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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Sie diese Nachricht?«
    »Von einem meiner geheimen und zuverlässigen Unterhändler.«
    »Aber, mein Gott, was ist zu tun?«
    »Rasch handeln, Majestät! Preußen muß man loswerden, die bayrische Allianz sehr lau betreiben und Österreich nie so feindlich behandeln, daß man nicht jederzeit sich mit ihm versöhnen kann. Vor allem müssen wir gerüstet sein! Ich werde mir erlauben, Euer Majestät morgen definitive Vorschläge zu machen.«
    »Gut, gut, Brühl! -- Brühl, habe ich auch Geld?«
    »Ja, Majestät!«
    Der König trat zur Königin, der er zu einer Polonäse den Arm bot. Brühl engagierte das Fräulein von Kling.
    »Haben Sie sich von dem Schreck erholt, Herr Minister?« fragte sie spöttisch.
    »Wie Sie sehen, meine Gnädige!«
    »Und bei Ihrem Geiste und der Elastizität Ihrer Denkart, Herr Graf, haben Sie zweifelsohne auch schon einen Entschluß gefaßt?«
    »Wohl möglich, und ich hoffe, daß er gut ist. Gesetzt nun aber, ich ließe es auf das angedrohte Übel ankommen, was dann? Man hätte dann zwar in Wien die Freude, mich losgeworden zu sein, aber an meine Stelle würde die Königin selbst treten und in meinem Geiste weiterhandeln: und da ich, mein Fräulein, nie etwas Gewagtes unternehme, ohne daran das Schicksal anderer -- höherer Personen zu knüpfen, so begreifen Sie leicht, daß ich so tief nie fallen kann, ganz einflußlos zu werden. Sehr leicht wär's also, daß die ganze Drohung auf den mit doppelter Wucht zurückfiele, der sie ausgestoßen.«
    Die Kling sah ihn mit großen Augen an: »Sie sind unendlich vorsichtig, Graf! Nun wohl, ich will Ihnen eine Alternative stellen: im Falle Sachsen gegen uns ist, Veröffentlichung des Bewußten, falls Sachsen mit uns, erhält Ihre Frau Gemahlin eine Grafschaft in Böhmen im Betrage von zwei Millionen.«
    »Nicht übel! -- Nun, verehrtes Fräulein, ich bin ein Mann, der Vernunft annimmt. Sie können nach Wien melden, daß ich tun will, was in meiner Macht liegt. Freilich, von heute auf morgen können wir nicht herauskommen aus unseren Beziehungen ... Sobald die Schenkungsurkunde der Grafschaft in meinen Händen ist, soll der Kaiserhof einen Alliierten mehr haben!« Brühl verbeugte sich verbindlich, froh darüber, daß der Schlag, mit dem er nicht mehr gerechnet, den er aber in heimlichem Ahnungsvermögen doch immer befürchtet hatte, in solch konzilianter Form, gleichsam mit goldverbrämtem Samthandschuh, erfolgt war.
    Die unangenehmen Zwischenfälle rissen indessen nicht ab. Eines Tages trat Siepmann vor ihn hin und erinnerte ihn wieder an den Adelstitel: »Ich warte nun schon so lange auf diese Gunst, habe sie, wie mir dünkt, zehnfach erkauft, und möchte endlich darauf dringen, mir den versprochenen Rang gütigst auszuwirken.«
    »Siepmann! seien Sie vernünftig. Lassen Sie doch endlich die alte Marotte fahren. Nehmen Sie lieber Geld. Ich will Ihnen die Adelsforderung abkaufen. Was haben Sie denn an dem Titel?«
    Siepmann fuhr zurück. »Ah, das ist schön, Exzellenz! Diese ganze Reihe von Jahren haben Sie mich hingehalten, um mir jetzt zu verweigern, was durch meine aufopfernde Tätigkeit ein Recht geworden ist!« Das Gesicht des kleinen Mannes lief rot an.
    »Ihr Recht?« -- und Brühl fuhr auf -- »Ihr Recht, Herr? Sie haben Dienste geleistet und sind dafür mit Geld und Ämtern überreichlich bezahlt worden, -- ja, haben sich meiner besonderen Gunst zu erfreuen gehabt! Ist das für einen Menschen Ihrer Gattung nicht genug? Beim Himmel, das fängt an, mir etwas arg zu werden! -- Den Adelstitel verleiht man nur Männern von großen Tugenden und unbefleckter Ehre, nicht ...«
    »Leuten, die die Spitzbübereien eines Kammerherrn unterstützen, daß er Minister werden kann! -- Darf ich Sie daran erinnern, was ich alles für Sie getan habe? Wer hat den Sulkowsky gestürzt? Ich! -- Wer hat Ihnen zur Frau Ministerin verholfen? Wer ließ die Medaille in Holland machen? Wer schützte den König vor Ledekuskys Kugel? Wer schrieb das Dokument für Lichtenstein ab? Alles: ich! Ich, Herr von Brühl, habe Sie zu dem gemacht, der Sie sind! Ich kann Sie auch wieder stürzen, wenn ich will! Oder glauben Sie nicht, daß Sie um die Ecke sind, wenn ich Seiner Majestät die Rechnung des Medailleurs oder die Kopie der Lichtensteinschen Depesche zusende? Im übrigen geht Sie's gar nichts an, wie viel und wie wenig mir an dem Adel liegt! Ich will von Siepmann heißen, Herr Graf! Und wenn ich Minister machen kann, könnt' ich wohl selber einmal einer werden!«
    Bleich,

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