn wir ganz sicher sein wollen, bleibt uns nur eins – wir müssen versuchen, Henry Howard zu töten«, schlage ich mit todernster Miene vor. »Stellt sich heraus, dass er unsterblich ist, können wir davon ausgehen, dass er das Buch hat und es echt ist.«
    Dee kichert leise. »Führt mich nicht in Versuchung, Bruno. Jedenfalls

Weitere Kostenlose Bücher