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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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geraten habe. Sie sind durch diese Nachrichten der Staatsmann Ihres Landes geworden, der Vermittler zwischen Adel und König, und wenn Sie so, von dem Vertrauen Ihrer Landsleute getragen, vor Seine Majestät treten, erlangen Sie die Wichtigkeit, die Sulkowsky verloren hat. Begreifen Sie nun? Und ich bin Ihr Kompagnon, der den König wieder mit dem Lande verbindet.
Mort de ma vie
, wir werden beide Minister! -- Nun aber schweigsam, und nie mehr als mit einem von der Sache reden! Wo drei sind, ist immer ein Verräter, und die anderen sind Zeugen. Bei zweien hört jede Verantwortlichkeit auf.« Lubomirsky war sehr beschränkt, aber das verstand er doch ...
    Siepmann, der vor Augusts Ankunft die bewußten Briefe an die Vornehmsten der polnischen Aristokratie überbracht hatte, war überzeugt, daß Garnison und Stadtadel die Sache Leszczynskis vollständig aufgegeben hatten. Nun galt es noch, den Adel des flachen Landes gefügig zu machen, und zum Schluß einen Reichstag zu halten, auf dem dem König noch einmal der Treueid geleistet werden sollte. Siepmann war überall.
    König Augusts Krankheit hatte sich inzwischen mit jedem Tage verschlimmert, und die beiden Leibärzte erklärten eines Abends, daß plötzlich der Brand in die Wunde getreten und keine Hilfe mehr möglich sei. Brühl mochte so etwas schon während der Reise geahnt haben; denn die liebevolle Aufmerksamkeit, die er dem König gewidmet hatte, stach grell von der geschäftigen Nachlässigkeit Sulkowskys ab, der, überdies gereizt von dem Benehmen seiner Landsleute, stets in schlechter Stimmung war. Als nun die Ärzte Brühl die Trostlosigkeit von Augusts Zustand mitteilten, nahm er ihnen auf ihren Amtseid das Versprechen des Schweigens ab. Tags darauf bereitete er in ihrer Gegenwart den starken August auf den letzten, unvermeidlichen Schritt vor.
    Inzwischen hatte er nach Dresden geschrieben und die königliche Familie auf die Möglichkeit eines Ablebens des Monarchen schonend vorbereitet. Zu Siepmann aber sagte er: »Halten Sie sich bereit, sofort als Kurier nach der Residenz zu gehen!« Siepmann war immer bereit.
    In der Nacht des 31. Januar 1733 wurde auch dem herbeigerufenen Sulkowsky und den vornehmen Häusern des Landtages das Unvermeidliche mitgeteilt: August würde den nächsten Morgen sterben.
    Beklommene Stille herrschte in dem matterleuchteten Gemach; nur der König ächzte in Todesschmerz. »Geht alle hinaus! Alle! Ich will allein sein! ... Nein, nicht alle! Brühl soll bei mir bleiben!«
    Als sich die Anwesenden entfernt hatten, verlangte der König Tinte und Feder, und mit zitternder Hand warf er ein paar Zeilen aufs Papier. »Lesen Sie es, Brühl, und handeln Sie danach! -- Die Ärzte!« -- Brühl warf einen Blick auf das Papier, rief die Ärzte und entfernte sich.
    »Sie können nichts mehr für mich tun, meine Herren? Ja oder Nein!« -- Die Ärzte schüttelten traurig das Haupt.
    »Können Sie mir nichts Stärkendes geben? Ich brauche noch Kräfte diese Nacht, und wenn ich doch sterben muß, ist es gleich, ob eine Stunde früher.«
    »Majestät!« riefen die Ärzte entsetzt. -- »Ich sage euch, ich muß diese Nacht noch tätig sein, sonst sterbe ich in Verzweiflung. Gebt mir etwas!«
    Die Ärzte sahen sich fragend an. Dann reichten sie ihm ein Medikament, das den verendenden Löwen zu beleben schien. »Ah, das ist gut! ... Kommt Brühl noch nicht?«
    Brühl trat ein. Er trug einen großen, würfelförmigen Kasten von rotem Leder unter dem Arm und stellte ihn neben des Königs Bett.
    »Laßt mich mit Brühl allein!« -- Die Tür fiel hinter den Ärzten zu. Brühl öffnete den Kasten, und hastig griff der König hinein. In seinen schwankenden Händen hielt er die Krone Polens, die Brühl auf sein Geheiß aus dem Staatstresor geholt hatte.
    »Brühl, die Krone vertraue ich Ihrer treuen Hand, wenn ich tot bin! ... Sie kennen Ihre Pflicht!«
    Ein paar Tränen fielen herab auf das schimmernde Kleinod und hingen zwischen den Perlen, -- Tränen, von einem sterbenden König auf eine unheilvolle Krone geweint ...
    »Hier, nehmen Sie, Brühl! Ich will an meinen Sohn schreiben.« Brühl legte das Kleinod in den Kasten zurück und reichte dem König nochmals das Schreibgerät. Die Arznei mußte dem König frische Kräfte gegeben haben, denn er schrieb schnell, wie von etwas Unsichtbarem gepeitscht, und er schrieb lange. Endlich war er fertig, faltete das Papier zusammen und legte es zwischen die Spangen des Diadems. Brühl schloß den

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