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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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wenig später hatte sich die ganze Gesellschaft in italienische Opern vertieft.
    Im Beratungszimmer des Königs saß unterdessen Sulkowsky und verfaßte in Zorn und Wut das Edikt für den Prinzen. -- »Gut! Schon gut,« rief er aufspringend, »Brühl ist ihm lieber mit seiner Lakaienseele! Nicht allein, daß mir der Prinz, gegen den ich nichts machen kann, den Weg verrannt hat, -- nein, Brühl wird als sein Alles mitgenommen, und ich bin neben dem Laffen Lubomirsky nur gut dazu, unter meiner Koterie in Warschau zu agitieren! O, ich seh's ein: solange ich sein Arm war, der von Dresden bis Polen reichen konnte, solange er in mir den polnischen Adel flattierte, gestand er mir alles zu. Jetzt, da er selbst nach Warschau kommt, denkt er, ich sei entbehrlich! Gut, gut! Aber laßt mich nur erst in Warschau sein! Er soll bald merken, wie dringend nötig er mich haben wird ... Doch ich muß rasch das Dokument beenden! Während ich hier sitze, hat Brühl Zeit, mit der Gräfin Kollowrat zu sprechen.« Er setzte sich an den Tisch und schrieb weiter.
    Brühl hatte inzwischen dem Gesang der Faustina zugehört, in den die Gesellschaft so vertieft schien, daß sie es nicht bemerkte, wie die schöne Kollowrat in das Gewächshaus trat.
    Leise näherte sich der Kammerherr dem jungen Lubomirsky, der in einem Meer von Wonne schwamm. »Von Herzen meine Gratulation, lieber Graf! Sie sehen: wenn die Umstände und Lebenslagen oft noch so ungünstig sind, das wahre Verdienst wird doch einmal belohnt. Ich kann es mit Stolz sagen, daß ich nicht der letzte war, der es bemerkt hat.«
    »Und Sie sind wohl gar die Ursache, daß ...«
    »Still! Nicht doch! Das Auge des Königs sieht scharf genug; nur muß man den gnädigen Blick bei den vielen Geschäften manchmal zu seinem rechten Ziel hinlenken!«
    Heftig drückte der junge Pole Brühls Hand: »Ich bin von Stund' an Ihr ergebenster Freund, und ...«
    »Ich will, daß Sie Ihr eigener bester Freund sein sollen, Graf! Sie sind lange zurückgedrängt worden. Was ich Ihnen nutzen kann in zweckmäßiger Behandlung der Geschäfte, geschieht gewiß. Alliieren Sie sich mit mir, und Sie sollen ein Staatsmann
comme il faut
werden! -- Jetzt tun Sie mir aber den Gefallen und decken Sie die Glastür mit Ihrem Körper; ich will, ohne bemerkt zu werden, ins Glashaus treten.«
    Ein Helldunkel, gewoben aus den Reflexen des Schnees drunten und dem verlorenen Lichtschimmer, der durch die Glastür fiel, gab dem Gewächshaus eine bezaubernde Herrlichkeit. Leise drangen die weichen Klänge der Musik herein, um langsam verhauchend unter den Myrten einzuschlummern. Hier saß die schöne Antonie von Kollowrat, tief in Gedanken versunken; hier trat Brühl vor sie hin: »Darf ich's wagen, Komtesse, Sie um eine kurze Unterredung zu bitten?«
    Sie schrak zusammen. -- »Warum nicht, Herr Kammerherr? Nur finde ich den Ort und die Form nicht besonders gut gewählt.«
    »Gewiß, Komtesse! Dafür wird unser Gespräch den Vorzug haben, kurz und entscheidend zu sein. Ein einfaches Ja oder Nein Ihrerseits genügt mir.«
    »Bitte, reden Sie!«
    »Komtesse, sehen Sie ein Unrecht darin, wenn ein Mann nach dem höchsten Preis des Lebens strebt? Zumal, wenn er dazu die Kraft in sich fühlt?«
    »Wie sollte ich das? Das ist ja sein Beruf, ist das, was ihn zum Manne macht! Wer sich aber etwas vorsetzt, das zu erringen er nicht imstande ist, der ist ein Knabe und kein Mann!«
    »Und Sie können nur einen Mann lieben, schöne Komtesse?« und Brühl ergriff ihre Hand.
    »Nur einen Mann, Brühl, darauf verlassen Sie sich!«
    »Haben Sie schon einen solchen Mann gefunden?«
    »Nein!« Sie lächelte und setzte hinzu: »Ein Männlein nur, -- und dann noch so ein Garnichts von einem Menschen, von dem ich nicht weiß, ob er zum andern Geschlecht gehört.«
    »Ah! Nicht übel! O, ich verstehe, Gräfin! Nun, dieses Garnichts von einem Menschen, das zugleich arm ist und nur sein Wappen hat, dieses Nichts von einem Menschen wird das Männchen stürzen und einst erster Minister eines Reiches werden, -- es nur darum werden, damit die schöne Kollowrat ihn als Mann erkenne ... und ihm erlaube, ihre Hand zu erbitten.«
    »Und ich werde sie ihm dann geben, Brühl, sicher! Im gewöhnlichen Leben entscheidet die Qualität des Herzens bei der Ehe; bei uns kann man die Liebe nur danach messen, wieviel ein Liebender für seine Erkorene zu erringen weiß.«
    »Und wollen Sie den Kampf zwischen dem Männchen und dem Nichts abwarten?«
    »Wie lange?«
    »Wir sind

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