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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Intrige wie zum Liebesflüstern tauglich schien. Von Sofa und Teetisch durch einen breiten Raum getrennt, aber noch im Bereich des wohltätigen Feuers zweier Kamine, standen zwei Spieltische. Den einen hatten General Klenzel, der bescheidener gewordene Spiegel und der Pole Lubomirsky eingenommen, dessen Schwester wegen ihres Einflusses in Warschau mit dem Titel einer Fürstin von Teschen abgefunden worden war, nachdem sie August geliebt; sie warteten auf den König, der den vierten Platz einzunehmen pflegte. An dem anderen Spieltisch hatten sich die Generalin Klenzel und die Gräfin Bielinsky, die Schach spielten, neben zwei anderen Hofdamen niedergelassen. Gruppen von Kavalieren standen, nach Laune verteilt, umher und flüsterten. -- Der König trat ein, gefolgt von Brühl. Alles erhob sich. August trat grüßend an den Tisch und nahm neben der Gräfin Morsinska Platz.
    Sulkowsky begab sich an den Spieltisch der Generalin Klenzel und sah der Schachpartie zu, die sich ihrem Ende näherte. Brühl zog sich hinter Spiegel zurück, seine Aufmerksamkeit dem armen Ehegatten widmend, der beträchtlich verlor. Man spielte überhaupt höchst achtlos, und die Unterhaltung war lau, denn alles war gespannt auf das, was kommen werde. Man hatte unter wechselnden Gesprächen von Oper, neuen Toiletten, jüngsten Nachrichten aus Paris, Balletts, neuen Bauprojekten die träge Zeit zu beschleunigen gesucht, als das Rollen einer Equipage, der Trommelwirbel der salutierenden Hofwachen den Kurprinzen meldeten, der bald darauf eintrat. Sulkowsky, der etwas die Farbe wechselte, und Brühl sahen sich fragend an. Das Erstaunen der Anwesenden wuchs aber um so mehr, als der König aufstand, dem Kurprinzen entgegenging, ihm herzlich die Hand drückte und ihn neben sich auf den Sessel zog, indem er sagte: »Das ist mir lieb, daß du so bald kommst!« Ein Zug nachdenklicher Rührung überflog das sonst so strenge Gesicht Augusts. So hatte er sich noch nie gegen den Sohn benommen. -- »Ich eilte um so sehnlicher her, Majestät, weil ich die Spanne Zeit noch ausnutzen wollte, die es mir erlaubt, meinen gnädigen Vater zu sehen.«
    »Das sollst du auch, und da ich in der nächsten Woche reise, sollst du bei mir bleiben. Wer weiß, ob's nicht lange dauert, bis wir uns wiedersehen! Damit aber daheim alles in Ordnung bleibe, mein Sohn, wirst du die Reichsgeschäfte inzwischen versehen. Sulkowsky, Sie werden die bevollmächtigende Order ausfertigen. Seine Hoheit der Kurprinz regiert mit meiner ganzen Gewalt, solange ich fort bin!«
    Brühl konnte ein leises Lächeln kaum zurückhalten; die schöne Kollowrat aber richtete einen erstaunten Blick auf Sulkowsky, der sich, seinen Schreck verbergend, tief vor dem König verbeugte.
    »Euer Majestät fühlen sich aber nicht wohl genug zur Reise!« sagte schüchtern die Gräfin Morsinska. -- »Wohl wahr, meine Liebe, aber die Geschäfte sind zu dringend. Wenn ich auch in Warschau nicht selbst alles besorgen kann, so überwache ich doch alles. Freilich muß ich mich auf die Zuverlässigkeit meiner Begleiter verlassen, und ich denke, ich kann das. -- Lieber Brühl,« und er reichte dem Kammerherrn die Hand, die dieser küßte, »Sie haben mir so lange anhängliche Treue bewiesen, Sie reisen mit mir! Die Grafen Sulkowsky und Lubomirsky sollen auch mit, und ich will wüschen, daß sie in Warschau recht ersprießliche Dienste leisten können. Sulkowsky, stellen Sie sogleich die Kabinettsorder für seine Hoheit aus! Lieber Sohn, es wird demnächst nötig werden, die Kurprinzessin Hoheit nach Dresden zu bitten, damit du die Deinen um dich hast. Du wirst den linken Flügel des Schlosses einnehmen.«
    Alles war erstaunt. Sulkowsky, starr und keines Wortes fähig, schwankte hinaus. Brühl, dessen Gesicht rot vor innerer Bewegung war, richtete einen langen Blick auf die Gräfin Kollowrat, die sich auf die Lippen biß und ihre Augen vor ihm niederschlug. Das Rätsel war gelöst: nicht Sulkowsky, sondern der Erbprinz selbst führte das Interimsregiment. Brühl begleitete speziell des Königs Person, und das war ihm in einer Form gesagt worden, aus der hervorging, daß er keinen bloßen Kammerherrndienst zu versehen habe. Auch Sulkowsky sollte mit; aber die Art des Befehls und die Tatsache, daß neben ihm Lubomirsky mit einer Art Gleichberechtigung genannt wurde, schienen höchst auffallend.
    Der Tee war inzwischen eingenommen worden. Auf einen Wink des Königs erschien Hasse mit seiner Gattin, der Sängerin Faustina, und

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