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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Teile von Schlesien als alten Besitz seiner Ahnen zurück.«
    »Eine verwickelte Geschichte, Brühl! Aber der Unterstützung Frankreichs sind wir doch sicher?«
    »Das sind wir schon, Majestät! Indessen hat es nicht nur uns, es hat auch Spanien zur Anmeldung von Erbansprüchen ermuntert.«
    »Hm ... na schön, lieber Brühl; wir haben ja Geld, sehen Sie zu, wie wir's am besten halten. Jedenfalls verzichten wir nicht!«
    »Keineswegs, Euer Majestät!« bestätigte der Minister die Willenskundgebung seines Königs; und er machte sie um so mehr zur Richtschnur seines Handelns, als er sich der Hoffnung hingab, mit dem Tode Karls VI. und der Thronbesteigung durch dessen Tochter Maria Theresia aller Befürchtungen wegen seiner damaligen Tat entraten zu dürfen, und als es seinem Ehrgeiz schmeichelte, sich bei einer erfolgreichen Handhabung seiner diplomatischen Künste vom Minister des kleinen Sachsens zu dem des »Deutschen Reiches« emporschwingen zu können.
    Mehr noch als sonst war Brühl nun am Hofe und in vertrautem Umgang mit dem König, mehr noch als sonst war seine Zeit und Kraft in Anspruch genommen, die verworrenen Fäden des Geschehens straff und sicher in Händen zu behalten. Selbst Antonie vernachlässigte er darüber, und die zu voller Entfaltung erblühte, leidenschaftliche Frau hatte, obwohl der Dienst bei der Königin sie immer noch reichlich fesselte, mehr Mußestunden, als ihr lieb und gut war. Sie sann auf jede mögliche Weise, Abwechslung in die sie bedrückende Eintönigkeit, belebenden Schwung in die einschläfernde Ruhe zu bringen; sie ging daran ...
    Doch da zerriß ein jäher Blitz die lastende Schwüle und fuhr zischend ebenso störend in die persönlichen Interessen des Brühlschen Ehepaares wie einschneidend in die der gesamten, mit Zündstoff überladenen europäischen Welt.
    Friedrich II. von Preußen, gerade ein halbes Jahr an der Regierung, war überraschend in Schlesien einmarschiert. Im Januar 1741 zog er in Breslau ein, im April besiegte er bei Mollwitz das österreichische Heer unter Neipperg, am 5. Juni schloß er ein Bündnis mit Frankreich, und bald darauf rückten französische und bayrische Truppen in Österreich vor ...
    Das Kabinett zu Dresden betrieb eine hinhaltende Politik. Zwar hatte sich an dem Ziel einer irgendwie gearteten Verwirklichung der sächsischen Erbansprüche nichts geändert, doch war man sich über die Wege, wie es zu erreichen sei, nicht einig. Ohne Bundesgenossen konnte man gegen Österreich nichts ausrichten, und gerade unter ihnen fiel die Wahl schwer. Schloß man mit Frankreich, Rußland, Bayern ein Bündnis, so konnte man schlimmstenfalls mit Bayern halbpart machen und durch eine Verheiratung mit der Prinzessin Anna doch noch die Ernte in die Scheune bringen, -- ging man an der Seite Preußens gegen Österreich -- und seine Erfolge sprachen sehr dafür --, so winkte das Königreich Mähren als sichere Beute.
    Brühl hatte sich schon für die französisch-bayrische Allianz entschieden, als ihm zwei Besuche angekündigt wurden.
    Der eine betraf die Königin und konnte ihn nicht sonderlich aufregen. Deren alte Erzieherin, Fräulein von Kling, die seither auf dem Gut einer Freundin an der sächsisch-böhmischen Grenze gelebt hatte, war von solcher Sehnsucht nach ihrer ehemaligen Pflegebefohlenen ergriffen worden, daß sie kurzentschlossen nach Dresden eilte, um Josepha wieder einmal in ihre Arme zu schließen. Sie war eine überschlanke, tabakschnupfende Person, durch unfreiwilliges Zölibat vor der Zeit verwelkt, von Bigotterie, Intrigen und Neid verbittert und verkniffen.
    Um so größer war die Aufregung, die der andere Besuch verursachte, und er ging alle an. Friedrich II. von Preußen war in Begleitung des Prinzen Heinrich überraschend am sächsischen Königshofe aufgetaucht.
    Man empfing ihn mit jener übertriebenen Zuvorkommenheit, hinter der sich große Verlegenheit so geschickt verbergen läßt, und veranstaltete sogleich großen Abendempfang.
    »Ich glaube, die Herren Sachsen haben sich bereits versagt«, bemerkte der preußische Monarch zum Prinzen Heinrich, mit dem er gedankenverloren dem Durcheinanderquirlen der Paare beim Galaball zusah, »wir wollen gleich erkunden, an wen.«
    Er ging auf August III. zu und zog ihn, den Arm freundschaftlich unter seinen schiebend, in eine ungestörte Fensternische. Augusts Auge suchte verzweiflungsvoll nach seinem Brühl, der ihn dieser bösen Bedrängnis entreißen mochte, -- und eben wollte der Minister,

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